Stolpersteine auf dem schmalen Glaubensweg – Teil 18

II. Kleine Stolpersteine – Teil 2

2. Erwartungen

Halte einmal inne und denke über folgende Frage nach: Aufgrund welcher Umstände oder Menschen hast Du Enttäuschungen erlebt? Jemand oder etwas hat Deine Erwartungen nicht erfüllt, stimmt’s? Du hattest Dir alles gedanklich zurechtgelegt, wie eine bestimmte Situation gemeistert werden könnte oder die Art und Weise, wie eine bestimmte Person reagieren sollte. Aber Deine Vorstellungen sind niemals Realität geworden. Deine Erwartungen wurden schnell und unerbittlich mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert. Dein Wunsch verflüchtigte sich, und zurück blieb ein leerer, unerfüllter Traum.

Die von schmerzlichen Enttäuschungen geprägten Geschichten ähneln sich auf traurige Weise. Hier ein paar Beispiele:

  • „Ich bin nicht glücklich auf meiner Arbeitsstelle. Als ich bei dieser Firma anfing, dachte ich nicht, dass es so sein würde.“
  • „Meine Ehe ist für mich zu einer Belastung geworden. An unserem Hochzeitstag dachte ich, alles würde ganz anders sein. Doch es ist überhaupt nichts so, wie ich es mir ausgemalt hatte.“
  • „Sie war einmal meine beste Freundin. Ich liebte sie, opferte mich für sie auf und half ihr, wo immer ich es vermochte. So dachte ich, dass sie in gleicher Weise auf mich eingehen würde, als ich ein Riesenproblem hatte. Aber sie hat mich völlig im Stich gelassen, wo ich sie am nötigsten gebraucht hätte.“
  • „Wir hatten unsere Nachbarn mehr als einmal zum Essen eingeladen, und sie haben sich nie revanchiert. Wir haben nicht einmal ein Dankeschön bekommen. Das hat uns schon sehr enttäuscht.“
  • „Er hat sich mehrfach mit mir verabredet und ist mit mir ausgegangen. Ich dachte, dass ich ihm mehr bedeuten würde als jede andere Partnerin, die er zuvor hatte. Ich erwartete wirklich eine sich vertiefende Liebesbeziehung. Aber sie kam nie zustande. Am Ende war ich zutiefst verletzt.“
  • „Ich hatte mir diese Universität ausgesucht, weil ich dachte, dass ich dort eine optimale Ausbildung bekommen würde. Doch nun befinde ich mich im letzten Studiensemester und muss feststellen, dass ich nicht annähernd so gut auf mein Berufsleben vorbereitet bin, wie ich es mir vorgestellt hatte.“
  • „Wir kamen mit große Hoffnungen in diese Gemeinde. Weil wir Großes erwarteten, stürzten wir uns rückhaltlos in die Arbeit. Jetzt sind wir völlig ausgebrannt und haben keine Illusionen mehr.“
  • „Freude an unseren Kindern? Kaum. Es kam eine Enttäuschung nach der anderen. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie froh wir sind, dass sie nun aus dem Haus sind. Wir sind wirklich desillusioniert, was sie betrifft.“
  • „Gott hat mich in den Dienst berufen. Später führte Er meine Familie und mich hierher, wo ich eine Anstellung als Pastor bekam. Wir brannten vor Eifer und waren von Hoffnung erfüllt. Aber nach 10 Jahren ist das Feuer nun erloschen. Die Freude ist einfach nicht mehr da. Ich bin völlig frustriert.“
  • „Wir sind gerade von unserer Reise zurückgekehrt. Nein, es war nicht schön. Ehrlich gesagt war nichts so, wie wir es uns vorgestellt hatten.“

All diese Aussagen haben eine traurige Melodie. Durch Enttäuschungen entsteht im Herzen:

  • Bitterkeit
  • Groll
  • Pessimismus

Schauen wir uns diese diesen kleinen Stolperstein auf unserem Glaubensweg etwas näher an:

Bei unseren Erwartungen bauen wir in unserer Gedankenwelt Vorstellungen auf, die entweder unrealistisch, unfair oder voreingenommen sind. Innerlich konzentrieren wir uns fortan voll und ganz auf diese Fantasiebilder, an denen wir hartnäckig und konsequent festhalten. Indem wir dabei den involvierten Personen keinen Raum zur Flexibilität – also keine Möglichkeit für Veränderung der Gegebenheiten oder gar für Überraschungen – geben, gießen wir die Art und Weise, wie die Dinge unserer Ansicht nach ablaufen müssen, in Beton. Und wenn sich unsere Vorstellungen dann nicht realisieren, spüren wir den Schmerz der Enttäuschung. Das Ergebnis ist meist tragisch.

Wenn wir außerstande sind, in unserer Haltung ein angemessenes Maß an Toleranz erkennen zu lassen, ist auch unsere Bereitschaft, die Unvollkommenheit unserer Mitmenschen oder die alles Andere als idealen Verhältnisse zu akzeptieren, stark eingeschränkt.

Das Allerschlimmste ist, dass dabei die wunderbare Spontanität einer Freundschaft darunter leidet. Die Kette unserer Vorstellungen, die wir mit den Gliedern unserer Erwartungen geschmiedet haben, hält uns im Kerker der Enttäuschung gefangen.

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