Himmelsfreuden – Teil 10

Quelle
„The Happiness of Heaven“ von Fr. J. Boudreau S.J.

Einige Irrtümer im Zusammenhang mit dem Himmel

Jetzt, wo die Seele bei der Entrückung in ihren auferstandenen oder verwandelten Körper gekleidet wurde, verherrlicht nach dem Ebenbild des Leibes Christi, erlebt sie im Himmel weitere Freuden, außer denen, die wir bereits in der „glückseligen Vision“, wenn sie Gott von Angesicht zu Angesicht sieht, aufgezählt haben. Dabei handelt es sich um Freuden der verherrlichten Sinne, die zusammen mit denen, welche die Seele bei der „glückseligen Vision“ erfährt, jegliches Verlangen unserer menschlichen Natur stillen werden.

Und so wird der entrückte Gläubige an Seele und Leib das vollkommene Glück des Himmels genießen. Aber um uns die richtige Vorstellung von diesen zusätzlichen Freuden der verherrlichten Sinne oder vielmehr von der ganzheitlichen Glückseligkeit des Himmels machen zu können, müssen wir uns vor einigen Irrtümern hüten, denen wir leicht verfallen können.

Der erste Fehler besteht darin, dass man kaum erwähnt oder völlig ignoriert, was nach der Entrückung bei der „glückselige Vision“ geschieht und dass man sich hauptsächlich auf die Himmelsgeschöpfe und auf all die anderen exquisiten Freuden konzentriert, wobei man praktisch das Glück des Menschen im Himmel fast ausschließlich von den Himmelsbewohnern ausgehend identifiziert.

Dies ist im Wesentlichen die Ansicht, welche die Protestanten vom Himmel haben. Sie haben ganze Bücher zu diesem Thema geschrieben, in denen sie wortgewandt und sogar erkenntnisreich über die Freuden sprechen, die mit dem gegenseitigen Wiedererkennen von Freunden und Verwandten verbunden sind sowie über die Freuden, die wir in unserem gesellschaftlichen Umgang mit den Heiligen und Engeln genießen werden und über die Musik, von der unsere Seelen begeistert sein werden sowie über andere erfreuliche Dinge dieser Art. Mit einem Wort: Sie beschreiben, ebenso wie wir, dass der Mensch im Himmel alle möglichen intellektuellen und sinnlichen Freuden genießen und dass es ihm an nichts fehlen wird, um ihn in seinem ganzen Wesen vollkommen glücklich zu machen.

In der protestantischen Sicht des Himmels wird die „glückselige Vision“ aber entweder völlig ignoriert oder, wenn sie überhaupt erwähnt wird, so erklärt, dass sie so gut wie nichts bedeuten würde. Bei dieser Sichtweise scheint das Anschauen von Gott von Angesicht zu Angesicht nichts zu dem exquisiten Glück hinzuzufügen, welches bereits durch die Himmelsbewohner genossen wird. Bei dieser Ansicht ist der Himmel eigentlich nichts Anderes als eine natürliche Seligkeit, wie sie sogar in dieser Welt hätte erfahren werden können, wenn Adam nicht gesündigt hätte.

Wir müssen uns daher vor jeder Sichtweise des Himmels hüten, die sein hauptsächliches Glück von den Geschöpfen kommen lassen würde. Wir sollten uns immer daran erinnern, dass kein erschaffenes Wesen, weder hier noch im Jenseits, den Menschen vollkommen glücklich machen kann. Deshalb müssen wir uns bei unseren Gedanken über den Himmel davor hüten, sein Hauptglück in entzückender Musik, im geselligen Umgang mit den Heiligen oder in den Freuden zu sehen, die durch die verherrlichten Sinne genossen werden können, so rein und verfeinert wir sie uns diese auch vorstellen mögen. Dies ist also der erste Fehler, den man unbedingt vermeiden sollte und zwar mit größter Sorgfalt; nicht nur weil dies unwahr ist, sondern weil es auch die Seligkeit des Himmels herabsetzt, die wesentlich durch das Anschauen, die Liebe zu und die Freude an Gott zustande kommt. .

Der zweite zu vermeidende Irrtum besteht darin, das ganze Glück des Menschen nach der Entrückung so vollständig und ausschließlich in der „glückseligen Vision“ zu sehen, dass weder die Auferstehung bzw. die Verwandlung des Leibes mit seinen herrlichen Gaben bei der Entrückung, noch die Gemeinschaft der Heiligen, noch die himmlische Musik, noch irgendein anderer Himmelsbewohner, dieses erfahrene Glück der Seele, die Gott von Angesicht zu Angesicht erleben durfte, vermehren könnten.

In dieser extremen und exklusiven Sichtweise der „glückseligen Vision“ ist der Mensch von da an so vollständig in Gott versunken und so vollkommen glücklich in Ihm, dass die ganze Schöpfung für den Entrückten so ist, als würde sie gar nicht mehr existieren. Und wenn er der einzige jemals erschaffene Mensch oder der Einzige im Himmel wäre, wären seine Freuden, jetzt, wo er von Engeln, Heiligen und anderen Geschöpfen Gottes umgeben ist, genau die gleichen wie zuvor auf der Erde.

Die Meinung derjenigen, die solch extreme Ansichten vertreten, ist weit davon entfernt, mit gesunder Theologie übereinzustimmen. Diese Personen, von denen ich hier spreche, werden ihren Irrtum schnell entdecken, wenn sie das gesamte Glück des Himmels genauer betrachten, so wie es die gesunde Theologie lehrt.

Sehen wir uns also an, was die Theologie über die leibliche Auferstehung und Verwandlung bei der Entrückung lehrt. Sie ist ein wesentliches Glückselement für die Gläubigen.

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