Der Mensch denkt – aber Gott lenkt – Teil 14

Quelle – 27. Februar 2022 – Dov Eilon aus Israel

Kriegsspiele und politische Interessen

So schrecklich die Bilder aus der Ukraine auch sind, am Ende scheint jeder nur an sich selbst zu denken.

27. Februar 2022, 8:30 Uhr Ortszeit. Eine neue Woche beginnt. Ich war so froh, dass Corona aus den Schlagzeilen verschwunden war und wir uns endlich wieder mit unserem ganz normalen Alltagsleben mit all seinen Problemen befassen können. Aber wissen Sie was? Viel lieber würde ich jetzt über Corona-Statistiken schreiben und mich über vielleicht übertriebene Maßnahmen gegen die Omikron-Variante beschweren. Leider habe ich schon seit Tagen so gut wie nichts mehr über Corona gelesen oder gehört.

Die Welt ist verrückt geworden, es geht nur noch um den russischen Wahnsinn in der Ukraine. Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine bin ich schlecht gelaunt. Ich schaffe es nicht, mich zu beruhigen. Während des ganzen Wochenendes verfolgte ich die Entwicklungen. Die Bilder, die ich über Sender wie „Sky News“ ,“CNN“, „France24“ und „Fox News“ zu sehen bekam, schockierten mich. Ich verstand nicht, wie es sein kann, dass die Welt tatenlos zusieht, wie ein souveräner Staat von einem anderen Staat einfach so überfallen wird.

Auch hier in Israel brauchte man etwas Zeit, bis man sich zu der russischen Aggression äußerte. Aber dann traute man sich, Russlands Angriff aus die Ukraine zu verurteilen. Kurz vor Beginn der Invasion ging Außenminister Yair Lapid so weit, dass er sagte, dass Israel sich, wenn es sich entscheiden müsse, auf die Seite der Amerikaner stellen würde, sprich der Ukraine. Prompt wurde der israelische Botschafter in Moskau, Alexander Ben Zvi, von den Russen zu einem Aufklärungsgespräch geladen. Der stellvertretende russische Verteidigungsminister Mikhail Bogdanov wollte wissen, warum sich Israel hinter die „Nazis“ in der Ukraine stelle.

Das israelische Dilemma in dieser Geschichte ist bekannt; Israel will es sich nicht mit Putin verderben, um weiter in Syrien gegen die iranische Bedrohung vorgehen zu können. Denn Russland hat die israelischen Angriffe in Syrien immer geduldet. Können wir es uns daher erlauben, Putin zu verurteilen, wenn wir die Russen quasi an der nördlichen Grenze haben?

Am 25. Februar 2022 wurde im UN-Sicherheitsrat über eine Verurteilung der russischen Aggression abgestimmt. Israel, zurzeit Mitglied des Rates, wurde von den USA aufgefordert, mit ihnen gegen Russland zu stimmen. Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Israel mit seinem wichtigsten Freund stimmt, oder? Doch Israel enthielt sich der Stimme. Ich war zunächst empört.

Sofort musste ich daran denken, wie Israel sich immer beschwert, wenn Staaten, die sich als Freunde Israels bezeichnen, bei anti-israelischen UN-Resolutionen der Stimme enthalten und damit indirekt die Resolution gegen Israel unterstützen. „Jetzt dürfen wir uns nie wieder darüber beschweren, wenn sich befreundete Staaten bei den Abstimmungen nicht auf unsere Seite stellen“, dachte ich.

Das war eine von Emotionen gelenkte Reaktion. Und Emotionen haben in der Politik keinen Platz. Es geht immer nur um persönliche Interessen, so traurig das in diesem Falle auch sein mag.

Auch dachte ich über die Bitte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an Ministerpräsident Naftali Bennett nach, Gespräche mit Russland hier in Israel abzuhalten. Mit einer israelischen Abstimmung gegen Russland würde Putin ganz sicher nicht zu Gesprächen hier in Israel bereit sein. Aber auch so bin ich mir nicht sicher, ob Verhandlungen zwischen den beiden Seiten momentan überhaupt reell sind.

Und noch etwas: Die Ukraine hat sich bei UN-Resolutionen gegen Israel nie auf „unsere“ Seite gestellt, sondern immer GEGEN uns gestimmt oder sich der Stimme enthalten. Auch das wohl wegen eigener Interessen.

Die ganze Lage in der Ukraine ist grausam. Und noch grausamer scheint es, dass unsere Entscheidungen von persönlichen Interessen gelenkt werden. Für uns Bürger ist es einfacher, uns auf eine Seite zu stellen. So haben sich am 26. Februar 2022 Tausende Israelis in Tel Aviv zu einer Protestaktion gegen Russland und Putin versammelt. Doch in der Politik ist leider eben kein Platz für Emotionen.

Quelle – 24. Februar 2022

Die Rede von Wladimir Putin im Wortlaut

Russlands Präsident hat den Angriff auf die Ukraine in einer Fernsehansprache angekündigt. Wir dokumentieren die Rede, die eine Kriegserklärung ist.

Russland greift die Ukraine an. Den Schritt hat Wladimir Putin im russischen Fernsehen angekündigt. Er formuliert dabei Behauptungen, die unwahr sind, etwa, dass die ukrainische Regierung jahrelang Menschen „misshandelt und ermordet“ habe.

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