Zeitreisende in der Bibel – Teil 96

Kapitel 28

Der Fluss der Zeit

Wir sind heute zeitbesessen. Die atomische Uhr bestimmt das Tempo der Geschäftswelt und der Wissenschaft. Millionen Uhren und Mobiltelefone sind jetzt mit Quartz-Oszillatoren (Gerät zum Erzeugen elektrischer Schwingungen) bestückt. Solche Oszillatoren sorgen dafür, dass sich die Zeiger und Ziffern auf den Uhren bewegen. Viele von ihnen werden regelmäßig funktechnisch mit dem Nationale Institute of Standards and Technology (Nationales Institut für Werte und Technologie) abgestimmt. Seine Atomuhr übermittelt über globale Kurzwellen und Satellitennetzwerke nahezu perfekt die Zeit.

Aber mit diesem technologischen Wunder ist auch ein Fluch verbunden. Wenn man ein sekundengenaues Leben führt, wird man eher zum Sklaven der Zeit als zu ihrem Meister. Die allgemeine Klage, dass der Tag nicht genug Stunden hat, ist ein Besorgnis erregendes Phänomen. Es hat den Anschein, dass wir trotz aller zeitsparenden technischen Erneuerungen immer weniger Zeit zur Verfügung haben. Außerdem wird allgemein empfunden, dass die Zeit immer schneller und schneller vergeht.

Das war nicht immer so. Vor Jahren hatten die Städte, Dörfer und Ortsteile in ganz Europa und Amerika jeweils ihre eigene Ortszeit. Zum größten Teil waren da der Morgen, der Mittag und der Abend so nahe an der Zeitmessung, wie man sie wirklich brauchte. Als die Städte größer wurden, begannen sie ihre eigene astronomische Zeit einzuführen. Die Seefahrt und die Navigation verlangte immer mehr nach einer engeren Annäherung an die solare, lunare und siderische Zeit.

London und Paris konkurrierten als Kandidaten für den ersten Meridian. London gewann diesen Wettbewerb. Der Greenwich Prime Meridian und Astronomer Royal (der Direktor des Königlichen Greenwich Obeservatoriums) bestimmten das Tempo für die globale Seefahrt. Damit hatte das Rennen um eine bessere Zeitmessung begonnen. Bis zum 19. Jahrhundert bestimmten genaue Uhren die Zeit, während die Dampfschiffe die sieben Meere durchkreuzten.

In der Neuen Welt wurden Bahngleise durch die Prärie gezogen, und bald darauf verlangten die engen Zeitpläne der Eisenbahn und des Telegrafen nach immer höheren Standards. Es war einmal so, dass wenn Eure Taschenuhr im Bereich von einer Viertelstunde vor oder nachdem die Sonne im Zenit stand, lag, sie die Zeit ausreichend anzeigte. Aber das war dann nicht mehr länger akkurat.

Heute versuchen wir das Tageslicht optimal zu nutzen. Diese Idee hatte ursprünglich der Engländer, William Willett, der im Jahr 1907 eine Schrift mit dem Titel „Waste of Daylight“ (Verschwendung von Tageslicht) herausgab. Er schrieb:

„Jeder weiß die langen, hellen Abende zu schätzen. Jeder beklagt sich darüber, dass sie, wenn der Herbst beginnt, kürzer werden. Und jeder bringt sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass das klare, helle Licht eines frühen Morgens im Frühjahr und in den Sommermonaten so selten gesehen und genutzt wird.“

Seine Idee, die Sommerzeit einzuführen, wurde zunächst von Benjamin Franklin im Jahre 1784 unterstützt und setzte sich dann allgemein durch. Die Industrielle Revolution, die Massenproduktion und das 24-stündige Gehetze in einer 7-Tage-Woche, das ist jetzt alles Geschichte. Jetzt hat die Technologie ein kontinuierliches Rennen gegen die Zeit geschaffen. In der Tat ist die Zeit dadurch zu einem despotischen Diktator geworden, der nach immer größerer Effizienz verlangt, die für eine höhere Produktivität steht.

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