Der Kampf zwischen Sunniten und Schiiten hat schon begonnen

Quelle – 1. Januar 2012

Schiiten und Sunniten kämpfen im Jahr 2012 um die regionale Supermacht

Natürlich ist der Konflikt zwischen den Sunniten und Schiiten nichts Neues; neu ist jedoch die Tatsache, dass er in modernen Zeiten auf regionaler Ebene ausgetragen wird. Immerhin, solange säkulare Regierungen eine inklusive arabische nationalistische Gleichheit propagierten, spielten die Differenzen zwischen den religiösen Gemeinschaften eine untergeordnete Rolle. Da jetzt aber immer mehr Islamisten an die Regierung kommen, wird die Theologie wieder zum zentralen Thema gemacht, wie es vor Jahrhunderten zum letzten Mal der Fall war.

Jedoch darf die Situation nicht falsch eingeschätzt werden. Denn im Grunde geht es hier um einen Kampf um politische Macht und Wohlstand. Wenn sunnitische und schiitische Staaten oder Bewegungen gegeneinander kämpfen, dann agieren sie als Institutionen, die politische Strategien, Taktiken und Ziele verfolgen.

Dass der Iran vermehrt an Macht und Einfluss gewinnt, stellt für die arabisch-sunnitischen Islamisten ein gewaltiges Problem dar. Im Grunde lehnen sie den Iran ab, weil es sich bei ihm um das frühere Persien handelt und weil dort überwiegend Schiiten leben. Doch bis jetzt war dieser Kampf örtlich begrenzt. In der Zwischenzeit ist der Iran aber zum Auftraggeber der arabisch-sunnitischen islamistischen Hamas im Gaza-Streifen geworden. Beim Iran-Irak-Krieg haben sich diese Umstände deutlich bemerkbar gemacht, vor allem bei der irakischen Propaganda. Doch bis jetzt hatte das irakische Regime die schiitische Mehrheit unter ihrer Kontrolle.

Nach der Beseitigung von Saddam Hussein durch die von Amerika geleiteten internationalen Streitkräfte kam die Frage nach den kommunalen Beziehungen im Irak auf. Es gibt drei Mal soviel Schiiten im Irak wie Sunniten. Somit werden die Schiiten automatisch alle Wahlen gewinnen, besonders wenn die irakischen Kurden davon ausgenommen sind, weil sie im Nord-Irak einen eigenen Staat gründen wollen. Die anti-amerikanischen Aufstände, an denen auch Al-Qaida-Mitglieder teilgenommen hatten, war der letzte verzweifelte Versuch der Sunniten, ihre Macht zurückzuerobern. Aber er scheiterte, und die Gewalt geht weiter. Jetzt liegt das Hauptaugenmerk der Sunniten darauf, durch Verhandlungen die bestmögliche Aufteilung der Macht herbeizuführen.

Auch im Libanon triumphieren die Schiiten schon, die unter der Führung der Hisbollah stehen und von Syrien und dem Iran unterstützt werden. Aber das alles vom Jahr 2011 war erst der Auftakt. Eigentlich war der „Arabische Frühling“ ja überwiegend eine sunnitische Sache, in gewisser Weise eine Äquivalenz zu der iranischen Revolution von 1979. Nur in Bahrain, wo die Sunniten unterdrückt werden, waren die Schiiten bisher in die Offensive gegangen.

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