Die Riesen im Inneren bekämpfen – Teil 21

Wie sollten wir mit Schuld umgehen? – Teil 4

Eine lebenslange Last

Wenn wir die haarsträubende Geschichte von König David lesen, dann reagieren wir in der Regel genauso wie er, als er das Gleichnis mit dem Lamm hörte. Wir sagen dann: „Das ist ein Skandal! Dieser Mensch muss sterben.“

Und dann ergeht es uns wie David, wenn wir schockiert feststellen, dass wir da über uns selbst sprechen. Wir haben ja auch viele Übertretungen begangen. Es wäre besser für uns, wenn wir uns dem ganzen Ausmaß unserer Schuld stellen würden, so wie es David tat und wenn wir den vollen Umfang von Gottes Vergebung annehmen würden. Ich musste diese Lektion auch in meiner Schule der Erfahrungen lernen.

Als Hochschulstudent arbeitete ich nebenher in einem Eisenwarengeschäft in Cedarville im Bundesstaat Ohio. Fred Lutenberger gehörte der Laden, ein feiner Mann, aber ein strenger Lehrmeister. Eines Tages schickte er mich auf den Dachboden, um die Rohrgewindeschneidmaschine von den öligen Metallspänen zu reinigen. Diese Arbeit nahm Tage in Anspruch, und ich kam jeden Abend völlig verdreckt nach Hause. Das war nicht lustig. Ich kam mir wie der niedrigste Hilfsarbeiter vor.

Einmal arbeitete ich im Laden, als ein Kunde hereinkam, um etwas zu kaufen. Da keiner – außer mir – da war, um diesen Mann zu bedienen, wickelte ich mit ihm einen Kauf im Wert von 20 Dollar ab. Doch statt das Geld in die Kasse zu legen, steckte ich den Schein in meine Tasche, denn ich war in Eile und wollte schnell mit meiner Arbeit fertig werden. Als ich zu Hause ankam, stellte ich fest, dass die 20 Dollar immer noch in meiner Tasche waren. Ich wollte sie nicht stehlen, sondern hatte es einfach nur vergessen, sie in die Registrierkasse zu tun.

Doch dann kamen mir auf einmal etliche Gedanken in den Sinn. Das war für die damalige Zeit eine Menge Geld. Ich war ein Teenager und immer knapp bei Kasse. Und da war mein Chef, der mich für meine schwere Arbeit unterbezahlte. „Warum ließ er mich Überstunden machen, ohne mich dafür zu entlohnen?“ In meinem Kopf entwickelte sich ein Gedankenkomplex, der dafür sprach, das Geld zu behalten.

Das tat ich dann auch und führte mein Leben weiter wie bisher. Doch dann geschah etwas sehr Seltsames. Ich dachte nicht mehr an das Geld, mit Ausnahme zu den Zeiten, wenn ich etwas für den HERRN tun wollte. Und ausgerechnet dann fielen mir die 20 Dollar wieder ein. Diese Geschichte lastete auf mir. Doch das Problem war nur, dass jede Form der Rückgabe des Geldes mich beschämen würde, genauso wie meinen Vater, der Rektor der örtlichen christlichen Schule war. Genauso wie David, hatte ich mir diesen Schlamassel selbst eingebrockt. Mein nächster Gedanke war, dass ich meinem Vater diese Blamage ersparen wollte. So beschloss ich, das Geld nicht zurückzugeben.

Die Zeit verging. Ich schaffte meinen Hochschul-Abschluss und heiratete. Schon bald entschieden meine Frau und ich uns dafür, in Haddon Heights in New Jersey in den Dienst für den HERRN einzutreten. Wir wollten mit Jugendlichen arbeiten. Eines Tages bekam ich die Einladung, vor einer Gruppe junger Leute in einer Bibelclub-Freizeit zu sprechen. Dazu machte ich mich allein mit dem Auto nach Upper Darby in Pennsylvania auf den Weg. Während der Fahrt tauchte der alte Vorfall aus dem Grab wieder auf, in das ich ihn versucht hatte zu beerdigen. Die ganze erdrückende Schuld kehrte zurück, und ich wurde von der Reue überwältigt. Auf einer Autofahrt, die man allein unternimmt, hat man eine Menge Zeit zum Nachdenken, und man kann sich vor der begangenen Schuld nicht verstecken. Man kann nicht einfach das Radio laut genug stellen, um das schlechte Gewissen zu übertönen.

Ich errechnete die Zinsen, die ich im Laufe der Jahre für diese 20 Dollar hätte bezahlen müssen. In einer Kleinstadt hielt ich an, holte 60 Dollar aus meiner Tasche, steckte das Geld in einen Umschlag und schickte sie an die Adresse des alten Eisenwarengeschäfts in Cedarville, ohne eine Nachricht beizufügen – eine anonyme Rückzahlung also. „Jetzt“, dachte ich, „werde ich Frieden haben.“

Ich hatte das Geld zurückgezahlt und war dabei noch sehr großzügig gewesen, was die Zinsen anbelangte. Aber da gab es auch etwas, was ich NICHT getan hatte:

  • Ich hatte meine Sünde nicht bekannt.
  • Ich hatte nicht um Vergebung gebeten.
  • Ich war nicht die Schritte gegangen, die David uns in diesen Psalmen vorgegeben hat.

Ich musste feststellen, dass der Schandfleck auf meiner Hand nicht reingewaschen war.

Weitere Jahre vergingen, und ich wurde Pastor in Fort Wayne im Bundesstaat Indiana. Eines Tages kam das Ehepaar, dem die Eisenwarenhandlung gehörte, zum Gottesdienst. Ich stand gerade auf der Kanzel, als die Tür aufging und Herr und Frau Lutenberger hereinkamen. Es kam mir so vor, als ob Nathan höchstpersönlich den Gang entlang schritt und mit seinem knochigen Finger auf mich zeigen würde.

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