Einleitung zur Endzeit

Ist es vorstellbar, dass wir bereits in den letzten Tagen leben? Und wenn dies tatsächlich so ist, was können wir dann noch tun? Wenn wir solche Fragen zur Sprache bringen, bewirkt dies in weltlichen Kreisen allenfalls ein höfliches Stirnrunzeln, ein selbstgefälliges Grinsen, ein Kichern hier und da oder gar offener Spott. Man hat das alles ja schon so oft in Katastrophenfilmen gesehen. Für sie gehört es zur Strategie der Sensationsevangelisten, die es zur Sprache bringen, wenn alles andere versagt hat, die Sünder „wachzurütteln“. Und es gibt noch jene – sowohl Christen als auch Nichtchristen -, die verärgert jedes Gespräch über die Endzeit als negativen Weltuntergangsfatalismus weit von sich weisen, weil es nur Pessimismus verbreite und eine positive Weiterentwicklung verhindere.

Wie immer man auch zu diesem Thema steht, es führt doch kein Weg an der Tatsache vorbei, dass von der Genesis bis zur Offenbarung immer wieder von „den letzten Tagen“, von „späteren Zeiten“, von der „Endzeit“ oder von anderen ähnlichen Begriffen die Rede ist und so das Ganze als Hauptthema der Bibel ausgewiesen wird. Allein Daniel greift dieses Thema an vielen Stellen auf, so dass uns gerade dieses Buch tiefere Einsichten vermittelt.

Die Begriff „die Zeit des Endes“ taucht fünf Mal im Danielbuch auf, und dem Propheten wird dann erklärt, dass Gott eine bestimmte Zeit ausersehen hat, zu der das Ende kommt. Die Menschheitsgeschichte, wie wir sie kennen, wird dadurch beendet, dass der Mensch sich noch einmal auflehnt und Gott in die Geschehen auf dem Planeten Erde unmittelbar eingreift. Gott hat schon in der Vergangenheit eingegriffen – bei der Sündflut und in Babel – und Er wird es wieder tun, wenn die Bosheit des Menschen ein Maß erreicht hat, das Seiner Geduld ein Ende setzt. Gott weiß, wann das sein wird und was dazu führen wird, dass die Geschichte auf den Scheitelpunkt zueilt.

Die Zeichen der Endzeit gelten nicht der Brautgemeinde, sondern dem ungläubigen Israel. Nichts steht zwischen der Brautgemeinde und jener „gesegneten Hoffnung“, aufgenommen zu werden, um dem Bräutigam in der Luft zu begegnen.

Die Ereignisse, die Christus voraussagte, als Er nach den Vorzeichen Seines Kommens gefragt wurde, sollten Israel vor dem Auftreten des Antichristen warnen, dass er nach seiner vorläufigen Friedengarantie alles daransetzen würde, das Volk zu vernichten. Diese Zeichen künden aber auch vom Kommen des Messias für Israel, damit Er das Land vor den anrückenden Heeren des Antichristen rettet. Wenn Christen dieses Ereignis meinen, dann sprechen sie vom „zweiten Kommen Christi in Macht und Herrlichkeit“. Da aber die Entrückung davor kommt, werfen bestimmte Zeichen, die das bevorstehende zweite Kommen ankündigen, ihre Schatten so weit voraus, dass die Brautgemeinde es ahnen kann:

Die Entrückung ist nahe!

Trotzdem sollen wir, ungeachtet aller Zeichen, die Entrückung jederzeit erwarten und in dieser Erwartungshaltung unser Leben führen. Wie viele dieser Vorzeichen zum Zeitpunkt der Entrückung schon ihre Schatten vorauswerfen, ist schwer zu sagen. Wir gehören jedenfalls zur ersten Generation, die eins dieser Zeichen bereits erlebt hat.

Welche Zeichen sind das, die nun zum ersten Mal in der Geschichte überhaupt in Erscheinung treten konnten? Jesus nannte eine Anzahl von ihnen. Als Er von den Ereignissen sprach, die Seinem zweiten Kommen vorausgehen würden, kündete Er eine Zeit unbeschreiblicher Zerstörungen an, die so folgenschwer sein würde, dass

„wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden“ (Matthäus Kapitel 24, Vers 22).

