Himmelsfreuden – Teil 16

Quelle
„The Happiness of Heaven“ von Fr. J. Boudreau S.J.

Das Licht der Herrlichkeit

Nachdem wir uns in den vorangegangenen Artikeln bemüht haben, eine Vorstellung von der Glückseligkeit des Himmels zu vermitteln, wollen wir nun zunächst einmal allgemein etwas über die verschiedenen Grade sagen, in denen jeder der Seligen diese unaussprechliche Glückseligkeit genießt.

Es ist ein Glaubensartikel, dass jeder Entrückte im Himmel, mit Ausnahme der getauften Kinder, vor dem Richterstuhl Christi entsprechend seinen persönlichen Verdiensten belohnt wird, die er sich in diesem Leben mit Hilfe der Gnade Gottes nach seiner Bekehrung erworben hat. Es heißt, dass getaufte Kinder, die sterben, bevor sie das urteilsfähige Alter erreicht haben, aufgrund ihrer Adoption als Kinder Gottes am Tag der Entrückung in den Himmel aufgenommen werden.

Vielleicht fragst Du Dich jetzt: Besteht nicht das Glück des Himmels in der „glückseligen Vision“, wenn die Entrückten Gott im Himmel von Angesicht zu Angesicht sehen? Zweifellos tut es das.

Und wird der kleine Junge, der stirbt, bevor er einen Akt des Glaubens oder der Nächstenliebe vollbringen konnte, zu dieser „glorreichen Vision“ ebenso zugelassen wie der Apostel und der Märtyrer? Sicherlich wird er das.

Wird dann auch das kleine Mädchen, das stirbt, bevor es das Alter der Entscheidungsbefugnis erreicht, zur „glückseligen Vision“ zugelassen, ebenso wie die Menschen, welche zeit ihres Lebens viel Nächstenliebe praktiziert oder ihr ganzes Leben damit verbracht haben, die Unwissenden zu lehren und den Armen zu dienen? Zweifellos wird dies der Fall sein.

Aber was ist mit dem Mörder, der hingerichtet wurde, nachdem er einen Akt der aufrichtigen Reue vollbracht und Jesus Christus als seinen HERRN und Erlöser angenommen hat, wird auch er zur „glückseligen Vision“ zugelassen und vom himmlischen Vater als Sein Kind angesehen werden? Ja, auch er wird Gott von Angesicht zu Angesicht sehen und durch diese herrliche Vision glücklich gemacht werden.

Nun gut, wenn all diese Menschen Gott sehen und an Ihm teilhaftig werden, wie kann es dann einen Unterschied im Glück der Heiligen geben? Sind sie nicht alle gleich glücklich? Das sind die Fragen, die wir jetzt beantworten wollen, indem wir die Bedeutung und die Natur des Lichts der Herrlichkeit näher untersuchen. Diese Untersuchung wird deutlich machen, dass, obwohl alle bei der „glückseligen Vision“ Gott von Angesicht zu Angesicht sehen werden, keine zwei der Entrückten genau den gleichen Grad oder die gleiche Menge an Glück genießen werden.

Theologen definieren das Licht der Herrlichkeit als „eine übernatürliche intellektuelle Kraft, welche der Seele eingeflößt wird und durch die sie befähigt wird, Gott zu sehen, was sie mit ihren eigenen natürlichen Kräften niemals tun könnte.“ Diese Kraft wird „übernatürlich“ genannt, weil es sich dabei nicht um ein natürliches Talent oder eine Kraft unserer Natur handelt, wie zum Beispiel das Talent für Poesie, Musik, Malerei und andere, die allesamt durch Studium entwickelt und stark verbessert werden können.

Das Licht der Herrlichkeit ist dagegen eine Erhöhung, Erweiterung oder Entwicklung des Geistes, die direkt von Gott kommt, und ist in keiner Weise das Ergebnis menschlicher Bemühungen, außer insofern, als es durch ein tugendhaftes Leben verdient wurde. Wir werden die Bedeutung des Lichts der Herrlichkeit durch folgende Veranschaulichung besser verstehen.

Nehmen wir einmal an, Du konntest Mathematik oder Astronomie nie lernen. Selbst das Einmaleins hast Du trotz intensivster Bemühungen niemals beherrscht; und wenn Du in den Himmel blicktest, konntest Du dort nie mehr Schönheit und Pracht sehen als der ungebildete Wilde im Busch.

Aber plötzlich kommt ein Lichtblitz von oben über Dich, und Dein menschlicher Geist wird weit über seine natürliche Fähigkeit hinaus erleuchtet, und plötzlich kannst Du alle Himmelskörper so sehen, wie sie wirklich sind. Du kennst jetzt deren Namen, Bewegungen, Entfernungen, Gesetze und Beziehungen zueinander und zum gesamten Universum. Früher schienen sie in Deinen Augen alle gleich zu sein, außer der Sonne und dem Mond; aber nun erkennst Du, dass keine zwei Himmelskörper gleich sind. Jeder hat seine eigene Größe, Bewegungsgeschwindigkeit, Schönheit und Herrlichkeit.

Deine Erkenntnisse gehen jetzt sogar weit über die Entdeckungen der Wissenschaft hinaus, und Du schaust mit Entzücken auf Millionen leuchtender Welten, die das stärkste Teleskop niemals erfassen konnte und niemals wird erreichen können.

Außerdem kannst Du nun im Handumdrehen mit erstaunlicher Genauigkeit den Tag, die Stunde, die Minute, ja, sogar die Sekunde korrekt berechnen, an der eine Sonnenfinsternis auftreten wird. Der Anblick des Himmels, der Dir bisher so wenig Befriedigung verschafft hatte, wird jetzt zur Quelle des reinen Vergnügens für Deinen Intellekt und für Deine Augen. Denn seitdem dieser Lichtblitz über Dich gekommen ist, siehst Du in diesen unzähligen Welten so viel Schönheit und Pracht und eine so entzückende Harmonie, dass Du ganze Nächte in der Betrachtung des Himmels verbringst.

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