Zwischen zwei Welten – Teil 15

Quelle:

Keith Malcomson – The Great Reset – Teil 3

27. November 2020

Stakeholder-Kapitalismus

Es ist das Gegenteil vom „Shareholder-Kapitalismus“. Ein „Shareholder“ ist ein Anteilseigner, eine natürliche oder juristische Person, die eine Beteiligung an Kapitalgesellschaften oder als Inhaber eines Investmentzertifikats oder eines sonstigen Anteilscheins erworben hat. Je nach Rechtsform des Unternehmens, an welchem der Anteilseigner beteiligt ist, wird er als Aktionär, Gesellschafter oder Mitunternehmer bezeichnet. Wesentliche Rechte des Anteileigners sind das Stimmrecht und das Recht auf Gewinnbeteiligung. Zu den Pflichten gehört insbesondere die Treuepflicht.

Was ist dagegen Stakeholder-Kapitalismus?

Kurzdefinition: Stakeholder-Kapitalismus ist ein Gelöbnis, Geschäfte im Dienste aller Stakeholder zu machen, statt nur im Dienste der Gewinne und Renditen.

Das Konzept des Stakeholder-Kapitalismus bezieht sich auf ein Finanzsystem, in dem alle sich darin befindlichen Unternehmen und Konzerne so arbeiten und wirtschaften, dass die Interessen aller ihrer Stakeholder (= Interessenvertreter) berücksichtigt werden. Solche Stakeholder sind grundsätzlich die Gesamtheit aller in irgendeiner Form Beteiligten oder Betroffenen (gegenständlicher und abstrakter Natur), auf die sich die unternehmerischen Aktivitäten eines Konzerns auswirken.

Das heißt konkret: Stakeholder sind:

  • Die Kunden ebenso wie die Zulieferer
  • Die Angestellten genauso wie die Aktionäre
  • Das lokale ebenso wie das globale Gemeinwesen

Je nach Ansatz können hierzu auch das Klima, der Umwelt und der Planet gezählt werden – denn deren Erhalt dient letztendlich ebenso dem Gemeinwohl und macht sie somit zu den eigentlich Grundlegendsten aller Stakeholder.

Gemäß dem Prinzip des Stakeholder-Kapitalismus ist der Zweck eines Unternehmens der, langfristige Vermögenswerte zu generieren und keine kurzfristige und kurzlebige Gewinnmaximierung anzustreben, bei der den Anteilseignern (Shareholder, also: Aktionären) mehr Wert beigemessen wird als den Interessenverbänden (sprich: Stakeholder-Gruppen).

Ein Konzept, das vor den 1970er Jahren weit verbreitet war, bis einflussreiche Ökonomen mit dem Argument, Konzerne seien nur ihren Investoren Rechenschaft schuldig, vom Shareholder-Kapitalismus abgelöst wurde. Seit den späten 90er-Jahren rückt Stakeholder-Kapitalismus nun wieder verstärkt in den Fokus. Und seit der Klimakrise hat das Konzept noch einmal Auftrieb gewonnen. Corona scheint die Bewegung zuletzt zusätzlich zu befeuern.

Wenn jemand über Kapitalismus spricht, denken Du und ich für gewöhnlich dasselbe darüber. Aber Dr. Klaus Schwab spricht in seinem Buch „Stakeholder Capitalism – A Global Economy that Works for Progress, People and Planet“ (Interessenvertreter-Kapitalismus – Eine globale Wirtschaft, die für Fortschritt, Menschen und den Planeten operiert), erschienen am 21. Januar 2021, über den Unterschied zwischen dem Kapitalismus der Aktionäre und dem Kapitalismus der Interessenvertreter.

Den Begriff „Kapitalismus“ verbinden wir normalerweise mit FREIHEIT. Aber Dr. Klaus Schwab versteht unter dem „Stakeholder Capitalism“ einen radikalen Neustart, den er im April 2021 in Davos vorstellen will. Dieser Neustart steht natürlich in direktem Zusammenhang mit „The Great Reset“, der ja Thema von seinem letzten Buch „COVID-19: Der große Umbruch“ ist. In seinem Buch „Stakeholder Capitalism“ spricht er darüber, wie der neue Kapitalismus funktionieren wird und wie man die Vorstellung vom bisherigen Kapitalismus überwinden kann. Mit dem „Great Reset“ soll eine neue geschlossene, nachhaltige Gesellschaft aufgebaut werden.

Was bedeutet das in der Praxis?

Das Konzept kann, grob gesagt, auf zwei Weisen umgesetzt werden. Entweder es wird als Modell durch Gesetze und Regulierungen der Regierungs-Verantwortlichen durchgesetzt und der Gesamtheit der Konzerne aufgezwungen oder die Führungsgremien einzelner Unternehmen übernehmen das Prinzip von sich aus.

Das könnten sie beispielsweise tun, indem sie, wie es vom Weltwirtschaftsforum heißt:

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