Solch eine Aussage war für vergangene Generationen gar nicht recht nachvollziehbar. Wie konnte alles Leben auf der Erde durch Pfeil und Bogen, durch Schwert und Speer oder durch die konventionellen Waffen des Zweiten Weltkriegs so durch Zerstörung bedroht werden? Aber unsere Generation hat früher unbekannte Waffen entwickelt und gehortet, die in der Lage sind, alles Leben auf diesem Planeten auszulöschen. Wir sind also die erste Generation, für die gerade diese Prophetie keiner zukünftigen Entwicklung bedarf, um erfüllt zu werden. Sie können vielmehr jeden Augenblick wahr werden.

In der ihm durch Christus vermittelten Zukunftsvision sah Johannes einen Weltherrscher, der die Erde nicht nur politisch und militärisch, sondern auch ökonomisch beherrscht. Niemand wird dann mehr in der Lage sein, ohne die 666, das geheimnisvolle Loyalitätssiegel des Antichristen, auf Hand oder Stirn etwas zu kaufen oder zu verkaufen (Offenbarung Kapitel 13, Verse 16-18).

Auch wenn vergangene Generationen diese Drohung ernst nahmen, so gab es doch keine Möglichkeit, Weltwirtschaft und Welthandel so zentral zu steuern. Heute gibt es diese Möglichkeit. Wir haben Computer, Kommunikationssatelliten und ein weltweites Buchungsnetz der Banken, wodurch eine solche Kontrolle möglich wird. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass uns ein solches System über kurz oder lang aufgezwungen wird. Damit haben wir eine weitere Prophetie über die Endzeit, mit der keine Generation vor uns so recht etwas anfangen konnte, geschweige denn, sich ihre Verwirklichung zur jeweiligen Zeit konkret vorstellen konnte.

Johannes sah, dass die ganze Welt neben dem Antichristen auch Satan anbetet:

„Und sie beteten den Drachen an, die alte Schlange, der Teufel oder Satan (Offenbarung Kapitel 12, Vers 9), weil er dem Tier (dem Antichristen) die Macht gab, und sie beteten das Tier an“ (Offenbarung Kapitel 13, Vers 4).

Solche Prophetie muss für frühere Generationen schwer vorstellbar gewesen sein; für uns ist sie es keineswegs. Offener Satanismus ist als die am schnellsten wachsende Subkultur unter amerikanischen Teens bezeichnet worden. In einer anderen Analyse heißt es: Die alarmierende Zunahme von Satanismus und Hexerei stellt die dunkle Seite der Erweckung des Okkulten durch New Age dar. Die Rockmusik bedient sich zum Teil ungeniert satanischer Symbolik, und viele Teenager, die in Schwierigkeiten stecken, werden in Amerika und in Europa von satanischen Sekten angezogen. In der US-Armee haben die Satanisten ihre eigenen Geistlichen, und sie werden auch noch durch das gesetzlich verbriefte Recht auf freie Religionsausübung geschützt. Das explosionsartige Wachstum des Satanismus weltweit ist für ein besonders Phänomen unserer Zeit, so dass die Vorstellung einer den Satan anbetenden Welt heute viel plausibler ist als für vergangene Generationen.

Von ungeschminktem Satanismus kann man vielleicht noch erwarten, dass er nur eine fanatische Randgruppe beeinflussen wird. Für die etablierten Kreise der Gesellschaft ist Satan unter anderen Namen attraktiv. Hier ist er der Luzifer, der Lichtträger.

In der Zeitschrift „Life“ (Ausgabe Dezember 1988) wurden führende Amerikaner über den Sinn des Lebens befragt. Gleich die erste Person äußerte sich wie folgt: „Unser Lebenszweck ist es nach Eden zurückzukehren, mit der Schlange (Satan) Frieden zu schließen und unsere Computer unter den wilden Apfelbäumen zu betreiben.“ Solch eine Aussage in einer so bekannten Zeitschrift wäre noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen.

Das Logo einer Friedensorganisation „Peace on Earth“ zeigt die Welt mit einem riesigen, darauf hockenden Drachen (eine der biblischen Erscheinungsformen Satans), der die Erde schützend birgt. Eine ihrer Broschüren verkündet, was frühere Generationen noch schockiert hätte, doch was inzwischen annehmbar geworden ist:

„Wenn wir eintreten in das, was man das ‚Zeitalter des Wassermann’ genannt hat, gehen wir hinüber in eine Zeit des Zusammenwirkens zwischen den Reichen des Geistes und der Materie. Es ist also Zeit für uns, mit dem Drachen Frieden zu schließen und in Partnerschaft mit der Weisheit und der Macht der Erde, die der Drache repräsentiert, in Gleichklang zu kommen.“

Gleichzeitig mit der Welt wird auch die bekennende Gemeinde darauf vorbereitet, den Antichristen anzubeten. Paulus warnt uns an vielen Stellen vor dem großen Abfall, vor der Abkehr vom Glauben in der Endzeit. Man mag es nicht glauben, was er da an einer Stelle konkret nennt:

„Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten“ (1. Timotheus Kapitel 4, Vers 1).

