Die Riesen im Inneren bekämpfen – Teil 18

Wie sollten wir mit Schuld umgehen? – Teil 1

Du kannst den Kampf gewinnen und siegreich leben

Robert Garth würde den Wettlauf gewinnen. Und er hatte das Gefühl, gut vom Startblock weggekommen zu sein.

Aber in seiner Familie hatte er keinen guten Start gehabt. Er war in Detroit in eine arme Familie hineingeboren worden. Ihr Haus war klein, und seine Kleider waren schäbig, wofür er sich immer sehr schämte. Doch im Alter von 15 Jahren fand er den Schlüssel, der ihm dabei helfen konnte, seiner Ausgrenzung zu entfliehen. Sein junger Körper war auf Geschwindigkeit ausgerichtet. Er war so schnell wie der Wind. Und diese Gabe hatte ihm die Eintrittskarte zu der Vorentscheidung zu der Jugend-Olympiade eingebracht. Wenn er dabei gut abschnitt, konnten seine Träume Wahrheit werden – seine und die seiner Geschwister. Die schnellsten Sprinter der Region würden an diesen Testläufen teilnehmen. Doch er dachte an sein schmutziges Hemd und seine abgetragenen Jeans. Warum sollte er in diesem entscheidenden Moment mitten unter den besten und strahlenden Sportlern in Lumpen auftreten?

Es geschah in der Nacht, bevor er sich zu der Vorentscheidung für die Junior-Olympiade aufmachte. Er saß grübelnd vor dem Fernseher und dachte über sein graues Leben nach. Irgendwie wanderten seine Gedanken zu dem Warendepot, indem er Aushilfstätigkeiten ausführte, um sich ein bisschen Geld zu verdienen. Und er dachte an Joseph Moceri. Das war der Mann, der ihn bezahlte. Herr Moceri zog dann immer ein dickes Geldbündel heraus, nachdem Robert seine Arbeit erledigt hatte. Er zählte sorgfältig die für ihn bestimmten Scheine ab, einen nach dem anderen. Er bezahlte ihn immer in bar, und er war dabei immer allein. Diese Tatsachen boten gewisse Möglichkeiten, unliebsame Möglichkeiten, über die er aber ständig nachdenken musste.

Ein Bild begann sich in Roberts Kopf zu formen – ein Bild, bei dem Herr Moceri am nächsten Morgen zur Arbeit kam. Aber da tauchte noch ein Schatten auf, der hinter der Tür lauerte und einen stumpfen Gegenstand in der Hand hielt. Diese Gestalt schlug Herrn Moceri bewusstlos und rannte mit dessen Geld aus der Tür und zwar mit der Geschwindigkeit eines Rekordläufers.

Das war ein hässliches Bild. Doch es gab noch ein anderes, auf das seine Gedanken gelenkt wurden. Es war das Bild von ihm bei der Vorentscheidung, wobei er helle, elegante Kleidungsstücke aus dem besten Modegeschäft in seiner Nachbarschaft trug.

Am nächsten Morgen um 5.00 h war Robert unterwegs zum Warenlager. Er blieb hinter der Tür und wartete. Von da an ging alles ganz schnell. Aber es lief nicht so ab, wie er es in seinem Bild gesehen hatte. Und es geschah auch nicht so, wie man das in den Thrillern im Fernsehen sieht. Es entwickelte sich alles zu einer Katastrophe.

Herr Moceri schritt langsam durch das Warendepot, denn er hatte eine volle Kaffeetasse in seiner Hand. Plötzlich ging er noch langsamer, weil er den Kaffee nicht verschütten wollte. Robert schlich sich von hinten an. Im letzten Moment stieß er mit seinem Fuß auf einen Gegenstand, der auf dem Boden lag, was ein Geräusch verursachte – gerade einmal so laut, dass es das Leben von Robert zerstören sollte. Herr Moceri wirbelte herum und sah seinen jungen Freund, den er gut kannte und der einen dumpfen Gegenstand über seinem Kopf schwang. Traurig sagte Herr Moceri: „Bitte nicht, ich gebe dir, was du willst.“

Robert war auf diese Begegnung von Angesicht zu Angesicht nicht vorbereitet. Alles lief schief, und er geriet in Panik. Er schwang wütend die Keule und traf den Kopf von Herrn Moceri, der daraufhin zu Boden ging. Robert kniete sich vor den bewusstlosen Mann, griff ihm in die Tasche, holte 67 Dollar heraus und rannte davon.

Am Nachmittag war er unterwegs zu der Vorentscheidung zur Junior-Olympiade. Er wusste nichts davon, dass ein Rettungswagen Herrn Moceri ins Krankenhaus gefahren hatte. Auch ahnte er nicht, dass Herr Moceri in dieser Nacht sterben würde. Erst am nächsten Tag erfuhr er davon. Das war der Beginn seines Alptraums.

Robert Garths Leistung bei der Vorentscheidung war nicht außergewöhnlich gut. Er wurde nur Vierter bei dem 200 m-Sprint, einen Lauf, den er hätte mit Sicherheit gewinnen können. Und so schied er aus der Vorentscheidung aus. Es wurde Zeit, nach Hause zu gehen.

Zurück in Detroit versuchte er, sein altes Leben wie gewohnt weiterzuführen. Er war in der Schule immer sehr gut gewesen. Aber von nun an lief es für ihn nicht mehr sehr gut. Das Leben fühlte sich plötzlich anders an. Da war immer dieses Geheimnis, welches ihn von den Anderen isolierte. Damit musste er fertig werden: Er war ein unentdeckter Mörder.

Er war nicht mehr auf seine Laufbahn fokussiert. Seine früheren guten Noten sanken in den Keller. Vor dem schrecklichen Chaos, das sich in seinem Kopf abspielte, gab es kein Entrinnen – mit einer einzige Ausnahme: Alkohol. In der Vergangenheit hatte er nicht viel getrunken. Aber jetzt konsumierte er Alkohol so oft und so viel er konnte, um in das erlösende Vergessen zu kommen, das seine Erinnerungen blockierte, wenn auch nur zeitweilig.

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