Die Riesen im Inneren bekämpfen – Teil 25

Bekämpfe Deine Wut, Deinen Ärger und Deinen Zorn – Teil 1

Peter hatte einen guten Hintergrund inmitten von bibelgläubigen Kirchgängern. Doch da war etwas in ihm, ein undefinierbarer Funke von Rebellion, der in der Pubertät aufkam. Als er anfing zu studieren, strich er Gott komplett aus seinem Leben. Er verfiel in einen Lebensstil der moralischen Nachlässigkeit und geriet unter schlechte Einflüsse, die auch dafür sorgten, dass er Eheprobleme bekam, als er Mitte 20 war.

Aber weshalb wurde er dann Polizist? Vielleicht hat es ja diese Kurskorrektur gebraucht in einem Leben, das völlig außer Kontrolle geraten war. Vielleicht wollte er ja einem Leben der Gesetzlosigkeit entfliehen und eines aufbauen, in dem er das Gesetz vollstreckte. Was auch immer ihn dazu bewogen hat, auf jeden Fall hat diese Veränderung sehr viel bei Peter bewirkt. Sie bedeutete für ihn Ordnung und Disziplin. Sein Leben erfuhr einen Aufschwung, und vor allem war das sehr gut für seine Ehe, und er fühlte sich seiner Familie sehr eng verbunden. Dafür arbeitete er und gab in diesem Beruf sein Bestes. Und wenn seine Frau schwanger wurde, war das für ihn nur eine weitere Bestätigung, dass all seine Träume sich erfüllen würden.

Doch dann schlug die Bombe ein! Er bekam die Kündigung.

Peter starrte ungläubig auf das sehr kurz gefasste Schreiben. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, und sein Chef gab keinerlei Erklärung ab, weshalb er ihn aus dem Dienst entließ. Er händigte ihm dann nur noch die Entlassungspapiere aus. Seine Mitarbeit war nicht mehr länger erwünscht. All die Jahre der harten Ausbildung, sein Diensteifer und seine Hingabe an diesen Beruf waren umsonst. Und jetzt war seine Frau auch tatsächlich schwanger. Sie hatten einen riesigen Schuldenberg, und es gab für ihn keine weitere Perspektive. Man hatte sich seiner entledigt, wie man das mit einem zerschlissenen Hemd zu tun pflegt.

Als er auf die Kündigung in seinen Händen blickte, geriet er in schreckliche Wut. Er zerknüllte und umklammerte sie, als ob er Klauen hätte. Und er hatte starke Hände. Jetzt juckten sie, weil er Rache nehmen wollte.

Peter ging nach Hause und versuchte, das Beste daraus zu machen. Aber er fand „das Beste“ nicht. Nachts lag er stundenlang wach und dachte nur an seinen Chef. Er versuchte, sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Doch sein Zorn sorgte dafür, dass das arrogante Gesicht des Mannes in seinem Geist immer wieder auftauchte, der ihn gefeuert hatte. Die Schlaflosigkeit führte ihn spät in der Nacht in alle möglichen Richtungen. Noch ein paar Tage zuvor hätte er es für unmöglich gehalten, aber jetzt ertappte sich Peter dabei, einen Mord zu planen, und der violette Zorn färbte sich schwarz.

Vielleicht fing alles mit einem Gedankenspiel an, eine Methode, wie er mit seinen Gefühlen umgehen konnte. Doch Fantasien schaffen oft ihre eigene Realität. Peter fing damit an, sich in seinem Geist detaillierte Szenen eines vorsätzlichen Mordes vorzustellen. Er besaß Waffen, und in seiner Ausbildung hatte er gelernt, damit umzugehen. Er hatte ebenfalls den Umgang mit Verbrechern gelernt und allerhand über ihre Fehler erfahren, die sie machten, so dass sie festgenommen werden konnten. Und so wusste Peter, wie er solche Fehler vermeiden konnte. Wer sonst als ein gut ausgebildeter Polizist konnte das perfekte Verbrechen verüben?

Die Bedenken, die ihm in den Sinn kamen, solch eine Sache durchzuführen, waren für ihn von geringem Interesse. Ihnen schenkte er so gut wie keine Beachtung. Sein Zorn war inzwischen so schwarz gefärbt, dass er jeden Preis dafür bezahlen wollte, um diese Tat auszuführen: Gefängnis, der Verlust seiner Familie und sogar die Hinrichtung. Nichts von alledem konnte ihn mehr abschrecken. In seinem Geist war nur noch Raum für seine unbändige Wut.

Diese Welt ist ein böser Ort. Wen wundert es da, dass der Zorn sich auf so viele unterschiedliche Weisen manifestiert? In welchen Formen dies geschieht, darüber wissen die Soziologen besser Bescheid als ich. Doch Du brauchst nur die Morgenzeitung aufzuschlagen. Die Schlagzeilen darin zeigen Dir auf, dass Ärger, Wut und Zorn sehr ernst zu nehmende Emotionen sind.

Was Ärger, Wut und Zorn so trügerisch und unglaublich gefährlich machen, ist, dass diese Empfindungen urplötzlich in Erscheinung treten, übermächtig werden und irrational sind. In diesem Zustand überschläft man die Probleme nicht mehr. Es gibt keine Garantie mehr für die persönliche Sicherheit. Wenn wir da eine eingebaute Langzeit-Sicherung hätten, dann gäbe es keine Probleme, nicht wahr? Dann würden wir denken: „Moment mal, ich rieche den Rauch. Ich höre, wie der Zünder zischt. Ich werde schnell einen Eimer Wasser holen, um die Flamme zu löschen.“

Aber so eine Langzeit-Sicherung haben wir leider nicht. Du und ich, wir haben nur eine Kurzzeit-Sicherung. Doch wenn jemand, der voller Wut ist, mit dieser Kurzzeit-Sicherung hinter dem Lenkrad sitzt und mit 110 km/h durch die Gegend fährt oder wenn sich in dessen Reichweite ein Gewehr befindet, er nur die Fäuste ballt oder diese Person sehr redegewandt ist, dann kann Zorn zu einer sehr schädlichen Sache werden. Zorn ist so alt wie die die Sünde selbst – natürlich so alt wie Kain. Doch ich glaube, dass der giftige Zorn in unserer Generation eine neue Ebene erreicht hat.

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