Solch eine Prophetie schockiert: Da soll es typisch für die letzten Tage sein, dass ausgerechnet jene, die sich einmal Christen genannt haben, mit bösen Geistern Umgang pflegen? Doch unsere Generation erlebt dies in einem Maß, wie es die Geschichte noch nicht gekannt hat. Vom Kindergarten bis zur Oberschule, in der Geschäftswelt als „Erfolgstraining“, in Psychotherapie und Medizin werden die „inneren Motivkräfte“ gesucht und gefunden, die nichts weiter sind als betrügerische Geister. Sie haben nur eine Botschaft und die kann man mit Fug und Recht „Lehren von Dämonen“ nennen. Dieses Phänomen ist neu aufgekommen in dieser Generation, und es entwickelt sich explosionsartig.

Auch in den Kirchen hat man sich vom Glauben getrennt, und das auch noch im Namen dieses Glaubens. Man nimmt Kontakt auf zu betrügerischen Geistern, auch wenn man hier nicht von „tieferen Ebenen der Psyche“ oder von „aufgefahrenen Herren (oder Meistern) spricht, sondern von Christus selbst! Die Praxis, Jesus zu „visualisieren“ (bei den Katholiken kann es auch Maria sein), wird zur „inneren Heilung“ und zum Intensivieren des Gebetslebens oder um vertiefte Einsichten in Jesu Verkündigung zu gewinnen. Dass der „Jesus“, der dann erscheint und ein Eigenleben zu führen beginnt, nicht der Herr Jesus Christus ist, sondern ein betrügerischer Geist, der die Lehren von Dämonen verbreitet, ist schon ausführlich in Büchern dokumentiert worden. Dass dieses Phänomen sich so explosionsartig entwickelt und nun auch zu einer Bedrohung innerhalb der Kirchen wird, ist ein Merkmal allein unserer Generation und damit ein weiterer Beleg dafür, dass wir in den letzten der „letzten Tage“ leben könnten.

In weiteren Kreisen wird akzeptiert, dass wir uns selbst aus eigenem Antrieb nicht mögen und dass wir es deshalb erst lernen müssen, uns selbst zu lieben, bevor wir überhaupt Gott und andere Menschen lieben können. Das erste Gebot lautet nun: „Du sollst dich selbst lieben.“ Während das Gebot:

„Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben“

auf den zweiten Platz verdrängt worden ist. Jesus hätte niemals gepredigt:

„Tu anderen das, was sie dir tun sollen“,

wenn wir uns alle gar nicht selbst mögen würden. Sein Gebot, den Nächsten wie sich selbst zu lieben, setzt offensichtlich voraus, dass wir uns schon von allein lieben, so dass unsere Eigenliebe nicht noch angestachelt, sondern eher korrigiert werden sollte. Es wird uns dringend ans Herz gelegt, doch etwas von der Liebe, die wir normalerweise nur für uns selbst übrig haben, unserem Nächsten abzugeben. Eine bekannte Gospelsängerin, die ihre Karriere mit einem Lied wie „Führ’ uns den Weg, o großer Gott“ begann, säuselt nun: „Sich selbst zu lieben – welch größere Liebe gibt es noch?“ Selbst evangelikale Gemeinden veranstalten Seminare, damit ihre Mitglieder es lernen, sich selbst zu lieben. Das ist, als würde man Benzin auf ein schon außer Kontrolle geratenes Feuer gießen. Es sei noch einmal gesagt: Dies ist eine Erscheinung, die zum ersten Mal in unserer Generation zu beobachten ist.

