Satans Evangelium – Teil 4

Kapitel 2 – Gnostizismus

Wenn man diesen Begriff hört, stellt man sich unweigerlich schrullige Männer vor, die stundenlang über alte Texte und Schriftrollen brüten und die in muffigen Schwarten nach der Essenz der Wahrheit suchen. Fakt ist, dass diese Lehre schon lange vor der Formalisierung des Christentums existierte. Heute findet man sie ebenfalls unter den am meisten verbreiteten neuen Konzepten. Ihr Einfluss ist nicht auf die langen staubigen Bücherregale in einigen vergessenen Hochschulbibliotheken beschränkt, sondern diese Lehre ist weltweit überall zu hören und zu lesen.

Eine Menge von Informationen über den Gnostizismus ist leicht verfügbar. Es sind viele Bücher und Artikel zu diesem Thema geschrieben worden. Sie sind in jeder guten Buchhandlung oder Bibliotheken erhältlich. Alte Manuskripte mit Bezug auf den Gnostizismus zu der Zeit der frühen Gemeinde sind ebenfalls verfügbar und gewähren einen tiefen Einblick in die Lehren und den Einfluss des Gnostizismus auf die Welt und insbesondere auf die Kirche.

W.H.C. Frend schrieb in seinem im Jahr 1965 erschienenen Buch „The Early Church“ (Die frühe Gemeinde), dass der Gnostizismus im 2. Jahrhundert eine weltweite Bewegung gewesen ist. Gnostische Sekten schossen auf der ganzen Welt wie Pilze aus dem Boden. Jacques Laccariane sagt:

„Der gnostische Gedanke wurde erst geboren, nachdem er sich auf den großen Strecken des Orients verbreitet hatte.“

Seit dieser Zeit hat sich der Gnostizismus in den großen Religionen der Welt verwurzelt und nicht zuletzt auch im Christentum. Obwohl der Gnostizismus den Eindruck erweckt, ein komplexes Gedankengebilde zu sein, ist er in Wirklichkeit sehr simpel und kann sehr leicht definiert und verstanden werden.

Der folgende Versuch, einige der gnostischen Basisgedanken darzulegen, soll Christen dabei helfen, auf die „Winde der Lehre“ zu achten, die durch die Kirche ziehen. Die größte Herausforderung für die Kirche von heute ist, zwischen gnostischem und christlichem Gedankengut zu unterscheiden.

Was ist Gnostizismus? Laut „Webster’s New World Dictionary“ (Websters Wörterbuch der Neuen Welt) ist Gnostizismus:

„Ein okkultes Erlösungssystem, welches das Wissen über spirituelle Dinge als wesentlich betont und das Vorstellungen, die speziell aus der Mythologie, der altgriechischen Philosophie, alten Religionen und manchmal auch aus dem Christentum stammen, miteinander kombiniert.“

Das Kernstück des Gnostizismus besteht aus einer Vermischung von mystisch-religiösen oder philosophischen Lehren, die von Anhängern und einigen der frühen christlichen Sekten verbreitet und die von der frühen Gemeinde von Jesus Christus vehement als Häresie abgelehnt wurden. Menschen, die an den Gnostizismus glauben, werden Gnostiker genannt. Das Wort „Gnostik“ stammt von dem griechischen Wort gnostiko oder gnosis und bedeutet „inneres mystisches Wissen“. Die Gnostiker glauben, dass gnosis subjektives, durch den Verstand oder durch die Gefühle wahrgenommenes Wissen des göttlichen Elements oder des göttlichen Funkens sei. Dieses göttliche Element oder der Gottesfunke sei in jedem Menschen vorhanden und müsste nur entdeckt werden, damit man an dieses Wissen gelangt. Sie glauben, dass der „Gottesfunke“ ursprünglich von dem „Lichtbereich“ stamme, welcher absolut nichts mit der Welt und dem Fleisch zu tun hätte. Der Gottesfunke befände sich in der Seele des Menschen und würde dort vom Fleisch, einem Produkt der Dämonen, gefangen gehalten. Der einzige Weg, diesen Gottesfunken zu befreien, wäre der, dass der menschliche Geist göttliches „Offenbarungswissen“ erfährt. Die Gnostiker glauben auch, dass nur dann, wenn der unbewusste Geist im Menschen durch „Offenbarungen“ aus dem „Lichtbereich“ geweckt würde, er zu einem Wissen über sich selbst gelangen könnte – dem Gott im Inneren des Menschen.

Die Lehre des Gnostizismus auf den Punkt gebracht:

Gott befindet sich im Inneren des Menschen und wartet nur darauf, offenbart zu werden. Jeder äußere Einfluss wird als schlecht angesehen. Den Gott in seinem Inneren zu finden gelingt nur über den Verstand und die Gefühle. Es gibt keine äußerlichen Prüfungen oder Ausgleiche, sondern nur jene, die der innere Geist dem Menschen im Verlauf des Offenbarungsprozesses zuweist.

6 charakteristische Merkmale des Gnostizismus

1. Der Mensch ist gleichbedeutend mit Gott

Sobald der Mensch durch inneres mystisches Wissen (gnosis) den eingesperrten Gottesfunken in seinem menschlichen Geist entdeckt und befreit hat, beginnt er seinen mystischen Aufstieg zum göttlichen Wesen und in den „Lichtbereich“. Durch göttliches Offenbarungswissen, welches er in sich selbst erfährt, werden dem Menschen folgende Dinge bewusst:

  • Sein Ursprung mit Gott
  • Sein Wesen als Gott
  • Seine transzendente Bestimmung

Alle Menschen werden somit zu Göttern; denn das unbewusste Selbst des Menschen, sein nicht erweckter innerer Geist ist gleichbedeutend mit der Gottheit, d. h. er hat dasselbe Wesen und dieselbe Natur wie Gott. Das ist der gnostische Kern-Gedanke, was dazu geführt hat, dass die Schöpfung vergöttert, angebetet und ihr mehr gedient wird als dem Schöpfer.

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