Himmelsfreuden – Teil 18

Quelle
„The Happiness of Heaven“ von Fr. J. Boudreau S.J.

Grade der Freude bei der „glückseligen Vision“

Die Gemeinschaft mit Gott und die Freude an Ihm in der „glückseligen Vision“ ist nicht das gesamte Glück der Entrückten im Himmel; Es ist auch nicht das einzige, bei dem es unterschiedliche Genussgrade gibt.

Auch unsere Sinne sowie unser menschlicher Geist müssen weit über ihre gegenwärtigen Genussfähigkeiten hinaus angehoben werden. Auch sie sollen im Verhältnis zu den Verdiensten, die wir uns durch die Tugendhaftigkeit in unserem gegenwärtigen irdischen christlichen Lebens erworben haben, eine übernatürliche Entwicklung, eine exquisite Feinheit der Wahrnehmung und die Kraft, der Seele Freuden zu vermitteln, erhalten.

Folglich sind diejenigen, die hier das tugendhafteste Leben geführt haben, nicht nur am engsten mit Gott verbunden, indem sie in größerem Maße an der göttlichen Natur teilhaben; sondern auch ihre Sinne werden verherrlicht und an Genusskraft weit über die derjenigen verfeinert, die in geringerem Maße hier auf der Erde Tugend praktiziert haben. Daher werden die Höchsten im Himmel ungeheuer mehr Freude durch ihre Sinne erfahren als andere Entrückte, deren Leben auf der Erde nicht so rechtschaffen war.

Jede gegensätzliche Lehre würde nach Häresie schmecken. Wenn Dir zum Beispiel gesagt würde, dass ein Musiker, der Gott nie gedient hat, der aber dennoch entrückt wird, weil er auf dem Totenbett seine Sünden aufrichtig bereut und Jesus Christus als seinen HERRN und Erlöser angenommen hat, wegen seines kultivierten musikalischen Gehörs mehr Freude an himmlischer Musik haben werde als die Mutter von Jesus Christus, die Apostel und die Märtyrer, dann würde sich Deine ganze Seele zweifellos gegen eine solche Lehre auflehnen. Du würdest argumentieren, dass, wenn der Himmel der Lohn für Tugenden ist, sein ganzes Glück, seine ganze Freude und jeder Segen dort – von Gott Selbst oder von Geschöpfen kommend – in höherem Maße von denen genossen werden sollte, die in ihrem Leben hier auf der Erde Gott geliebt; Ihm gedient und die sich für Ihn aufgeopfert haben.

Damit hättest Du vollkommen Recht. Die Höchsten im Himmel werden nicht nur eine größere geistige Erhabenheit besitzen – was notwendig ist, um größeres Vergnügen zu genießen –, sondern ihre Sinne werden auch schärfer sein, so dass sie fähig sind, edlere Freuden von den Geschöpfen zu genießen.

Es wird bei den Freuden, die von den Geschöpfen ausgehen, so sein, wie es bereits für die „glückselige Vision“ erklärt wurde. Alle Entrückten werden die anderen Geschöpfe sehen und hören und die Früchte der Talente, die der Allmächtige in diese hineingelegt hat, um die Sinne Seiner Kinder zu erfreuen, genießen.

Aber dennoch werden nicht alle Entrückten das gleiche Vergnügen haben. Jeder wird im Himmel seine persönliche Freude erfahren, aber sein Vergnügen hängt von der übernatürlichen Verfeinerung seiner Sinne ab, wie er sie sich durch die Tugendhaftigkeit während seines christlichen Lebens auf der gegenwärtigen Erde verdient hat.

Stellen wir uns dazu ein großes Konzert vor, das in einer Kirche gegeben wird, wo alle Klassen der Gesellschaft vertreten sind. Sämtliche Besucher hören dieselbe Musik, sowohl vokal als auch instrumental, und alle haben zweifellos Freude daran. Aber erlangen sie alle die gleiche Menge an Vergnügen? Das tun sie sicherlich nicht.

Zur Veranschaulichung können wir diese große Zuhörerschaft in drei allgemeine Klassen einteilen.

  • Die erste besteht aus denen, die wenig oder gar kein musikalisches Gehör haben und denen das Konzert daher nur ein minderwertiges Vergnügen bereitet.
  • Die nächste Klasse besteht aus denen, die ein gutes natürliches Gehör für Musik haben, es aber nie durch Studium entwickelt und kultiviert haben. Diese empfinden offensichtlich ein weitaus größeres Vergnügen als die ersteren.
  • Die dritte Klasse besteht aus denen, die nicht nur ein natürliches Talent für Musik besitzen, sondern es darüber hinaus durch geduldiges und eifriges Studium weiterentwickelt haben. Diese empfinden deswegen ein grenzenloses Vergnügen. Sie folgen mit Leichtigkeit jedem Instrument und jeder Stimme in die komplizierteste Harmonie; gerade dort, wo der Ungebildete wenig oder gar keine Schönheit wahrnimmt, weil ihm die Musik zu wissenschaftlich ist. Diese Klasse erfährt bei diesem Konzert natürlich den höchsten Genuss.

Hier wird allen die gleiche Musik geboten. Jeder Anwesende erlebt das ganze Konzert so intensiv, als wäre er der einzige Zuhörer; und doch, welch ein Unterschied in der Freude, die jeder Einzelne von ihnen dabei genießt!

Wir haben diese Personen in drei Klassen eingeteilt, aber in Wirklichkeit bildet jede dieser Personen eine Klasse für sich; denn es gibt nicht zwei der Anwesenden, ob unter den Gebildeten oder den Unwissenden, die genau gleich viel Vergnügen bei diesem Konzert haben. Jeder eignet sich sein individuelles Vergnügen an und genießt es entsprechend der besonderen Entwicklung seiner Fähigkeiten.

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