Johannes sah in seiner Vision, dass nicht nur der Drache (Satan) angebetet wurde, sondern auch der Antichrist selbst. Noch für unsere Großväter wäre es eine lächerliche Vorstellung gewesen, dass einzelne Gruppen; geschweige denn die ganze Welt, einen Menschen als Gott anbetet. Doch in den letzten 30 Jahren sind die Gottmenschen aus dem Osten, wie Bhagwan, Baba Mukrananda, Maharaji und viele andere in den Westen gekommen und von Tausenden von Anhängern als Götter angebetet worden. Es ist zwar noch eine Minderheit, die den Gurus folgt, aber immerhin ist es in unserer westlichen Welt inzwischen nichts Außergewöhnliches mehr, dass Menschen als Gott angebetet werden. Schauspieler, Spitzensportler und Spitzenpolitiker gehören zu denen, die den Gurus nachlaufen.

Eine Konkurrenzreligion wird die Welt in der Endzeit überrennen. Aber sie wird nicht für die Wahrheit einstehen, und viele werden stattdessen durch falsche Propheten und Christi verführt und betrogen. Die Präzision dieser bemerkenswerten Prophetie, die vor 2 000 Jahren ausgesprochen wurde, ist unbestreitbar.

Wir sind Zeuge einer völlig überraschenden Entwicklung: Das Interesse an spiritueller Erfahrung ist wieder erweckt worden. Was aber die falschen Christi angeht, so gibt es Hunderte, wenn nicht Tausende. Einer der vielen ist Koreas Sun Myung Moon. Bisher hatte er immer nur in Andeutungen gesprochen, der Messias zu sein, doch Mitte August 1990 hat er seinen Anspruch klar und deutlich auf der Eröffnungssitzung eines Kongresses für Weltreligionen in San Francisco kundgetan. Der „San Francisco Chroncle“ berichtete:

„Umgeben von Yogis, Gelehrten, Lamas und Imamen erklärte sich Rev. Sun Myung Moon am Donnerstag zum neuen Messias dieser Welt.“ (17. August 1990)

Auch das Volk Israel hat im Laufe seiner Geschichte Götzendienerei, Rebellion gegen Gott, Boshaftigkeit und okkulte Praktiken betrieben. Die Botschaften der zahlreichen falschen Propheten schläferten das Volk mit besänftigenden Lügen ein. Ihre „positiven“ Botschaften waren so viel angenehmer als die „negativen“ Verkündigungen derjenigen, die für Gott sprachen. Angesichts der Tatsache, dass man sich in Sicherheit wiegte, verkündete Jesaja:

„’Kein Frieden den Gottlosen’, spricht mein Gott.“

Und er meinte es bitterernst.

Und heute wiederholt sich die Geschichte: Es ist Abenddämmerung! Doch diesmal steht uns etwas bevor, was die ganze Welt betrifft. Wieder werden diejenigen, die vor Gottes bevorstehendem Gericht warnen, als „Miesmacher“ beschimpft. Das magische Allheilmittel des „positiven Denkens“ wird überall in

  • der Geschäftswelt
  • Psychologie
  • Erziehung
  • Medizin

verbreitet, aber auch bereits in den Kirchen. So glauben denn schon viele Christen, dass unsere Gedanken und Worte – und nicht mehr Gott – unser Schicksal bestimmen, dass wir unter Ihm kleine Götter sind und imstande, uns unsere eigene Welt zu schaffen. Wenn Jesus die „Prinzipien zum Erfolg“, die heute in den Kirchen gelehrt werden, anerkannt und praktiziert hätte, dann hätte das Neue Testament wahrscheinlich eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Hätte Er doch nur Dale Carnegies Lehrgang „Wie man Freunde gewinnt und Menschen lenkt“ besucht. Ihm wäre es gelungen, die Rabbis und Römer auf Seine Seite zu ziehen, und die Kreuzigung wäre Ihm erspart geblieben. Statt sich durch Seine negativen Aussprüche Feinde zu machen, hätte doch alles durch das Prinzip des „positiven Denkens“ auf friedlichem Wege beigelegt werden können.

