Geboren nach Mitternacht – Teil 15

Übersetzung des Buches „Born After Midnight – Spiritual Renewal Comes To Those Who Want It Badly Enough“ (Geboren nach Mitternacht – Geistliche Erneuerung kommt zu denen, die sie inständig wünschen“ von A. W. Tozer.

Kapitel 27 – Die Bedeutung der Gemeinschaft

Eines, was den intelligenten Leser des Neuen Testaments sofort beeindruckt, ist das gemeinschaftliche Wesen des christlichen Glaubens. Die sozialen Fürwörter „wir“, „sie“, „uns“ und „ihnen“ sind dort überall zu finden. Gottes Ideal ist eine Glaubensverbundenheit, eine christliche Gemeinschaft. ER hat niemals beabsichtigt, dass die Erlösung von Einzelpersonen abgesondert von der größeren Gemeinschaft der Gläubigen empfangen und genossen wird.

Es stimmt, dass jeder Einzelne eine persönliche Beziehung mit Gott haben muss und dass der Kontakt mit Ihm oft in der Einsamkeit und Stille stattfindet. In diesen heiligen Momenten darf es nur Gott und die individuelle Seele geben. Die geheimnisvolle Operation Gottes in Seiner regenerierenden Gnade und Sein weiteres Wirken durch den Heiligen Geist sind salbende Transaktionen, die so persönlich sind, dass keine dritte Partei wissen und verstehen kann, was dabei vor sich geht.

Es gab viele solche einschneidenden Erfahrungen, die in der Bibel beschrieben werden und in der Lebensgeschichte von Christen zu finden sind. Da wären zum Beispiel:

  • Jakob in Bethel und in Pniel
  • Moses am brennenden Dornbusch
  • Jesus Christus im Garten Gethsemane
  • Der Apostel Johannes auf der Insel Patmos

Eine Gemeinschaft von Gläubigen muss aus Personen bestehen, von denen jede eine individuelle Erfahrung mit Gott gemacht hat. Es spielt keine Rolle wie groß eine Familie ist. Aber jedes Kind wird individuell dort hineingeboren. Sogar bei Zwillingen oder Drillingen hat jedes Kind seine eigene Geburtsminute. Und so ist es auch in der örtlichen Gemeinde. Jedes Mitglied muss eine individuelle geistige Geburt erfahren haben.

Es wird dem scharfsinnigen Leser nicht entgehen, dass obwohl jedes Kind separat in eine Familie hineingeboren wird, es danach in der Gemeinschaft des restlichen Haushaltes leben muss. Und der Mensch, der in der Einsamkeit der persönlichen Reue und im Glauben zu Jesus Christus kommt, wird ebenfalls in eine Familie hineingeboren. Die Gemeinde von Jesus Christus wird „der Haushalt Gottes“ genannt, und sie ist der geeignete Ort, um junge Christen großzuziehen. Genauso wenig wie ein Kind zu einem normalen Erwachsenen heranwächst, wenn es völlig isoliert lebt. Genauso wird auch der Christ, der sich von der Gemeinschaft der anderen Christen zurückzieht, als Folge davon große seelische Verletzungen davontragen. So jemand kann niemals darauf hoffen, sich geistlich normal zu entwickeln. Er ist dann zu sehr auf sich selbst fixiert und nicht genug auf die anderen Gläubigen. Und das ist nicht gut.

Gott hat uns so erschaffen, dass wir andere Menschen brauchen. Wir dürfen und sollen uns sogar in unser stilles Kämmerlein zurückziehen, wenn wir zu unserem himmlischen Vater beten; doch anschließend sollten wir wieder zu unserem Volk zurückkehren, weil wir dorthin gehören.

Wenn wir innerhalb der religiösen Familie leben, heißt das nicht, dass wir allem zustimmen müssen, was dort getan wird. Die Propheten von Israel sahen sich oft genötigt, ihr Volk zu tadeln und zu warnen; dennoch haben sie den Schoß des Judentums nicht verlassen. Selbst Jesus Christus ging am Sabbat in den Tempel oder in eine Synagoge, um mit den übrigen Juden zu beten. Die Reformatoren und Erweckungsprediger nachbiblischer Zeiten lebten ausnahmslos nahe beim Volk Gottes. Selbst diejenigen, die ein strenges, asketisches Leben führten, hatten hin und wieder Gemeinschaft mit gleichgesinnten Seelen, durch die sie Hilfe und Trost bekamen, wenn ihre bekümmerten Herzen es nötig hatten. Ihr Beispiel besitzt nicht die Autorität der offenbarten Wahrheit, aber gibt uns eine Regel in die Hand, bei der wir gut daran tun, uns an diese zu halten.

Niemand ist weise, gut oder stark genug, um allein leben zu können. Gott hat uns bis zu einem hohen Grad voneinander abhängig gemacht. Von unseren Glaubensgeschwistern können wir lernen, die Dinge anzugehen und manchmal raten sie uns auch, bestimmte Dinge nicht zu tun. Der beste Sänger braucht einen Trainer, damit seine Fehler sich nicht verwurzeln. Der Prediger, der nur sich selbst reden hört, wird schon bald seine schlimmsten Eigenarten für besondere Vortrefflichkeiten halten. Wir sollten auf Andere hören, damit wir lernen, was wir an uns korrigieren müssen. Dasselbe gilt auch für moralische und geistliche Dinge innerhalb eines christlichen Kreises. Ein schwacher und gestörter Christ kann uns, ohne dass es ihm bewusst ist, von unserem Lebensweg abbringen. Und jeder Frucht bringende Heilige innerhalb eines Zirkels von Gläubigen kann uns zu einem vollkommneren Leben anspornen.

Neben Gott brauchen wir unsere Glaubensgeschwister am meisten. Wir sind die Schafe von Jesus Christus, und wir sind von Natur aus „Herdentiere“. Und wir sollten daran denken, dass wenn wir unseren Hirten auch nur einen einzigen Augenblick aus den Augen verlieren, wir Seiner Herde folgen müssen, um Ihn wiederzufinden. Denn der Hirte ist immer bei Seiner Herde zu finden.

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