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Quelle – 30. Juli 2017

Zuckerberg vs. Musk – Wir sind zu dumm für künstliche Intelligenz

Zwei Milliardäre werden giftig: Es geht um die Frage, ob Künstliche Intelligenz die Menschheit bedroht. Der Streit zwischen Mark Zuckerberg und Elon Musk ist sehr unterhaltsam – geht aber am Thema vorbei.

Elon Musk gehört zu den Menschen, für die Science-Fiction-Bücher keine Unterhaltungsliteratur sind, sondern konkrete Beschreibungen optionaler Zukünfte. Er selbst und seinesgleichen haben nach dieser Lesart die Aufgabe, aus den diversen Optionen die passenden auszuwählen und Realität werden zu lassen, möglichst zügig. Deshalb bauen Musks Firmen die ersten Elektroautos, die als Statussymbole durchgehen und Raketen, mit denen er den Mars besiedeln will. Und deshalb warnt er unablässig und stetig lauter werdend vor den Gefahren, welche rapide Verbesserungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) der Menschheit bringen werden.

Mark Zuckerberg liest auch ganz gern mal ein Science-Fiction-Buch. Er hat sogar einen Favoriten mit Musk gemeinsam: „A Player of Games“ von Iain M. Banks. Der Roman ist ein interessanter Berührungspunkt zwischen den beiden. Er entstammt der so genannten Culture-Reihe, in der Banks eine interplanetare Utopie ausmalt. Eine Welt, in der Menschen so lange leben, wie sie wollen, sich Kunstgenüssen, dem Streben nach Erleuchtung oder aber Drogen- und Sex-Exzessen hingeben können. In wunderschönen, künstlich geschaffenen Landschaften existieren sie frei und unbeschwert, dürfen aber, wenn sie unbedingt wollen, auch intergalaktische Abenteuer und Begegnungen mit fremden Spezies erleben, sich als Fortschrittskolonialisten betätigen.

Möglich wird diese Existenz dank mächtiger, wohlwollender, super-intelligenter Künstlicher Intelligenzen, die all die fantastischen Menschenspielplätze bauen und betreuen, beseelt von einem nie so recht erklärten Beschützerinstinkt für die schwachen, fehlbaren Menschlein. Banks, der auch sehr düstere Bücher über die reale Welt geschrieben hat, benutzte Künstliche Intelligenz (KI), um die kleinmütigen, aggressiven und selbstsüchtigen Menschen von heute ins Paradies zu hieven, an „den Ort, den zu erreichen wir hoffen könnten, nachdem wir uns all unserer Dummheit entledigt haben“, wie er drei Jahre vor seinem Tod erklärte.

Zuckerberg hat diese Vision augenscheinlich überzeugt, Musk weniger. Der Tesla-Gründer warnt beständig vor den Gefahren super-intelligenter Maschinen, gern mit drastischen Bildern. Erst vor zwei Wochen erklärte er bei einer Tagung der Gouverneure aller US-Staaten: „Ich läute immerzu die Alarmglocke, aber bevor die Leute nicht Roboter sehen, die auf den Straßen Leute umbringen, wissen sie nicht, wie sie reagieren sollen, weil das so wenig greifbar scheint.“

Zuckerberg findet das „negativ“ und „verantwortungslos“

Als Mark Zuckerberg im Jahr 2017 bei einem Live-Gespräch mit Facebook-Nutzern auf Musks Warnungen angesprochen wurde, reagierte er unwirsch. Er sei „optimistisch“, was das Thema KI angehe, und könne „Leute, die diese Weltuntergangszenarien beschwören“, einfach nicht verstehen. Die seien so „negativ“, ja nachgerade „verantwortungslos“.

Als Musk dann via Twitter verlauten ließ, er habe „mit Mark Zuckerberg über das Thema gesprochen“ und dabei festgestellt, dass der über ein „sehr eingeschränktes Verständnis“ der Materie verfüge, packten sowohl Science-Fiction-Fans als auch Freunde öffentlicher Milliardärsstreitereien das Popcorn aus. Nun hat Zuckerberg in dieser Frage handfeste Interessen – seine eigene KI-Abteilung ist mit internationalen Spitzenkräften bestückt und bemüht sich angestrengt, den Vorsprung von Googles KI-Laboren einzuholen. Musk aber fordert Regulierung für die Entwicklung von KI-Systemen und zwar „proaktiv, nicht reaktiv“. Eine Position, die im Silicon Valley sehr unüblich ist und die Ambitionen von „Facebook“, „Google“ und Co. natürlich behindern könnte.

Eine KI, die uns als Ameisen betrachtet

Tatsächlich aber gehen sowohl Musks „Roboter, die Menschen töten“-Visionen als auch Zuckerbergs uneingeschränkter Optimismus am aktuellen Kern des Themas vorbei.

Das Szenario, das Warner wie Musk, Stephen Hawking oder der Neurowissenschaftler und Philosoph Sam Harris beschwören, ist dieses: Sobald wir eine KI erschaffen, die tatsächlich intelligenter ist als kluge Menschen, wird sie sich anschließend selbst immer weiter verbessern, und zwar rasend schnell. Diese Superintelligenz, wie der Oxford-Philosoph Nick Bostrom das genannt hat, könnte nett zu uns sein – oder uns ähnlich betrachten, wie wir die Ameisen: Manchmal putzig, interessant, oft aber lästig und im Zweifelsfall aus dem Weg zu räumen.

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