Von den heutigen „Propheten“ wird uns zwar ständig versichert, wir würden gerade „die größte Erweckung aller Zeiten“ erleben, doch in Wirklichkeit sinkt die Kirche immer tiefer in den von Jesus und Seinen Aposteln vorhergesagten Abfall der letzten Tage. Vor mehr als 30 Jahren predigte A. W. Tozer, dass die Kirche nicht so sehr die „Erweckung“ als vielmehr die „Reformation“ bitter nötig habe. Inzwischen hat sich vieles verschlimmert, so dass seine prophetische Warnung noch aktueller ist als damals:

„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns unter den gegenwärtigen Bedingungen gar keine Erweckung wünschen sollten. Eine umfassende Erweckung jenes Christentums, wie wir es heute in Amerika vorfinden, könne sich nämlich als moralische Tragödie herausstellen, von der wir uns nicht einmal in 100 Jahren erholen würden.“

Eins ist sicher: Die Zeichen, die Jesu zweites Kommen ankündigen, werfen ihre Schatten voraus, um anzuzeigen, dass unsere Generation gerade die letzten der „letzten Tage“ erlebt. Jedes der von uns angesprochenen Ereignisse für sich genommen, ist als Zeichen der Endzeit nicht sonderlich beeindruckend. Aber wenn wir das Zusammenspiel dieser Ereignisse innerhalb eines engen Zeitrahmens erleben und dabei die Geschwindigkeit bedenken, mit der sich die Dinge in Osteuropa und international entwickelt haben, dann erkennt man schon, wie sich die Teile eines Puzzles zusammenzufügen beginnen. Es kann nicht nachdrücklich genug darauf hingewiesen werden, wie bedeutungsvoll dieses Zusammenwirken der Ereignisse ist.

Das absolut Unmögliche spielte sich Tag für Tag in immer schnellerer Abfolge vor unseren Augen ab. Ein Fernsehkommentator, der von der historischen Begegnung zwischen Gorbatschow und Papst Paul Johannes II. und dem gleich darauf folgenden Gipfeltreffen Gorbatschow-Bush berichtete, äußerte sich voll innerer Bewegung wie folgt:

„Unglaubliche Veränderungen gestalten die Welt mit so großer Geschwindigkeit um, dass wir kaum noch mithalten können.“

Und Francis Fukuyama vom amerikanischen Außenministerium meinte, das sei „nicht nur das Ende des Kalten Krieges, sondern das Ende der Geschichte an sich.“ Das Titelbild der Zeitschrift „Time“ vom 11. Dezember 1989 zum Gipfel Bush-Gorbatschow trug die viel versprechende Überschrift:

„Sie bauen eine neue Welt.“

McAlvany spricht des Weiteren davon, dass die Wiedervereinigung Deutschlands und die Neutralisierung Westeuropas durch eine groß angelegte Friedensoffensive schon viele Jahre als Konzept in den Schubladen des Kreml liege. Die scheinbare Demokratisierung Osteuropas sei ein meisterlicher Schachzug der Sowjets, um den Westen zur Abrüstung zu bewegen und schließlich den letzten Schritt zur Weltherrschaft zu tun. Diese Theorie wird immerhin von John Lenczowski gestützt, der zwischen 1983 und 1987 Direktor für europäisch-sowjetische Angelegenheiten beim Nationalen Sicherheitsrat der USA war und somit mit einiger Sachkenntnis spricht. Er macht uns auf einige beunruhigende Tatsachen aufmerksam:

„Auch wenn der Westen mit Verwunderung und Erstaunen zusieht, wie an Osteuropa offenbar ein kommunistisches Regime nach dem anderen zusammenbricht, so muss ich als Beobachter eingestehen, dass mich ein gewisses Unbehagen befällt.“

Schon 1984 sagte Anatoly Golitsyn, wohl einer der prominentesten Überläufer des KGB, eine unechte Liberalisierung in Osteuropa einschließlich der Sowjetunion voraus. Deren Reformen würden derart verblenden, dass es dem Westen unmöglich sein würde, die allgemeine Zustimmung für eine starke Verteidigung auch weiterhin zu bekommen.

Zu den Ereignissen, die Golitsyn voraussah (Gorbatschow war damals noch ein unbekannter Apparatschik (= sturer Funktionär) im Politbüro) gehörten:

  • der Fall der Mauer
  • eine Koalitionsregierung in Polen, die die Solidarität und die Kirche mit einschließt
  • die Rückkehr Alexander Dubceks in der CSFR, einen sowjetischen Dubcek, der nach Leonid Breschnew kommen würde
  • Amnestie für Dissidenten
  • die Rückkehr im Exil lebender Sowjetbürger
  • ein Regierungsamt für Alexander Solschenizyn

Ein Betrugsmanöver von der Größenordnung, wie es Golitsyn entwarf, übersteigt jede Vorstellungskraft im Westen. Aber so wurde der Westen schon einmal durch die „vertrauensbildenden Maßnahmen“ Moskaus in den 20er Jahren hinters Licht geführt, als man unter anderem eine falsche Opposition ins Leben rief und es so gelang, für mehrere Jahre elf westliche Geheimdienste zu täuschen.

