Szenendarstellung vom Buch der Offenbarung als Lebenshilfe – Teil 17

Kapitel 9 – Teil A – Szenendarstellung – Der König

Es war kurz vor Sonnenuntergang, und Eva McLennon bis zu den Knöcheln in einem Fluss, während sie ihre 2-jährige Tochter wusch. Das Wasser war bleigrau, mit Schaum bedeckt und stank faulig. Sie hasste es, die kleine Sophie damit zu waschen; aber sie hatte keine Alternative. Der Fluss war am Umkippen, so wie alle anderen Flüsse, die während der letzten 7 Jahre ausgetrocknet waren.

Der Fluss befand sich 45 m von dem Waldlager entfernt, wo sie, ihr Mann Ryan und ein Dutzend andere Flüchtlinge sich versteckt hielten. Als sie heranwuchs, hätte sie sich niemals vorstellen können, dass sie eines Tages vor dem Gesetz würde fliehen müssen. Sie und der Rest der Menschen in diesem Lager waren Christen, die sich nach dem plötzlichen Verschwinden der Christen auf der ganzen Welt durch einen eifrigen messianischen Juden bekehrt hatten. Seit dieser Zeit hatte der Präsident der Europäischen Union, Judas Christopher, so viel Macht erlangt, dass er sich Amerika und den Rest der zivilisierten Welt als Teil seines wachsenden Reiches einverleiben konnte. Seine Erlasse hatten dazu geführt, dass die religiösen Minderheiten immer mehr unterdrückt wurden.

Eva konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als die Verordnung umgesetzt wurde, die von allen Bürgern verlangte, eine von der Regierung festgelegte Nummer zu tragen, welche jedem ermöglichte, Waren, Immobilien, Lebensmittel und Dienstleistungen auszutauschen. Doch damit war eine Bedingung verbunden: Jeder, der die Nummer annahm, musste schwören, keinen anderen Gott als Judas Christopher anzubeten.

Viele Mitglieder in der Hausgemeinde von Eva hatten dieser Verordnung beigepflichtet. Aber für Eva und Ryan war es undenkbar, ihr nachzugeben. Sie wusste aus Berichten, die aus anderen Städten kamen, dass wenn man diese Nummer nicht annahm, sein ganzes Vermögen einbüßte und vom Warenhandel sowie von sämtlichen Dienstleistungen ausgeschlossen war. Wenn man sich weigerte, Judas Christopher anzubeten, wurde man, wie Vieh, in einen Güterwagen verfrachtet und irgendwohin an einen geheimen Ort gebracht, wo das Schicksal besiegelt wurde.

Ryan, Eva und etwa 40 andere Christen hatten daraufhin sämtliche Lebensmittel und alle Utensilien, die sie zum Leben brauchten, in ihre Fahrzeuge geladen und waren in ein fernes Gebirge gefahren, wo sie dann ihre Autos in einem See versenkt hatten. Anschließend waren sie tief in den Wald hineingewandert und hatten dort ihr Lager aufgeschlagen. Sie hatten überlebt, weil sie Wurzeln, Nüsse, Früchte und Beeren gesammelt und mit Pfeil und Bogen Kleinwild gejagt hatten.

So war ihr Dasein zu einem kontinuierlichen Kampf ums Überleben geworden. Der Wald, sowie der Rest des Planeten, waren von den schlimmen Katastrophen ins Taumeln geraten. Es gab Vulkanausbrüche, Erdbeben, Waldbrände und Krankheiten. Die Verschmutzung hatte das Wasser und die Luft verseucht, und die Sonne brannte so rotglühend wie eine infizierte Wunde am vom Rauch überzogenen Firmament. Obwohl die Flüchtlinge das Wasser abkochten, um es rein zu bekommen, hatten sie bereits einige Mitglieder durch Krankheiten verloren. Eva konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann es zum letzten Mal geregnet hatte.

Präsident Christopher hatte seine Absicht unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass er die Erde von sämtlichen Juden und Christen reinigen wollte. Die Gruppe musste ständig auf der Hut sein, und sie hatten schon zwei Mal umziehen müssen, als die Soldaten ihrem Lager zu nahe gekommen waren.

An den Sonntagen feierte die kleine Gemeinde immer Gottesdienst. Aber an einem Sonntag hörten die Soldaten, welche den Wald durchforsteten sie singen und griffen sie an. Die Hälfte der Gruppe schaffte es, zu Fuß zu entkommen; aber der Rest wurde festgenommen. Die Überlebenden gingen noch tiefer in den Wald hinein und wagten es nicht mehr, zu ihren Zelten und Vorräten zurückzukehren.

Eva starrte auf Sophie, während die Kleine vergnügt in dem fauligen Wasser plantschte. Sie fragte sich, ob ihre Tochter überhaupt noch eine Zukunft hätte. Wie lange konnten sie wohl noch überleben?

Sie hob das Kind aus dem Wasser und begann damit, sie mit ihrer Hemdbluse abzutrocknen. Plötzlich hörte sie schreckliche Schreie, die aus dem Lager kamen. Eva nahm ihre Tochter auf den Arm, legte ihre Hand auf den Mund der Kleinen und versteckte sich mit ihr in einem Gebüsch. Sie hörte eine Rauferei und danach unverkennbar Gewehrschüsse.

Als der Lärm aufhörte, brüllte eine strenge Stimme: „Marsch, ihr Rebellen! Da geht’s lang!“

Es wurde dann still im Wald. Eva zitterte am ganzen Leib und blieb in ihrem Versteck. Noch bevor die Dunkelheit anbrach, kroch sie zum Lager und fand es leer vor.

„Wo ist Papa?“, fragte Sophie.

Eva versuchte zu antworten, aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie wusste, dass Ryan nicht mehr zurückkommen würde.

Sie zog es in Betracht, im Lager zu bleiben und die Vorräte zu verbrauchen, aber das Aufleuchten von Taschenlampen in der Ferne machte ihren Plan zunichte. Jedes Mal, wenn das Kind nach seinem Papa fragte, liefen Eva heiße Tränen die Wangen herunter. Sie wusste, dass sie Ryan nie wiedersehen würden. Wenn Sophie nicht gewesen wäre, hätte sie sich auf den Boden fallen lassen und ihren Kummer unter der Decke des Todes erstickt.

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