Die letzte Runde! – Teil 8

Fallstudie: Das Fuller-Seminar

Das erste Semester des Fuller-Seminars (Kalifornien, USA) begann am 30. September 1947 mit 39 Studenten. Charles Edward Fuller, der Mitbegründer des Seminars, hatte zuvor die presbyterianische Kirche verlassen, weil sie ihm zu liberal geworden war, und wurde Mitglied bei der bibeltreuen Baptist Bible Union.1 Die Baptisten glaubten, wie Fuller selbst, an die Inspiration und Irrtumslosigkeit der Bibel. Fuller und die anderen Gründungsmitglieder – Harold Ockenga, Carl F.H. Henry, Wilbur Moorehead Smith and Harold Lindsell – wollten den evangelikalen Fundamentalismus (der Begriff hatte in jener Zeit noch nicht die negativen Beiklänge von heute) reformieren und der theologischen Welt in ihrem Land beweisen, dass sie ein evangelikales Seminar auf gleicher Augenhöhe mit den liberalen Ausbildungsstätten schaffen konnten. Das Fuller-Seminar sollte ein bibeltreues theologisches Vorzeige-Seminar werden, und die Männer, die es gründeten, waren voller Ambitionen, ihr Ziel zu erreichen.

Dies konnte dem satanischen Verführer nicht gefallen, und sollte es ihm nicht gelingen, dieses Vorhaben zu unterlaufen, dann würde er wohl eine Niederlage erfahren, wie er sie zuvor selten erlebt hatte. Viele theologische Seminare, christliche Kirchen oder Denomination irrten früher oder später von den Wahrheiten Gottes ab. Sollte es dem Versucher nicht glücken, den Samen des liberalen und humanistischen Zeitgeistes auf den Acker dieses Werkes zu streuen, dann würden diese fünf Männer nicht nur eine reine Ernte einfahren, sondern auch den Weizen der Wahrheit Gottes an viele hungrige Seelen weitergeben können.

Die Gründer des Fuller-Seminars hatten sich entschieden, nicht als rückständig oder altmodisch gelten zu wollen. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, sich der Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft durch DIALOG zu öffnen, um sie dadurch mit dem Evangelium zu erreichen. Und vor allen Dingen strebten sie an, unter Beweis zu stellen, dass der Evangelikalismus, also der bibeltreue Glaube an Jesus Christus, nicht unmodern, weltfremd oder anti-intellektuell sein muss. Man beabsichtigte, sich am intellektuellen Niveau aller Bereiche der säkularen Gesellschaft messen zu lassen.

Hatte hier der Verführer nicht schon einen ersten Erfolg versprechenden Samen für seine Ziele ausstreuen können?

Die Gründer des Fuller-Seminars schämten sich des einfachen Evangeliums, der Torheit des Kreuzes, und wollten ein „modernes“ Evangelium anbieten, das auf allen Gebieten der Welt mithalten konnte. Der fundamentalistische Evangelikalismus, der ihnen als zu separatistisch galt, sich also von der Welt zu sehr fernhielt, sollte reformiert und weltoffener gemacht werden. Der neue Evangelikalismus hingegen, der Neo-Evangelikalismus, sollte durch diese Weltoffenheit seinen Triumphzug in der Gesellschaft antreten, um alle Schichten der Gesellschaft für das neo-evangelikale Christentum zu gewinnen.

Heute zeigt die geistige Positionierung des Fuller-Seminars, wie weit man in den letzten sechs Jahrzehnten von den einst so hohen Zielen abgekommen ist. Wie sehr die klaren evangelikalen Positionen, mit denen die Gründer angetreten waren, allmählich aufgeweicht wurden und neue fragwürdige Lehren, ja sogar IRRLEHREN, in diesem Seminar Einzug halten konnten, soll im Folgenden aufgezeigt werden.

Anhand der theologischen Verschiebungen des Fuller-Seminars im Besonderen und ähnlicher Strömungen unter Evangelikalen im Allgemeinen soll der Frage nachgegangen werden, ob und wie weit die Evangelikalen von biblischen Grundwerten abgerückt sind.

  • Sind die Evangelikalen, oder zumindest ein Teil davon, dabei, Mauern einer trügerischen Wahrheit zu bauen?
  • Ist die Sorge, dass manche neo-evangelikale Lehre zu einer modernen Tünche wird, nicht durchaus berechtigt?

Eine große Anzahl der heutigen Strömungen werden von vielen Christen aufgrund großer Popularität unreflektiert übernommen. Stehen die Evangelikalen nicht in der Gefahr, die Autorität der Heiligen Schrift, auf die sich ihr Glaube gründet, aufzugeben?

Fuller und die Irrtumslosigkeit der Schrift

Im Vorwort zur Chicago-Erklärung zur biblischen Irrtumslosigkeit vom Herbst 1978 heißt es:

„Die Autorität der Schrift ist für die christliche Kirche in unserer wie in jeder Zeit eine Schlüsselfrage. Wer sich zum Glauben an Jesus Christus als HERRN und Retter bekennt, ist aufgerufen, die Wirklichkeit seiner Jüngerschaft durch demütigen und treuen Gehorsam gegenüber Gottes geschriebenem Wort zu erweisen. In Glauben oder Leben von der Schrift abzuirren, ist Untreue unserem HERRN gegenüber. Die Anerkennung der völligen Wahrheit und Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift ist für ein völliges Erfassen und angemessenes Bekenntnis ihrer Autorität unerlässlich.“

Die Lehre der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift war seit dem Zeitalter der Aufklärung des 17. und 18. Jahrhunderts stetigen Angriffen ausgesetzt. Nach Immanuel Kant sollte der Mensch seine Unmündigkeit verlassen und sein Leben und Denken selbst bestimmen. Der aufkommende Humanismus und Rationalismus führte im Protestantismus dazu, dass man das reformatorische Schriftverständnis aufgab, an dessen Stelle die Bibelkritik trat. Für die Evangelikalen hingegen war in allen Fragen des Glaubens nur die Bibel maßgeblich. Auch das Fuller-Seminar war mit einem klaren Bekenntnis zur uneingeschränkten Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift angetreten.

Der Auszug aus dem Artikel endet hier. Lesen Sie den gesamten Artikel als PDF.