Die Ordnung der biblischen Prophetie – Teil 10

von Warren D. Hoover

Daniel Kapitel 5

König Belsazars Vermessenheit und das göttliche Gericht

Wir kennen das genaue Datum nicht, an dem König Nebukadnezar dieses großartige Zeugnis von Daniel Kapitel 4 niedergeschrieben hat, aber wir wissen, wann er den Weg allen Fleisches gegangen ist. Er starb im Jahr 562 v. Chr.

Im erste Kapitel meines Buches habe ich aufgezeigt, dass Nebukadnezar ein fähiger, intelligenter Herrscher war. Sein Tod sorgte für ein Chaos im Babylonischen Reich, weil es an einem vergleichbaren Talent mangelte, das den Thron besteigen konnte. Der Nachfolger war sein Sohn Amel-Marduk, der auch als Marduk der Schreckliche bekannt wurde. Er war ein erbärmlicher Sohn und ein noch miserablerer Herrscher. Sein Schwager Nariglissar ermordete ihn und war kurz an der Macht, bis dessen Sohn den Thron bestieg. Das war Labashi-Marduk, der 9 Monate später ermordet wurde.

Ein babylonischer Adliger, namens Nabonidus, kam anschließend an die Macht. Er stürzte das Reich noch mehr ins Chaos. Eine Anzahl der von Babylon eroberten Völker nutzte die Gelegenheit zur Rebellion. Um darauf zu reagieren, verbrachte Nabonidus die meiste Zeit außerhalb der Hauptstadt und versuchte, mit seiner Armee die Revolten niederzuschlagen. Um seinen Thron und seine Administration in Babylon zu bewahren, ernannte er seinen Sohn Belsazar zum Mitregenten, dem er die Hauptstadt überließ, um sein Reich zu sichern. Diese Strategie schlug fehl, und die Folge davon waren die Ereignisse, welche Daniel in Kapitel 5 beschreibt.

Daniel Kapitel 5 war die Ursache für den großen, jahrelangen Konflikt zwischen Bibelgläubigen und säkularen Historikern. Er entstand aus der Tatsache, dass die alten Historiker, wie Xenophon, Herodot, Berossos und Abydenos Belsazar nicht erwähnt haben. Dies wurde als Beweis dafür genommen, dass die Ereignisse von Daniel Kapitel 5 ein Mythos wären. Dieser Konflikt wurde erst im Jahr 1854 aufgelöst, als der britische Archäologe Henry_Creswicke_Rawlinson einige Keilschriften, in denen Belsazar als der älteste Sohn von Nabonidus identifiziert wurde, ausgrub. Leider halten immer noch einige, die mit dieser Entdeckung nicht vertraut sind oder diese ignorieren, Belsazar für einen Mythos.

Die Ereignisse von Daniel Kapitel 5 geschahen in einer einzigen Nacht. Und diese Nacht kann exakt auf den 12. Oktober 538 v. Chr. datiert werden. Dieses Datum haben sämtliche alte Historiker als den Tag identifiziert, an welchem Babylon in die Hände der Meder und Perser fiel.

Daniel Kapitel 5, Vers 1

Der König Belsazar veranstaltete für seine tausend Großen ein prächtiges Gastmahl und trank Wein, vor den Tausend (oder: den Tausend gegenüber) sitzend.

Hier haben wir erneut den Fall, bei dem die Übersetzer ganz klar versucht haben, die Sensibilität des Lesers nicht zu verletzen. Im aramäischen Urtext heißt es grundsätzlich, dass der König an jenem Tag ein ausschweifendes Trinkgelage veranstaltet hat. Das ist eine eindeutige Erklärung seiner Inkompetenz als Führer und seiner Sittenlosigkeit. Kein nationaler Herrscher würde in einer Zeit des Krieges eine solche Party veranstalten, während die Feinde direkt vor den Toren stehen.

Belsazar dachte wahrscheinlich, dass er hinter den Stadtmauern sicher wäre. Nebukadnezar hatte viel Zeit und Mühe darauf verwendet, eine unbezwingbare Festung zu schaffen, um einer unbestimmten Belagerung oder einem direkten Angriff standzuhalten. Babylon war von einer Doppelmauer umgeben, was bedeutete, dass jeder, der die Außenmauer durchbrach, sich einer zweiten, noch stärkeren inneren Mauer gegenüber sah. Die Stadteingänge waren ebenfalls alles Doppeltore. Auch hier galt, dass wenn das erste Tor durchbrochen wurde, der Angreifer mit einem zweiten, noch stärkeren Tor konfrontiert wurde, das gleichzeitig eine Falle in dem engen Eingang darstellte. Denn da sah er sich Waffen von Verteidigern der zweiten Mauer ausgesetzt, vor denen er keinerlei Zuflucht nehmen konnte. Die Doppelmauer war 30,5 m hoch und so breit, dass auf ihr vier Streitwagen nebeneinander fahren konnten.

Die Stadt befand sich auf einer sandigen Ebene. Von daher war das Graben unter die Mauern unpraktisch, da kein Holz verfügbar war, die Tunnelwände abzustützen. Sie war am Euphrat gelegen, der Fluss, der die Stadt endlos mit Frischwasser versorgte. Es gab in Babylon riesige Kornkammern, und darüber hinaus Ackerland zwischen den Mauern sowie Weideland für das Vieh. Somit war das Aushungern dieser Stadt, um sie sich zu unterwerfen, ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Doppelmauer und das Doppeltor von Babylon sind teilweise wiederhergestellt. Die Babylonier fühlten sich so sicher, dass der griechische Historiker Xenophon die Tatsache dokumentierte, dass keine Wachtposten auf der Mauer nötig waren.

Daniel Kapitel 5, Vers 2

In der Weinlaune befahl Belsazar dann, man solle die goldenen und silbernen Gefäße herbeibringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, damit aus ihnen der König und seine Großen, seine Gemahlinnen und Nebenfrauen tränken.

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