Himmelsfreuden – Teil 17

Quelle
„The Happiness of Heaven“ von Fr. J. Boudreau S.J.

Grade des Glücks im Himmel

Das Licht der Herrlichkeit ist die neue Kraft oder das neue Medium, wodurch die Entrückten Gott sehen und sich an Ihm erfreuen werden. Darüber hinaus sollten wir auch verstehen, wie dieses Licht der Herrlichkeit seine unterschiedliche Intensität zur Quelle von sehr verschiedenen Graden von Glück oder Genuss wird.

Um zu begreifen, wie die einzelnen Grade der geistigen Erhebung in der „glückseligen Vision“ unterschiedliches Glück hervorrufen, müssen wir zunächst untersuchen, worin diese Grade der Freude bei den Geschöpfen, die uns jetzt in dieser gegenwärtigen Welt umgeben, bestehen. Dies wird wie ein Spiegel sein, in dem wir schwache, aber wahre Widerspiegelungen des gewaltigen Unterschieds sehen können, der zwischen dem Höchsten und dem Niedrigsten im Himmel besteht.

Um von anderen Geschöpfen Freude zu empfangen, reicht es nicht aus, von ihnen umgeben zu sein oder mit ihnen zusammen zu leben: Wir müssen dazu außerdem mit Organen oder Fähigkeiten ausgestattet sein, durch die wir diese Freuden empfangen und uns aneignen können, die sie uns – ihrer Natur nach – geben können.

So bringt ein großes Konzert, das die köstlichsten Freuden in Deine Seele gießt, einem tauben Menschen gar nichts, weil ihm das Empfangsorgan dafür fehlt, und daher ist diese Musik für ihn so, als würde sie überhaupt nicht existieren.

Aber das ist noch nicht alles. Unsere Freude hängt nicht nur von unseren Empfangsfähigkeiten ab, sondern die Menge oder der Grad dieser Freude wird von der Entwicklung und Perfektion derselben Empfangsorgane und -fähigkeiten bestimmt. Je höher entwickelt und kultiviert sie sind, umso intensiver wird auch die Befriedigungen und das Vergnügen sein, welche wir von etwas oder jemandem erlangen werden; während Personen mit geringerer Entwicklung viel weniger erhalten werden, obwohl das Ziel für alle dasselbe ist.

Wir wollen dies durch eine Veranschaulichung deutlich machen. Nehmen wir die Tausenden von Personen, die ein literarisches Werk gelesen haben, sagen wir zum Beispiel die Ilias von Homer. Sie alle hatten Augen und konnten lesen; sie alle besaßen das ganze Buch so vollständig, als ob es für jeden von ihnen persönlich geschrieben worden wäre; und zweifellos hatten sie alle Freude an der Lektüre dieses schönen Werkes..

Aber haben sie alle dabei die gleiche Menge an Vergnügen erlangt? Das haben sie sicherlich nicht. Nicht einmal zwei Personen empfanden beim Lesen dieses Buches jemals das gleiche Maß an Freude oder Genuss. Jeder empfing und eignete sich sein eigenes Vergnügen an, das im Verhältnis zur Kultivierung und Erhebung seines menschlichen Geistes unterschiedlich groß war. Während ein überlegener und hochkultivierter Geist von der Schönheit und Erhabenheit einer bestimmten Passage bezaubert war, sah ein minderwertiger Geist weder Sinn noch Schönheit darin und warf dieses Werk vielleicht sogar angewidert beiseite.

Man könnte dazu noch mehr Illustrationen aufzeigen ; aber diese dürfte schon ausreichen, um zu verstehen, dass das Maß an Freude, das wir aufnehmen, vom Grad der Entwicklung und Vollkommenheit unserer Aufnahmefähigkeit abhängt.

So wird es im Himmel auch bei den Entrückten sein. Sie alle sehen Gott und haben Gemeinschaft mit Ihm. Sie alle lieben Ihn und erfreuen sich an Ihm; aber daraus folgt keineswegs, dass sie alle das gleiche Maß an Glück aus dieser „glückseligen Vision“ genießen werden, wenn sie Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen.

Und warum ist das so? Weil jeder dann nur im Verhältnis zu seiner individuellen Entwicklung und Erhebung des menschlichen Geistes, die ihm durch das Licht der Herrlichkeit gegeben wird, sehen und genießen wird. Und da dieses gesegnete Licht jedem gemäß seiner eigenen persönlichen Verdiensten gegeben wird, folgt daraus, dass jeder Entrückte Gott im Verhältnis zu der Tugendhaftigkeit und Gottestreue seines Lebens, das er auf Erden seit seiner Bekehrung zu Jesus Christus geführt hat, sehen und genießen wird.

Von daher werden diejenigen, die die Tugend in heroischem Maße praktiziert haben – diejenigen, die die Freuden dieser Welt, Ehren, Reichtum und sogar das Leben selbst für Gott geopfert haben, die höchste geistige Erhabenheit und folglich den höchsten Grad an Freude erlangen:

  • Sie besitzen dann die intensivste und vollkommenste Vision der göttlichen Essenz
  • Sie steigen höher und dringen tiefer in das unergründliche Wesen Gottes ein
  • Sie sehen mehr von der göttlichen Schönheit, Weisheit, Güte und anderen Vollkommenheiten Gottes
  • Sie nehmen in größerem Umfang an der göttlichen Natur teil

Mit einem Wort: Ihre höhere Erhebung des Geistes durch ein intensiveres Licht der Herrlichkeit ist für sie die Quelle des höchsten und vollkommensten Genusses in der glückseligen Vision; während Personen mit sehr geringer Tugend, obwohl sie auch vollkommen glücklich sind, sich eines weit geringeren Grades an Glückseligkeit erfreuen werden.

Aber das ist immer noch nicht alles. Die „glückselige Vision“ besteht nicht nur darin besteht, auf die überragende Schönheit Gottes zu blicken und darin, dass der Entrückte mit Gott in eine Gemeinschaft eintritt. Sie beinhaltet darüber hinaus die intensive Liebe, die diese Vision hervorbringt, sowie die sich daraus ergebende Freude an Gott.

Es ist wird offensichtlich werden, dass ein intensiveres Licht der Herrlichkeit oder eine größere Erhebung des menschlichen Geistes die Seele dabei mit einer intensiveren Liebe zu Gott entzünden wird. Denn es offenbart ihr nicht nur mehr von Seiner überragenden Schönheit, sondern auch mehr von Seiner unaussprechlichen Liebe zu ihr; und ihre Liebe zu Ihm wird proportional größer.

Der Auszug aus dem Artikel endet hier. Lesen Sie den gesamten Artikel als PDF.