Geboren nach Mitternacht – Teil 9

Übersetzung des Buches „Born After Midnight – Spiritual Renewal Comes To Those Who Want It Badly Enough“ (Geboren nach Mitternacht – Geistliche Erneuerung kommt zu denen, die sie inständig wünschen“ von A. W. Tozer.

Kapitel 15 – Das Universum akzeptieren

Als Thomas Carlyle von Margaret Fuller hörte, dass sie sich dafür entschieden hatte, „das Universum zu akzeptieren“ brach er in Gelächter aus. „Das sollte sie auch tun“, rief der Gutmütige aus. Sie tat es, und wir sollten es auch tun.

Diese Vorstellung war zuvor besser von einem einfältigen Mann zum Ausdruck gebracht worden, als man ihn fragte, wie er es schaffte, in solch einem Zustand der permanenten Ruhe zu leben, obwohl seine Lebensumstände alles Andere als angenehm waren. Seine Antwort war schlicht, aber sehr tiefgründig: „Ich habe gelernt, mit dem Unabänderlichen zusammenzuarbeiten.“

Die Vorstellung, die wir hier darlegen, ist so weise und praktisch, dass es einem wehtut mitanzusehen, wie wir Christen es geschafft haben, sie in unserem Alltagsleben komplett zu übersehen. Dass dies der Fall ist, zeigt sich in unserem Verhalten und in unserer Konversation.

Apostelgeschichte Kapitel 26, Vers 14

Als wir nun alle zu Boden niedergestürzt waren, hörte ich eine Stimme, die mir in der hebräischen Volkssprache (vgl. 21,40) zurief: ›Saul, Saul! Was verfolgst du mich? Es ist schwer für dich, gegen den Stachel auszuschlagen!‹

Einige von uns schlagen ihr Leben lang gegen den Stachel aus, weil sie schon immer geglaubt haben, dass sie ansonsten vor dem Willen Gottes kapitulieren müssten.

Einige der stoischen Moralphilosophen scheinen mehr über dieses Geheimnis gewusst zu haben als viele Christen. Epiklet hätte es sich niemals im Traum einfallen lassen, wegen seiner Lebensumstände einen Groll zu hegen noch sich über sein Schicksal zu beschweren. Wenn er das getan hätte, wäre das in seinen Augen eine Rebellion gegen Gott gewesen. Gemäß seiner Lehre sind die Menschen in eine Welt platziert worden, die sie nicht kontrollieren und werden deswegen von Gott nicht dafür verantwortlich gemacht, welche Richtung sie einschlägt. Was böse Menschen tun, davon sollten sich die guten Menschen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Diese Dinge gehören nicht zu ihrer Welt. Für uns zählt nur die innere Welt, weil sie die einzige Welt ist, über die wir Kontrolle haben und für die wir von Gott zur Verantwortung gezogen werden. Zu der inneren Welt gehören unsere Gedanken und Emotionen, über die unser freier Wille den Vorsitz hat. Während wir unsere Lebensumstände nicht festlegen können, sind wir dennoch dazu in der Lage zu bestimmen, wie wir darauf reagieren. Und genau da wird der Kampf ausgetragen und der Sieg errungen.

Es geht mir nicht darum, eine Weltanschauung zu lehren, die davon ausgeht, dass das Geschehen in Natur und Gesellschaft durch das Schicksal unabänderlich vorherbestimmt ist oder die Freiheit des menschlichen Willens zu leugnen. Obwohl wir das Universum nicht kontrollieren können, sind wir dennoch dazu in der Lage, unsere Geisteshaltung danach auszurichten. Wir können Gottes Willen annehmen, wo immer er zum Ausdruck kommt und unser Verhalten entsprechend anpassen. Wenn es mein Wille ist, Gott zu gehorchen, dann wird alles, was mir während des Tages widerfährt, damit nicht in Konflikt geraten. Wir sprechen hier von:

  • Wetter
  • Bösen Nachbarn
  • Körperlichen Gebrechen
  • Schädlichen politischen Umständen

All dies wird von uns einstweilen als Gottes Wille akzeptiert, und wir nehmen es vorläufig hin, bis Gott Veränderungen vornimmt, die Er für angebracht hält, entweder durch Seine eigene souveräne Vorsehung oder als Antwort auf die Gebete der Gläubigen.

„Das Universum akzeptieren“ bedeutet nicht, dass wir widrige Umstände als unabänderlich hinnehmen müssen und nichts dagegen unternehmen dürfen. So etwas zu lehren würde die ganze Lehre der Heiligen Schrift diesbezüglich entwerten. Wo immer sich eine Situation zeigt, die dem Willen Gottes zuwiderläuft, gibt es in der Bibel klare Verheißungen. Es ist unser Privileg und unsere Pflicht zu beten und mitzuwirken, einen Wandel herbeizuführen. Wenn wir zum Beispiel krank werden, müssen wir uns nicht zwangsläufig der Krankheit hingeben. Wir dürfen schon etwas dagegen unternehmen. Vielmehr sollen wir sie vorläufig als Wille Gottes annehmen und geduldig darauf warten, dass Er unsere Gesundheit wiederherstellt. In der Hauptsache geht es darum, dass wir uns nicht wegen unserer Krankheit verzehren und ihr widerstehen, als ob es sich dabei um etwas handeln würde, von dem wir heimgesucht würden. Wenn sich bei genauer Überprüfung der Fakten allerdings herausstellt, dass unsere Krankheit auf Ungehorsam gegenüber den Geboten der Heiligen Schrift zurückzuführen ist, müssen wir das bekennen und entsprechend dem Wort Gottes eine Korrektur vornehmen. Das wird uns zurück ins Zentrum von Gottes Willen und unser Leben wieder auf den richtigen Kurs bringen. Wenn wir uns gegen unsere Bedrängnisse auflehnen und uns dagegen wehren würden wie ein Tier, das in eine Falle geraten ist, würden wir den disziplinarischen Zweck übersehen, den Gott in unserem Leben erfüllen will. ER will heilen und Zustände verändern, aber Er wirkt nicht an quengeligen Seelen, die angesichts der Umstände wie Tiere in der Falle kauern und sich selbst wegen ihres Leidens bedauern.

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