Auch wenn wir vermuten können, Golitsyn habe Recht gehabt und die Demokratisierung Osteuropas habe als ein unglaubliches Betrugsmanöver begonnen, so sieht es doch heute so aus, als seien die Ereignisse längst über den Punkt hinaus, wo irgendeine menschliche Macht die Dinge noch unter Kontrolle hat. Da ist inzwischen so viel Porzellan zerschlagen worden, dass nicht einmal der früher so berühmt berüchtigte KGB in der Lage wäre, die vielen Scherben wieder zusammenzufügen.

Die Bedeutung dieser bemerkenswerten historischen Ereignisse für die Erfüllung biblischer Prophetie sollte jedem klar sein. Mit dem Vordringen der Demokratie nach Osteuropa ist die Tür für etwas geöffnet worden, was niemand zu träumen gewagt hatte: Die Möglichkeit, dass ehemals kommunistische Länder sich mit den früheren Feinden aus dem Westen zusammentun und ein viel größeres vereintes Europa schaffen könnten, als man es je gedacht hätte. Dass aber gerade diese Entwicklung ein gewaltiger Schritt hin zum trügerischen Frieden unter dem Antichristen sein könnte, ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Der Beitritt weiterer Länder aus Osteuropa in die EU würde endgültig die Theorie von den „Zehn Nationen in Westeuropa“ zu Fall bringen. Doch tatsächlich hat es eigentlich noch nie einen Sinn ergeben, das „wiedererstandene Römische Reich“ mit Westeuropa zu identifizieren, denn es war immer nur ein Bruchteil des antiken Roms.

Der Bibel nach wird der Antichrist seine Macht rücksichtslos ausüben und dabei drei Nationen fressen und zermalmen. Das wird bestimmt kein weltweites Fest der Liebe mehr sein, selbst wenn sein Reich anfangs durchaus das Prinzip der Freiwilligkeit und der Demokratie berücksichtigen könnte. Schließlich wird er angebetet, und das spricht für ein gewisses Maß an Zuneigung und Vertrauen.

Das Wiedererstehen des „Römischen Reiches der Cäsaren und Päpste“ ist eines der wichtigsten Ereignisse, die für die Endzeit prophezeit worden sind. Es ist nicht weniger bedeutsam als die Rückführung Israels (aus mittlerweile 144 Ländern; Stand 2006) und die Entrückung der Gemeinde. Tatsache ist, dass ohne ein „zweites Rom“ das zweite Kommen Christi überhaupt nicht stattfinden kann.

Man spricht viel darüber, am Anfang eines neuen Zeitalters zu stehen. Nun könne man eine „neue Weltordnung“ schaffen. Nur für diejenigen, die sich ernsthaft mit Prophetie beschäftigen, sieht alles viel düsterer aus. Und auch wenn jene, die zu Christus gehören, angesichts der großen Täuschung und der von ihnen vorausgesehenen Katastrophe einerseits trauern, so herrscht unter ihnen doch auch Freude und gespannte Aufmerksamkeit, weil es nicht mehr lange dauern kann, bis sie den Ruf Jesu hören, mit dem sie aufgefordert werden, Ihm in den Lüften zu begegnen.

Die Botschaft, die jetzt gefragt ist, spricht von Sündenerkenntnis und Gottesfurcht. Solange Männer und Frauen nicht begreifen, dass sie Gottes Gesetze gebrochen haben und dass diese Welt kurz davor steht, die Früchte Seines Zorns zu ernten, so lange werden sie auch nicht einsehen, wie nötig sie die Vergebung haben, die Jesus durch Sein Blut erwirkt hat. Es wird immer schwerer werden, diese Botschaft in der vor uns liegenden Zeit zu verkünden, aber nur sie allein wird verhindern können, dass „Bekehrte“ aus falschen Motiven zu Jesus kommen und dadurch schon vorprogrammiert sind, dem Antichristen zu folgen, wenn er eines Tages an die Öffentlichkeit tritt. Es ist Furcht einflößend und erregend zugleich, sich darüber klar zu werden, dass es unsere Verantwortung und unser Vorrecht ist, so viele Menschen wie möglich vor dem sich ankündigenden Zorn Gottes zu retten.