Stolpersteine auf dem schmalen Glaubensweg – Teil 20

II. Kleine Stolpersteine – Teil 4

6. Aberglaube

Die Pest legte sich wie eine dicke, graue Decke über das Abendland. Sie kam wie ein Dieb in der Nacht – unangemeldet, heimtückisch, still und leise. Bevor sie wieder abklang, waren Millionen von Menschen auf den Britischen Inseln und dem europäischen Festland gestorben. Die Sterberate war erschreckend. Im Mai 1664 wurden in London nur ein paar einzelne Fälle gemeldet, die man stillschweigend ignorierte. Genau ein Jahr später starben dort 590 im gleichen Monat. Im Juni waren es 6 137, im Juli über 17 000, im August über 31 000. Panik machte sich breit. Mehr als zwei Drittel der übrig gebliebenen Einwohner flohen aus ihren Häusern, um den Tod zu entrinnen.

Die Pest wurde „der schwarze Tod“ genannt und zwar aus zwei Gründen:

  1. Am Körper des Opfers entstanden schwarze Flecken, die unter der Haut zu sehen waren.
  2. Die Ursache der Krankheit lag immer noch im Dunkeln. Man wusste so gut wie nichts darüber, und deshalb gab es keinerlei Heilmittel.

Da kam jemand auf die törichte Idee, dass verschmutzte Luft diese Seuche hervorbringen würde. Von daher begannen die Menschen damit, Blütenblätter in ihren Jackentaschen mit sich zu tragen, wobei sie in ihrem Aberglauben annahmen, der Duft würde die Krankheit abwehren. Ganze Gruppen von Opfern wurden aus den Krankenhäusern herausgenommen, wenn sie in der Lage waren zu gehen. Hand in Hand liefen sie im Kreis um die Rosengärten und atmeten tief den Duft der blühenden Pflanzen ein. In einigen Fällen, bei denen die Patienten das Bett nicht verlassen konnten, füllten die diensttuenden Ärzte ihre Jackentaschen mit den hellen Blättern englischer Rosen. Bei der Visite liefen sie durch die Gänge der Krankenzimmer und verstreuten die Rosenblätter auf dem Bett des jeweiligen Patienten.

Als sich die Todesfälle häuften, führte man andere abergläubische Handlungen aus. Viele meinten, wenn die Lunge von der Verschmutzung befreit werden könnte, würde das Leben erhalten bleiben. So wurde Asche auf einen Löffel geschüttet und an die Nase gebracht, was ein- oder zweimaliges kräftiges Niesen verursachte. Aber weder dadurch, dass man Blütenblätter verstreute, noch durch das Niesen erreichte man, dass die furchtbare Todesrate zurückging.

Erst als die eigentliche Ursache entdeckt wurde – das durch Insekten übertragene Virus infizierter Ratten -, konnte die Seuche unter Kontrolle gebracht werden.

Ein durch Unwissenheit geprägter menschlicher Geist ist für Aberglaube anfällig, welcher den Betreffenden verunsichert und sein charakterliches Fundament an vielen Stellen erschüttert. Ein abergläubischer Mensch lebt von Lügen, die er sich selbst ausgedacht hat und die auf Übertreibung beruhen. Diese Lügen nehmen so große Ausmaße an, dass ihre Zweige den gesunden Menschenverstand überwuchern und – was noch schlimmer ist – den Blick auf Gott verstellen.

Es gibt Aberglaube in den unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel in der Welt des Sports. Ein Olympiade-Teilnehmer gab vor etlichen Jahren zu, dass er vor einem Lauf zuerst das Medaillon reiben müsse, welches er um den Hals trug; ansonsten wäre er nicht „mental auf der Höhe“. Und eine Skifahrerin, die ebenfalls an einer Olympiade teilnahm, gestand, dass sie, bevor sie an den Start ging, ein vierblättriges Kleeblatt in ihre Jackentasche steckte.

Aberglaube gibt es auch in der Unterhaltungsbranche. Man kann sich nicht vorstellen, welche „geistigen Verrenkungen“ die Künstler während ihrer Auftritte machen. Aber der Aberglaube macht sich auch innerhalb von Familien breit. Und Millionen Menschen verlassen sich auf abergläubische astrologische Prognosen.

Das Schlimmste allerdings sind abergläubische Vorstellungen über den biblischen Gott. Religiöser Aberglaube ist unbarmherzig. Die Reformatoren waren in der Neuzeit die Ersten, die das erkannt, ihn entlarvt und dagegen gepredigt haben. Deshalb wurden einige von ihnen zu Märtyrern.

Bevor Du dieses Thema zu den Akten legst, so als würde es für jeden gelten, nur nicht für Dich, nimm Dein eigenes Leben einmal gründlich unter die Lupe. Das Ziel des Aberglaubens ist, Menschen zu versklaven. Wenn es irgendetwas in Deinem christlichen Leben gibt, das Dich in Knechtschaft hält, kann es durchaus sein, dass der Aberglaube dafür der Nährboden ist. Wie ernsthaft der Beweggrund für Aberglaube auch sein mag, er führt immer in die Sklaverei.

Jesus Christus ist aber auf die Erde gekommen, um uns die göttliche Wahrheit zu bringen und uns von allen gottlosen Bindungen freizumachen. Selbst wenn die Menschen wissen, dass das, was sie tun, purer Aberglaube ist, kommen sie nur selten davon los. Es ist Jesus Christus allein, der die Seinen in die Freiheit führt und Der sie als Einziger wirklich schützen kann.

Der Auszug aus dem Artikel endet hier. Lesen Sie den gesamten Artikel als PDF.