Werden wir alle langsam paranoid?

Quelle – 29. Dezember 2011 von Thomas Mössmer

Der Gedanke kam mir, als ich mich etwas näher mit der Gruppe „Anonymous“ beschäftigt habe. Wir leben in einer Zeit, in der die Regierungen die Demokratie ausgehebelt haben und nur noch ihre eigenen Interessen durchsetzen. War das jemals anders? Vielleicht für kurze Zeit! Es gab immer wieder Phasen in der Menschheitsgeschichte, in denen es so etwas wie persönliche Freiheit und Gerechtigkeit gab, wenn ehrliche, ehrenhafte Menschen das Sagen hatten. Ja, es gab auch solche Zeiten!

Heute ist das nicht mehr so. Immer mehr Gesetze entstehen und immer mehr Einschränkungen werden uns gegeben.

Manche folgen dem Zeitgeist, und begnügen sich mit Brot und Spielen. Sie gehen zur Arbeit, ins Kino und machen am Sonntag Nachmittag einen Spaziergang mit ihrer Familie. Sie führen ein ganz gewöhnliches Leben und halten sich, so gut es geht, an die Regeln und verfolgen die „Tagesschau“.

Andere merken, dass etwas nicht stimmt. Sie bemerken, dass sie immer weniger im Geldbeutel haben. Sie bemerken, dass sie nicht mehr alles dürfen, was sie früher getan haben. Sie stellen fest, dass die Familien kaputtgehen, die Kinder verwahrlosen und die Teenager nur noch selten lächeln. Sie entdecken wie die anderen die Ideologien von „RTL“ und „Bild“ verfolgen und langsam so wie diese zu denken anfangen. Das wollen sie nicht für sich! Sie wollen das alles nicht und hoffen, dass endlich mal jemand aufsteht und die Dinge wieder gerade rückt.

„Anonymous“ scheint sich genau dieses Ziel gesetzt zu haben. Man hört und sieht immer wieder Nachrichten von der Gruppe „Anonymous“, die in ihren Videos der Obrigkeit sagt, was sie denkt und Menschen informiert. Sie starten Hackerangriffe, besorgen sich Daten, heben Geld von Konten ab und geben es weiter. Das klingt irgendwie, als hätten wir einen modernen Robin Hood, der sich für das unterdrückte Volk einsetzt.

Das Markenzeichen von „Anonymous“ ist die Guy-Fawkes Maske des unbekannten Rächers „V“ aus dem 2006 erschienen Kinofilm „“V“ – Wie Vendetta“. Genau an diesem Punkt kamen mir Zweifel, ob diese Gruppe tatsächlich das ist, was sie vorgibt zu sein. Hollywood machte in seinen Filmen in der Vergangenheit häufig unterschwellige Propaganda. Man denke an die vielen Kriegsfilme, in denen amerikanische Soldaten regelrecht idealisiert wurden. Häufig kämpfte in einem Film ein treuer Soldat für das glorreiche Amerika gegen russische oder arabische Terroristen und rettete im letzten Moment Amerika oder die Welt vor der sicheren Zerstörung. Könnte das vielleicht dazu gedient haben, dass sich mehr Amerikaner, die genauso sein wollen wie diese Helden, zum Militärdienst melden sollten?

Auch die ganzen „CSI“-Serien – dienen sie nicht dazu, die Verbrecherrate einzuschränken? Da in den Serien jeder Verbrecher geschnappt wird, wird sich jeder Verbrecher zwei Mal überlegen, ob er eine Brotpackung im Supermarkt öffnet. Und wer wird sich schon mit von den unkorrupten, charismatischen Cops und der ehrlichen Regierung, der sie dienen, mit einer Haarprobe überführen lassen?

Hollywood infiltriert den Zuschauer unbewusst mit seiner Ideologie. Könnte es nicht sein, dass „V – Wie Vendetta“ ebenso ein geschickter, unterschwelliger Schachzug der Mächtigen war?

Wie können die Mächtigen ihre Gegner am besten aus den Untergebenen herausfiltern? Indem man vielleicht selber eine gegnerische Gruppe erschafft und sie lenkt? Man braucht dann nur noch die Mitgliederliste durchzugehen und weiß, wer gegen einen ist. Das würde stark an den Roman „1984“ erinnern, als Winston Smith aus dem Regime des „Großen Bruders“ auszubrechen versucht, indem er sich der Ideologie des Emmanuel Goldstein öffnet und danach erkennt, dass dieser wahrscheinlich vom Regime, zur Aufdeckung von Staatsfeinden, erfunden wurde.

Könnte es nicht bei der Gruppe Anonymous genauso sein? Ich weiß es nicht!

Eins jedoch ist sicher: Um mich vor einer wachsenden, paranoiden Lebenseinstellung zu schützen, werde ich einfach mal wieder den PC runterfahren und einen Waldspaziergang machen. Danach werde ich vielleicht in ein nette Stadt fahren, mich in ein Lokal setzen und gemütlich ein Bier trinken, solange so etwas noch möglich ist.