Durch die enge Pforte auf den schmalen Weg – Teil 68

Das ist die Übersetzung des Seminars von Wayne Jacobsen, dem Co-Autor des Buches „Der Schrei der Wildgänse“.

Der schmale Weg = Der Weg des Gottvertrauens – Teil 18

Geistlicher Tanz

Ich habe Euch ja bereits gesagt, dass ich zu meiner Tochter eine ganz besondere Beziehung habe. Sie ist für mich noch immer „mein kleines Mädchen“. Als sie dann schließlich heiraten wollte, wünschte sie sich, dass ich mit ihr auf ihrer Hochzeit tanzen sollte. Aber ich konnte zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht tanzen. Ich bin mit einer Tradition aufgewachsen, bei der es hieß: „Tanzen ist vom Teufel“. Also habe ich nie das Tanzen gelernt. Ich glaube diesen Satz heute nicht mehr, und ich habe meine Kinder auch schon nicht mehr danach erzogen. Deshalb hat Julie auch Tanzunterricht nehmen dürfen. Sie kann sogar sehr gut tanzen.

Und nun wünschte sie sich, auf ihrer Hochzeit mit ihrem Vater zu tanzen. Aber erstens tanze ich nicht und zweitens bin ich überhaupt nicht musikalisch. Ich habe große Schwierigkeiten, im Rhythmus zu bleiben. Wenn Andere singen und tanzen, kann ich deren Freude zwar genießen; aber ich selbst kann da nicht so mitmachen, weil ich kein musikalisches Talent besitze. Doch nun wollte meine Tochter unbedingt, dass ich mit ihr auf der Hochzeit tanzte und das in Gegenwart von 300 meiner engsten Freunde, die sich einen Spaß daraus machen, mich bei jeder Gelegenheit hochzunehmen, weil ich das mit ihnen genauso mache. Aber ich wollte meiner Tochter diesen Wunsch einfach nicht abschlagen. Also ich sagte mir: „Wenn meine Tochter an ihrem Hochzeitstag mit mir tanzen will, dann werde ich das auch machen.“

Dazu musste ich natürlich ein paar Tanzstunden nehmen. So schrieben meine Frau Sara und ich uns in einer Tanzschule ein. Sara hatte in ihrem Leben auch noch nie Tanzunterricht gehabt, weil sie sich nicht dafür interessiert hat. Wisst Ihr, wie es beim Tanzunterricht zugeht? Da haben sie diese Fußabdrücke auf den Boden gemalt. Und nun ging es darum, den Drei-Viertel-Takt zu lernen, und die Musik erklang. Diese Fußabdrücke sind entsprechend nummeriert, damit man sich da einfindet. Ich musste die Schritte vorwärts machen und Sara rückwärts. Alles klappte bestens, weil unsere Füße immer am richtigen Platz waren. Doch das Ganze sah noch ein wenig holprig aus. Und mit dem Rhythmus hat das auch nicht so richtig gepasst. Denn selbst ein einfacher langsamer Walzer übersteigt schon bei weitem mein musikalisches Talent.

In dieser Gruppe waren wir insgesamt 6 Paare. Aber alle stellten sich ein bisschen dumm an. Nach ein paar Minuten gab der Lehrer ein Stopp-Zeichen, und die Musik hörte auf. Er sagte: „Das Wichtigste beim Tanzen ist, dass nur einer von den beiden Partnern wissen muss, wie man tanzt.“ Dann stellte er die Musik wieder an, griff sich meine Frau, zog sie an sich heran und tanzte mit ihr über das ganze Parkett. Die beiden hielten sich dabei auch nicht mehr an die vorgezeichneten Abdrücke. Sie nahmen die ganze Tanzfläche ein. Sara war dabei völlig im Takt. Er drehte sich mit ihr und hat sie sogar hinuntergebeugt. Und das sah aus, als hätte sie ihr ganzes Leben lang schon getanzt. Aber Sara wusste überhaupt nicht, wie man tanzt. Ich hatte wenige Minuten zuvor noch mit ihr getanzt. Das hatte da aber nicht so schön ausgesehen. Und er tanzte plötzlich mit ihr einen Walzer über das ganze Parkett, brachte sie zurück und sagte: „Sehen Sie, nur einer von uns muss wissen, wie man tanzt. Wenn Sara hier neben mir ist, dann kann ich sie zu mir hinziehen, meinen Arm um ihre Hüfte legen und sie genau in die Position bringen, wie ich es haben will. Und das sieht dann so aus, als hätte Sara ihr ganzes Leben lang getanzt.“

Ihr müsstet meine Frau jetzt kennen, um zu wissen, was diese Geschichte eigentlich bedeutet. Ich war total schockiert, dass sie dazu bereit war. Es gab da zwei Dinge, die normalerweise für Sara total unangenehm hätten sein müssen.

  1. Sara hasst es, in einem Raum im Mittelpunkt zu stehen. Das würde sie niemals zulassen. Ich weiß, dass manche Menschen das gerne haben. Sie genießen es förmlich, im Scheinwerferlicht zu stehen. Aber Sara verabscheut das. Von daher hätte Sara so etwas normalerweise niemals gemacht.
  2. Sara hätte es normalerweise niemals zugelassen, dass ein anderer Mann sie so festhält. Als der Tanzlehrer nach ihr griff, hat er sie dabei ganz eng an seinen Körper gezogen. Ich dachte in diesem Moment: „Diesen Kerl bringe ich um!“ Doch ich wusste, dass dies Sara noch unangenehmer gewesen wäre. Aber ich war total schockiert, dass Sara das hat so einfach mit sich machen lassen. Ich war entsetzt darüber, dass sie da nicht einfach ihre Knie geschlossen und sich steif gemacht hatte.

Von Sara muss man wissen, dass sie vollkommen ehrlich und direkt ist. Wenn man versucht, sie zu manipulieren, merkt sie das sofort und widersteht dem. Sie kann dabei ziemlich heftig werden. Was das anbelangt, ist sie einfach großartig. Deshalb war ich so erstaunt, dass sie da nicht augenblicklich Widerstand geleistet und gesagt hat: „Nein, nein, nehmen Sie nicht mich, sondern eine Andere.“ Doch alles geschah unheimlich schnell: Er griff nach ihr, hat sie nahe an sich herangezogen und hat ihr etwas ins Ohr geflüstert. Was glaubt Ihr, was das war? „Entspann dich!“ Aus welchem Grund auch immer hat Sara das gemacht.

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