Die Liebe Gottes – Teil 25

KAPITEL 6 – Gott liebt Dich, selbst wenn Du Ihn nicht liebst – Teil 3

Gott liebt Dich, wenn Du daran arbeitest, zu Ihm zurückzukehren

Lukas Kapitel 15, Verse 17-19

17 „Er kam aber zu sich selbst und sprach: ‚Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe vor Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: ‚Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, 19 und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!’“

Ich habe diese Bibelpassage immer als den Wendepunkt des Gleichnisses betrachtet. Jesus Christus sagte, dass der verlorene Sohn in dem Moment seines größten Elends, als er innerlich zerbrach, hungerte und mit den Schweinen essen musste, „zu sich selbst kam“. Wir würden heute sagen: „Er kam zur Vernunft“. Diese erstaunlichen Worte sind die Voraussetzung, um wieder zu Gott zurückzukehren.

Henri Nouwen schreibt dazu:

„Als der jüngste Sohn von den Leuten, die ihn umgaben, nicht mehr als menschliches Wesen betrachtet wurde, fühlte er die Tiefgründigkeit seiner Isolation – die schlimmste Einsamkeit, die ein Mensch nur erfahren kann. Er war wirklich verloren, und es war diese vollkommene Einsamkeit, die dafür sorgte, dass er zu sich selbst fand. Er war schockiert über die Erkenntnis, seiner vollkommenen Entfremdung, und plötzlich verstand er, dass er sich auf die Straße des Todes begeben hatte. Er war so sehr von dem abgeschnitten, was Leben gibt – Familie, Freunde, Gemeinschaft, Bekannte und sogar Nahrung -, dass ihm klar wurde, dass der Tod der nächste natürliche Schritt sein würde. Auf einmal sah er ganz klar den Weg, für den er sich entschieden und wohin er ihn führen würde. Er verstand seine eigene tödliche Wahl. Und er wusste, dass ein weiterer Schritt in diese Richtung ihn in die Selbstzerstörung bringen würde.“

Es gibt viele Missverständnisse über diesen Moment. Ich habe etliche Auslegungen zu diesem Gleichnis gehört und selbst darüber gepredigt. In den meisten Botschaften, die ich darüber vernommen habe, wird dieser Augenblick in der Geschichte als der Punkt angesehen, wo dem verlorenen Sohn bewusst wird, was er getan hat und an dem er Reue zeigt. Er geht vor Gott auf die Knie, um seine Sünden zu bekennen.

  • Aber ist das wirklich das, was da passiert?
  • Steht da irgendwo in diesem Bibeltext etwas darüber, dass es dem verlorenen Sohn Leid tut, was er getan hat?
  • Erkennt er ein einziges Mal, dass er das Herz seines Vater gebrochen hat und dass er ihn vor der gesamten jüdischen Gemeinschaft gedemütigt hat?
  • Gibt es auch nur den geringsten Beweis in dieser Geschichte dafür, dass der verlorene Sohn in diesem fremden Land Reue gezeigt hat?

Ich kann nichts von alledem sehen.

Das, was er zum Ausdruck bringt, ist die Notwendigkeit, einen Ausweg aus der Misere zu finden, in die er sich selbst hineingeritten hat. Zumindest würde für seinen Vater zu arbeiten ihm genießbarere Mahlzeiten und einen angenehmeren Schlafplatz einbringen. Sehr pragmatisch – er zieht lediglich einen Vergleich zwischen seiner jetzigen Situation und dem Lebensstil, den er bei seinem Vater führen könnte. Es ist sein Verstand, der da arbeitet, aber nicht sein Herz. Es musste doch eine Möglichkeit geben, aus dem Reichtum des Vaters Nutzen zu ziehen, ohne dass er sich seinen Fehlern stellen musste. Er macht zwar eine Kehrtwendung, doch im Wesentlichen nur eine praktische.

Ich frage mich, wie viele heute am absoluten Tiefpunkt angekommen sind und nun versuchen, durch irgendwelche Anstrengungen und berechnende Überlegungen wieder in die Arme Gottes zu gelangen, anstatt dass sie Ihm ihre Sünden aufrichtig bekennen, ihre Zerrissenheit vor Ihn bringen und Ihn reumütig um Vergebung bitten. Das ist leider das Muster von vielen Menschen heute – sowohl von Christen als auch von Nicht-Christen. Aber diese Art von Annäherung an die Beziehung mit Gott repräsentiert nicht das Evangelium, das uns sagt, dass Gottes Liebe und Seine Akzeptanz auf Seiner Gnade basiert und nicht auf unseren Anstrengungen.

Der verlorene Sohn beschließt, nach Hause zurückzukehren und als Tagelöhner für seinen Vater zu arbeiten. Er glaubt, dass er nicht mehr als Sohn zurückkommen kann und dass er als solcher vom Personal nicht anerkannt werden würde. Doch er klammert sich an die Hoffnung, dass sein Vater ihm einen Arbeitsvertrag gibt – so wie wir es heute sagen würden – mit einer Tagespauschale. Wahrscheinlich hat er Folgendes gedacht: „Als Arbeiter kann ich immer noch die Distanz wahren, immer noch rebellieren, Widerstand leisten, streiken, weglaufen oder mich über die Bezahlung beschweren.“

An dieser Stelle im Gleichnis von Jesus Christus führt der verlorene Sohn seinen Plan durch. So schwer dies auch für uns zu verstehen ist, hört er immer noch nicht mit seinem Eigensinn auf. Er ist nach wie vor verloren.

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