Stolpersteine auf dem schmalen Glaubensweg – Teil 22

II. Kleine Stolpersteine – Teil 6

10. Ungeduld

Wir mögen es nicht, wenn wir warten müssen. Verspätungen sind ärgerlich, irritierend und nervenaufreibend. In unserer Ungeduld sind wir vorhersagbar konsequent und widerwärtig fordernd. Das, was wir begehren, wollen wir dann haben, wann wir es wollen. Keiner von uns ist dazu bereit, eine Verspätung ohne Weiteres zu akzeptieren.

Solltest Du das infrage stellen, bitte ich Dich, Dich einfach einmal in folgende Situationen hineinzuversetzen:

  • Du befindest Dich in einem Supermarkt und hast einen Abend mit vielen Erledigungen vor Dir. Vor jeder Theke gibt es lange Schlangen. Dein Einkaufswagen hat ein Rad, das schleift. Schließlich hast Du alles beisammen und wählst die Kasse aus, an der nur zwei Kunden vor Dir sind. Die Kassiererin ist neu. Ihre Hände zittern, und Schweißperlen kullern auf ihre Augenbrauen. Als sie sich Dir zuwenden will, stellt sie fest, dass ihre Kassenrolle zu Ende ist. Sie weiß nicht genau, wie man sie wechselt. Die Zeit läuft Dir davon! Wie ist Deine Reaktion?
  • Es ist ein Abend, wo Du mit Deiner Familie essen gehen willst und zwar in einem ganz speziellen Restaurant. Du hast beinahe den ganzen Tag gefastet, damit Du heute kräftig zulangen kannst. Euch wird eine kleine Sitzecke zugewiesen. Die Speisekarte habt Ihr schon erhalten. Aber es herrscht entsetzlich viel Andrang. Und gleichzeitig sind zwei Kellnerinnen ausgefallen. Du sitzt da, hungrig wie ein Wolf mit einem Glas Wasser und der Speisekarte, die Du am liebsten anknabbern würdest. Aber Du musst immer noch warten. Wie ist Deine Reaktion?
  • Zur Arbeit bist Du ein bisschen spät losgefahren. Da die Schnellstraße voll ist, entscheidest Du Dich dafür, Dich durch den Verkehr zu schlängeln, indem Du eine wenig bekannte Abkürzung nimmst, die Dir nur der cleverste Pfadfinder im Wilden Westen hätte empfehlen können. Du erwischst jedes Mal eine grüne Ampel und überholst dabei Lkws und langsame Fahrer. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, an dem Du meinst, dass Du das Ganze geschickt gemeistert hast, tönt Dir ein ominöses „Bim-bim-bim“ entgegen. Du kommst vor einer Schranke zum Stehen, die gerade geschlossen wird. Ein schrecklich langer Zug kommt angefahren! Du wirst durch ihn immens aufgehalten. Wie ist Deine Reaktion?

Der Praxistest für das Christsein erfolgt genau an solchen Kreuzungen auf der „Straße der Bewährung“. Da wird unser Glaube auf die Probe gestellt.

Die Glaubensprüfungen im Hinblick auf Dein geistliches Wachstum erfolgen niemals dann, wenn alles in Deinem Leben seinen gewohnten Gang geht und nicht in der Stille, wenn Du gerade in der Bibel liest. Jeder, wirklich jeder von uns kann im Sieg wandeln, wenn er umgeben ist von Büchern, Stille und vom Sonnenschein, der warm und angenehm durch das Fenster hineinflutet. Aber diese langen Schlangen im Supermarkt, die verspäteten Abfahrten, diese vollen Restaurants, diese geschlossenen Bahnschranken sind kleine Stolpersteine, die bei Dir Ungeduld hervorrufen können!

In solchen Momenten interessiert es niemanden, dass Du an die Vorentrückung glaubst. Die Kellnerin würde wahrscheinlich überhaupt nicht davon beeindruckt sein, wenn Du ihr bei ihrem Stress den authentischen Beweis für die mosaische Verfasserschaft des Pentateuchs liefern könntest. Auch würde die neue Kassiererin beim Eintippen der Lebensmittelpreise nicht vor Ehrfurcht erblassen, wenn Du sie über die besonderen Charakteristika der biblischen Unfehlbarkeit informieren würdest. Sie würde Dich höchstens total verblüfft und völlig aus dem Konzept gebracht anschauen. Somit kommst Du da mit all Deiner biblischen Weisheit nicht weiter.

Eine einzige, seltene Tugend – selten wie ein Diamant und doppelt so kostbar – wirkt in Stresssituationen auf andere Menschen unheimlich anziehend und beruhigt die Gemüter. Welche Eigenschaft ist damit gemeint?

Die Fähigkeit:

  • Eine Verzögerung in aller Freundlichkeit zu akzeptieren
  • Ruhig zu bleiben
  • Verständnis zu zeigen
  • Freundlich zu lächeln

Das Gewand der Geduld ist sehr wertvoll. Und weshalb? Weil am Webstuhl des HERRN Fäden der Uneigennützigkeit und Freundlichkeit eingewebt worden sind. Sie sind vom Geist Gottes in unser Leben eingefügt worden. Doch leider tragen wir das Gewand nur selten! Die folgenden Fäden ergeben zusammen das Gewand der Reinheit:

Galaterbrief Kapitel 5, Verse 22-23

22 Die Frucht des Geistes dagegen besteht in Liebe, Freude, Friede, GEDULD, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, 23 Sanftmut, Beständigkeit6; gegen derartige (Geistesfrüchte) kann das Gesetz keine Anklage erheben.

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