Warten auf Jesus Christus – Teil 18

Wer gehört zum Leib Christi? – Teil 2

Als Basis dient der Artikel „Erleuchtet und doch abgefallen?“ von C. H. Sunier

2 BEKEHRUNG UND WIEDERGEBURT

2.1 Bekehrung ohne Wiedergeburt

Etliche Christen aus den freikirchlichen Gemeinschaften befinden sich nach unserem Dafürhalten ihr Leben lang in einem tief verbreiteten Kardinal-Irrtum. Sie meinen, dass mit einer (ernsthaften) Bekehrung zugleich auch ihre Neuzeugung (geistige Wiedergeburt) stattfinden würde, und sie betrachten sich demzufolge vom ersten Tag ihrer Umkehr an als geistig wiedergeborene Christen. Dazu ist zu sagen: Obwohl in der „Verwaltung der Gnade“ eine gründliche Bekehrung in der Regel zur geistigen Wiedergeburt führt, ist eine enge zeitliche Koinzidenz zwischen Umkehr und neuer Geburt nicht zwingend geboten. Wie wir später noch zeigen werden, kann zwischen Bekehrung und Wiedergeburt eine längere Zeitspanne verstreichen.

Fatal wäre daher, wenn einem Neubekehrten aus seelsorgerischer Motivation versichert wird, er sei unzweifelhaft geistig wiedergeboren. Die früheren Christen haben diesen Fehler nicht begangen. Bei den Pietisten z.B. ging der geistigen Wiedergeburt stets ein ‚Bußkampf‘ voraus. Später würde sich dann zeigen, ob der Buße würdige Früchte entstünden. Bei den Puritanern sprach man von ‚Erweckten‘. Mit der Zeit würde offenbar werden, ob sie sich durch das ‚Beharren in der Gnade‘ als wahre Gefährten des Christus erwiesen. So sollten auch wir es mit den neubekehrten Menschen halten.

Ein uns persönlich nicht bekannter Bruder schrieb im Weltnetz:

„Nach 20 Jahren Beobachtung in frommen Kreisen komme ich zum Fazit, dass die allermeisten Jesus-Bekenner tatsächlich nicht neu geboren wurden! Ist man mit jenen zusammen, findet man nicht im Geist zusammen. Und diese Beobachtungen habe ich auch in eher ‚bibeltreuen‘ Gemeinden gemacht. Der Fehler liegt schon darin, dass die Bekehrungen meist
keine sind bzw. Gemeinde-Kinder ins ‚Christsein‘ hineinrutschen.“

Um möglichen Einwänden seitens des Lesers vorzubeugen, sei nochmals
betont: Bekehrt zu sein ist noch nicht gleichbedeutend mit von neuem geboren zu sein!

a)
Bei diesen Bekehrten handelt es sich oft um „liebe Geschwister“, die aber nie eine tiefgreifende Sündenerkenntnis erlangt und einen echten Sinneswandel an sich erfahren haben. Einige wurden fromm erzogen und auf diese Weise quasi automatisch zu Christen. Eine Neuzeugung haben trotzdem nur wenige erlebt. In der Sonntagsschule hatte niemand sie direkt auf diese Notwendigkeit angesprochen.

b)
Andere wiederum haben sich während einer Groß-Evangelisation bekehrt. Als vom Geist Gottes erweckte und über ihre Sünden beunruhigte Hörer der Heilsbotschaft haben sie dem ultimativen Aufruf des Evangelisten Folge geleistet und sich durch ein „Übergabegebet“ dem HERRN Jesus geweiht. Das genügte den Veranstaltern scheinbar, um diese Menschen jetzt als geistig Wiedergeborene einzustufen . In einigen Kreisen, insbesondere in den USA, genügt es bereits, an einem „Gebetsfrühstück“ teilzunehmen. Frühere US-Präsidenten wie Carter oder Bush jun – gelten ungeachtet ihrer Zugehörigkeit zu freimaurerischen Zirkeln – als „wiedergeborene Christen“. Ein gemeinsames „Gebetsfrühstück“ mit Billy Graham machte oder einem anderen bedeutenden Evangelisten heute macht solches möglich.

c)
In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts war es in einigen freikirchlichen Gemeinschaften Brauch, mittels des Traktats, „Vier geistliche Gesetze“ genannt, zu evangelisieren. Dabei handelte es sich um ein von Bill_Bright entworfenes Konzept, mit dem Zweck, dem Suchenden in einfachen Worten die wesentlichen Schritte zur Heilsaneignung zu vermitteln. Die Idee hinter diesem Traktat war vielleicht gut gemeint, die Praxis hingegen erwies sich als fragwürdig.

Ein Beispiel soll diesen Skeptizismus erläutern:
Der Schreibende war nach seiner Umkehr und Errettung nebenamtlich in einer „christlichen Teestube“ engagiert, wo die vorwiegend jugendliche Klientel durch gezielte Anwendung der Broschüre „Vier geistliche Gesetze“ für Christus gewonnen wurde. Weil die Verkündigung der „Frohen Botschaft“ – dem Empfinden des Schreibenden zufolge – in zuweilen manipulativer Form erfolgte, beschlich ihn stets ein leises Unbehagen, so dass er sich gegen diese Praxis aussprach. Seine Skepsis wurde nicht von allen gutgeheißen. Trotzdem behielt er mit seiner Einschätzung Recht. Ob nämlich alle „Bekehrten“ bereits von Neuem geboren waren, muss im Rückblick stark bezweifelt werden. Die Erfahrung bestätigt, dass etliche dieser jungen Menschen ihre Zuneigung zum jetzigen Welt-Zeitlauf nicht gänzlich aufgeben wollten und schließlich aus dem Blickfeld der Gemeinde entschwanden. Andere wiederum erzeugten Spaltungen und irrten von der Wahrheit ab wie Hymenäus und Philetus.

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