Himmelsfreuden – Teil 2

Quelle
„The Happiness of Heaven“ von Fr. J. Boudreau S.J.

Die „glückselige Vision“

  • Was ist diese glückselige Vision?
  • Ist es ein ewiger Blick auf Gott?
  • Ist es ein ununterbrochenes „Wow!“ der Bewunderung?
  • Oder ist es ein Anblick von so überwältigender Erhabenheit, dass er uns des Bewusstseins beraubt und uns in einen Zustand verträumter Untätigkeit versetzt?

Das werden wir jetzt näher untersuchen.

„Beatific Vision“, wie das Anschauen Gottes von Angesicht zu Angesicht allgemein genannt wird, ist eine Zusammensetzung von den drei lateinischen Wörtern: beatus für „glücklich“; facio für „ich mache“ and visio für „ein Anblick“ steht. Alles zusammengenommen bedeutet: „Ein glücklich machender Anblick“.

Von daher bedeutet „Beatific Vision“ von der Wortherkunft her einen Anblick, der in sich die Kraft enthält, alle Schmerzen, alle Sorgen vom Betrachter zu verbannen und an ihrer Stelle Freude und Glück einzuflößen.

Wir werden diesen Begriff jetzt genau analysieren, um zu erkennen, worin er besteht; denn nur dadurch kommen wir zu einer klaren Vorstellung darüber, nach der wir ja suchen.

Theologen sagen, dass die „Beatific Vision“, also der „glücklich machende Anblick Gottes“, der als vollkommener und dauerhafter Zustand angesehen wird, aus drei Vorgängen besteht, die viele Elemente enthalten, welche für die Integrität und Vollkommenheit wesentlich sind.

  1. Der Anblick oder die Vision Gottes selbst
  2. Die Liebe Gottes
  3. Die Freude an Gott

Diese drei Vorgänge sind, obwohl sie wirklich voneinander verschieden sind, nicht voneinander trennbar; denn wenn auch nur einer von ihnen ausgeschlossen wird, existiert der glücklich machende Anblick Gottes“ nicht mehr in seiner Vollständigkeit.

Wir werden nun ein paar Worte zu jedem dieser Bestandteile „der himmlischen Glückseligkeit“ sagen.

Zu 1.
Das Anschauen Gottes von Angesicht zu Angesicht bedeutet, dass der Intellekt des Betrachters, der ja die edelste Fähigkeit der Seele ist, plötzlich durch das Licht der Herrlichkeit, also einer klaren und ungetrübten Wahrnehmung Seiner göttlichen Essenz, derart erhöht und so befähigt wird, dass er Gott sehen kann, wie Er ist. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer „Vision“, in welcher die Seele Gott von Angesicht zu Angesicht sieht, weil dies NICHT mit den körperlichen Augen geschieht, sondern mit dem Intellekt des Betrachter. Denn Gott ist ein Geist und kann NICHT mit materiellen Augen gesehen werden. Daher ist es die Seele, die Gott sieht; aber sie sieht Ihn klarer und vollkommener als sie jetzt irgendetwas durch die körperlichen Augen sehen kann.

Dies Vision von Gott ist ein intellektueller Akt, bei dem die Seele bis zum Überfließen mit einer intuitiven Gott-Erkenntnis erfüllt wird; einem Wissen über Gott, das so vollkommen und vollständig ist, dass alle Erkenntnis über Ihn, die in dieser Welt durch Gebet und Studium erlangt werden kann, zusammengenommen so schwach ist wie das Leuchten einer Lampe im Vergleich zum blendenden Strahlen der Mittagssonne.

Diese vollkommene Vision oder Gott-Erkenntnis ist nicht nur das erste wesentliche Element der „glückseligen Vision“, sondern darüber hinaus die eigentliche Wurzel oder Quelle der anderen Akte, die für ihre Vollständigkeit notwendig sind.

So sagen wir von der Sonne, dass sie die Quelle des Lichts, der Wärme, des Lebens und der Schönheit dieser materiellen Welt ist; denn wenn sie vom Himmel ausgelöscht würde, würde diese gegenwärtige schöne Welt in einem einzigen Augenblick zum dunklen und stillen Grab jedes Lebewesens werden. Dies ist nur ein schwaches Bild der Finsternis und Traurigkeit, welche die Seligen befallen würde, könnten wir annehmen, dass Gott ihnen jederzeit die klare und ungetrübte Sicht auf Sich Selbst entziehen würde. Deshalb sagen wir, dass die Vision der göttlichen Essenz die Wurzel oder Quelle für das Anschauen Gottes von Angesicht zu Angesicht ist.

Doch obwohl dies wahr ist, folgt daraus NICHT, dass die Vision der göttlichen Essenz die ganze glückselige Vision darstellt; denn der menschliche Geist kann sich nicht mit Wissen allein zufrieden geben, wie vollkommen es auch sein mag. Er muss auch das Objekt seines Wissens lieben und genießen. Daher bringt die Vision Gottes die beiden anderen Akte hervor, die wir jetzt kurz betrachten werden.

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