Wie Gott in Seinen Kindern wirkt – Teil 2

Kapitel 3
Was wir über uns selbst denken, ist unwichtig

Der Mensch, der allen Ernstes davon überzeugt ist, dass er es verdient, in die Hölle zu kommen, wird wahrscheinlich nicht dort landen; während die Person, die glaubt, dass sie es wert sei, in den Himmel zu gelangen, wird mit Sicherheit NICHT in diesen gesegneten Ort eingehen.

Ich habe absichtlich „allen Ernstes“ geschrieben, um die echte Überzeugung zu betonen und um einen Unterschied zu der bloßen normalen Glaubensüberzeugung zu machen.

Es ist möglich durchs Leben zu gehen und zu meinen, dass man gläubig sei, während man in Wahrheit keine lebendigere Überzeugung hat als den konventionellen Glaube, den man von seinen Vorfahren oder von den allgemeinen religiösen Ansichten übernommen hat, die in eigenen gesellschaftlichen Kreisen gerade kursieren. Wenn dieser Glaube es erfordert, dass man seine eigene Verdorbenheit zugibt, dann macht man das eben, und man ist dabei stolz auf seine Aufrichtigkeit im Hinblick auf den christlichen Glauben. Aber aus der Art und Weise, wie diese Menschen lieben, sich selbst loben und ihrer Eitelkeit frönen, wird es klar ersichtlich, dass sie sich selbst nicht als verdammungswürdig betrachten.

Einen offenkundigen Beweis dafür sieht man an der peniblen Art, wie religiöse Autoren Wörter benutzen. Ein amüsantes Beispiel findet sich in der vorsichtigen redaktionellen Änderung, die bei dem Lied „The Comforter Has Come“ (Der Tröster ist gekommen) gemacht wurde. In einer Strophe heißt es:

„Oh grenzenlose göttliche Liebe!
Wie kann meine Zunge
den fragenden Sterblichen
die unvergleichliche Gnade Gottes beschreiben –
die ich, ein KIND DER HÖLLE,
eigentlich, als nach Seinem Bild erschaffen,
widerspiegeln sollte.“

So hat es Dr. Bottome gefühlt, und so hat er es niedergeschrieben. Und derjenige, der die Heiligkeit Gottes erkannt und die Verdorbenheit in seinem eigenen Herzen gesehen hat, wird dieses Lied genauso singen, wie es geschrieben wurde, weil sein ganzes inneres Leben auf diese Erfahrung reagiert. Selbst wenn er kein Kapitel und keinen Vers in der Bibel finden kann, wo er als Kind der Hölle charakterisiert wird, klagt sein Herz ihn entsprechend an. Er fühlt sich im Angesicht Gottes zur Verdammnis verurteilt. Solch eine Erfahrung ist tiefgründiger als Theologie, schmerzlicher und intimer als ein bloßes Glaubensbekenntnis und obwohl sie hart und bitter ist, spiegelt der Geist dieses Menschen die Wahrheit darüber wider, wie sich diese Person selbst betrachtet. Bei so einem Bekenntnis ist das erleuchtete Herz gewissenhaft gegenüber der schrecklichen Tatsache, während es seine eigene Verdammung besingt. Ich glaube, dass solch eine Demut Gott sehr gut gefällt.

Wie bereits gesagt, finde ich es höchst amüsant, wenn man da peinlich darum bemüht ist, eine redaktionelle Veränderung bei diesem Lied vorzunehmen, die offensichtlich im Interesse der korrekten Theologie gemacht wurde. Aber dadurch wurde von der Realität abgelenkt, und es kommt bei diesem Lied nicht mehr das entsprechende moralische Empfinden auf. Inzwischen heißt es in diesem Lied:

„Dass ich, ein KIND DER SÜNDE,
eigentlich, als nach Seinem Bild erschaffen,
widerspiegeln sollte.“

Dieser heikle Liedpfuscher, der diese Änderung zu verantworten hat, konnte es wohl nicht fertigbringen, sich selbst als „Kind der Hölle“ zu sehen. Eine affektive Wortwahl kann uns manchmal mehr über einen Menschen verraten, als diese Person über sich selbst weiß.

Wenn dieses Beispiel isoliert von der christlichen Literatur betrachtet werden kann, ist es nicht so wichtig zu nehmen. Aber wenn so etwas überall so häufig vorkommt wie Löwenzahn auf einer Wiese, dann ist das in der Tat sehr bedenklich. Die affektierte religiöse Zimperlichkeit, die man im Allgemeinen von den Kanzeln zu hören bekommt, passt ebenfalls in dieses Bild. Man verkünstelt sich da förmlich unabsichtlich, um nicht die Tiefen der inneren Verdorbenheit zugeben zu müssen. In der Tat willigen wir nicht in Gottes Gericht über uns ein, es sei denn, wir halten an einer oberflächlichen Glaubensüberzeugung fest. Dann ist es allerdings so, dass sobald der Druck zu groß wird, man einfach aussteigt. „Ein Kind der Sünde“ kann man da vielleicht noch akzeptieren, aber „ein Kind der Hölle“ zu sein, mit Sicherheit nicht.

Jesus Christus spricht von zwei Männern, die im Gebet vor Gott traten. Der eine war ein Pharisäer, der seine Tugenden aufzählte, und der andere war ein Zöllner, der sich an die Brust schlug und Gott wegen seiner Sünden um Gnade anflehte. Der Pharisäer wurde von Gott abgelehnt, aber der Zöllner wurde von Gott als gerecht gemacht eingestuft.

Manche Christen leben mit dieser Geschichte einfach getrost weiter, indem sie sie entweder um Armeslänge von sich wegschieben oder es nicht zulassen, dass ihr Bewusstsein in irgendeiner Form davon betroffen wird. Diese beiden Männer sind schon seit vielen Jahren tot, und ihre Geschichte ist nicht gerade der große Klassiker beim Religionsunterricht. Man sagt: „Wir sind ganz anders. Wie kann uns etwas so weit Zurückliegendes und vom Christentum so Entferntes betreffen?“ Doch dabei bewegt man sich auf einer Ebene, die sich nur sehr geringfügig oberhalb unseres Unterbewusstseins befindet und zieht nur das aus dem Unklaren heran, was einem angenehm erscheint.

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