Himmelsfreuden – Teil 5

Quelle
„The Happiness of Heaven“ von Fr. J. Boudreau S.J.

Die Verherrlichung unseres Intellekts

In der „glückseligen Vision“ wird unser Intellekt verherrlicht und unser Wissensdurst vollkommen gestillt. Der Mensch wurde mit einem Verlangen nach Erkenntnis geschaffen, das in dieser Welt niemals befriedigt werden kann. Die Sünde, die seine geistigen Fähigkeiten stark geschwächt und verdunkelt hat, hat ihm seinen Wunsch nach und seine Liebe zur Erkenntnis nicht genommen. Und das Wissen, das er sich durch den Verzehr der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aneignete, steigerte seinen Durst eher noch, als dass er ihn stillte. Seine sämtlichen Bemühungen vollkommenes Wissens allein, was die nätürliche Ordnung anbelangt, zu erreichen, waren erfolglos. Trotz all seiner rühmenden Entdeckungen in Astronomie, Chemie, Geologie, Mechanik und anderen verwandten Wissenschaften ist sein Wissen über die Geheimnisse der Natur immer noch sehr begrenzt. Aber könnte er auch jede Naturwissenschaft beherrschen und die Natur zwingen, ihre verborgensten Geheimnisse zu enthüllen, würde sein Wissensdurst immer noch ungestillt bleiben.

Stellen wir uns zur Veranschaulichung einen Mann vor, der so begabt ist, dass er nicht nur alles weiß, was man über diese Welt wissen kann, sondern darüber hinaus auch die genaue Größe, Entfernungen, Gesetze und Beziehungen der Welt untereinander kennt, die am blauen Himmel leuchten. Vorausgesetzt, dass diese fernen Kugeln wie unser Planet bevölkert sind, weiß er über das Wesen, die Sitten, Gesetze und Sprachen der jeweiligen Bewohner Bescheid. Außerdem kennt er sämtliche Wissenschaften, die Eigenschaften ihrer Pflanzen, ihrer Tiere und Mineralien. Mit einem Wort, er sieht und kennt jeden Stern so genau, wie er sein eigenes Haus und seine Bewohner kennt. Welch gewaltiges Wissen würde dieser Mann besitzen! Er wäre sicherlich viel gelehrter als alle Philosophen, die je gelebt haben, zusammengenommen.

  • Aber würde sein Wissensdurst dadurch vollständig gestillt sein?
  • Würde er sagen, dass sein Geist nun so vollständig gefüllt ist, dass er sich kein weiteres Wissen wünscht oder dass er nichts mehr aufnehmen kann?

Nein, das könnte er niemals sagen; denn das Wissen allein um das Erschaffene kann den Geist niemals vollständig erfüllen oder befriedigen. Wenn wir nach christlicher Vollkommenheit streben, betrachten wir unsere eigenen Möglichkeiten als begrenzt. Und je öfter wir unsere Errungenschaften mit der Vollkommenheit Gottes vergleichen, umso mehr werden wir uns unserer Begrenztheit bewusst. Aber so gering wir auch sein mögen, haben wir in gewisser Weise einen Sinn für das Unendliche und deshalb streben wir danach.

So wie der ganze Reichtum dieser Welt niemals einen Menschen vollkommen glücklich machen könnte, so würde auch das vollkommene Wissen über jedes Geschöpf sein Verlangen nach Wissen nicht vollkommen stillen. Das eine ist so endlich wie das andere, und folglich könnte keiner das tun, was das Unendliche vorsieht.

Doch das ist noch nicht alles. Das vollständige Wissen über die gesamte Naturordnung würde nicht ausreichen, um das Verlangen des Menschen nach Erkenntnis zu befriedigen. Die Erkenntnis über Gott und die übernatürliche Ordnung, soweit sie in dieser Welt durch Glauben und Theologie bekannt ist, würde nie ausreichen, um einen Menschen dazu zu bringen, dass er sagt: „Das reicht mir; Ich verlange nicht mehr.“

Tatsächlich findet genau das Gegenteil statt. Denn wenn es irgendein Wissen gibt, das den Durst nach mehr verstärkt, dann ist es gerade das unvollkommene Wissen über Gott, das wir durch den Glauben an Ihn und das Nachsinnen über Ihn in seinen Geschöpfen haben.

Theologen haben viel studiert und gelernt. Sie haben viel Licht auf die dunklen Geheimnisse der Offenbarung geworfen. Doch was sie bis heute herausgefunden haben, ist nur ein Tropfen im grenzenlosen Ozean von Gottes unergründlichem Wesen. Bei all der enormen Gott-Erkenntnis, die sie sich angeeignet haben, sind sie dennoch gezwungen, mit Paulus auszurufen:

Römerbrief Kapitel 11, Vers 33

O welch eine Tiefe des Reichtums (der Gnadenfülle) und DER WEISHEIT und DER ERKENNTNIS GOTTES! Wie UNBEGREIFLICH sind Seine Gerichte (Urteile) und UNERFORSCHLICH Seine Wege!

1.Korintherbrief Kapitel 13, Vers 12

Denn jetzt sehen wir in einem Spiegel nur UNDEUTLICHE BILDER, dann (dereinst) aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen nur STÜCKWERK; dann (dereinst) aber werde ich ganz erkennen, wie auch ich ganz erkannt worden bin.

Wir können in diesem gegenwärtigen Leben auf der Erde die Heilige Schrift studieren, beten, aber wir können Gott niemals so sehen und kennen lernen, wie Er ist, solange wir noch Pilger in dieser Welt sind. Bis zur Entrückung wird unsere Gott-Erkenntnis unvollkommen und unbefriedigend bleiben.

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