„Wo ist Gott, wenn ich Ihn brauche?“ – Teil 1

Die Basis für diese Artikelserie bildet das Buch „Where is God when I need Him?“ von Adam Houge

Das Warten hat einen Zweck

Der Sonntagsgottesdienst war gerade zu Ende, und der Pastor stand noch am Fuß der Kanzel. Er wusste, dass noch eine Gruppe zu ihm kommen würde, weil es da immer jemanden gab, der nach dem Gottesdienst mit ihm sprechen wollte. Aber da stürmte schon Margret auf ihn zu – die letzte Person, die er an diesem Tag sehen wollte.

„Es ist zwecklos“, meckerte sie völlig verärgert. „Es ist vollkommen zwecklos.“
„Was denn?“, fragte der alte Mann ein wenig nervös, wobei er schon wusste, worauf sie hinauswollte.
„Die Warterei natürlich!“, rief sie aus. „Wozu bin ich überhaupt noch hier?“

Margret brauchte ein finanzielles Wunder. Zuvor war sie die persönliche Sekretärin des Direktors einer Firma gewesen, die auf der Fortune_Global_500-Liste stand, und sie fand das viele Geld, das sie dort verdiente, wunderbar. Doch nachdem ihr Mann sehr krank wurde und ihm Leberkrebs diagnostiziert worden war, entließ man sie, weil sie wegen der Krankenbetreuung zu viele Fehltage hatte. Jetzt, einige Monate später, befand sie sich in der Situation, dass weder sie noch ihr Mann eine Arbeitsstelle hatten und sich die unbezahlten Rechnungen stapelten.

„Wenn ich noch weiter warte, werde ich mein Haus verlieren“, bellte sie den Pastor an und lehnte sich dabei forsch zu ihm nach vorne. „Warum hilft Gott mir nicht?“
Der Gottesdiener musste deswegen einen Schritt zurück gehen, um ihrem drohenden Finger zu entgehen, mit dem sie ihm wütend vor dem Gesicht herumfuchtelte.
„Sie waren es, Pastor Bill“, sagte sie, während sie ihm weiterhin mit dem Finger drohte, „der zu mir gesagt hat, dass Gott Sich in der letzten Minute zeigen wird! Aber die letzte Minute ist jetzt gekommen, und wo ist Gott?“

Pastor Bill schaute erst in ihr finsteres Gesicht und peilte dann den Ausgang hinter sich an. Er spielte mit dem Gedanken, sich zu verdrücken, statt ihr zu antworten. Doch nach einem kurzen Moment stieß er einen tiefen Seufzer aus und begann: „Margret, könnten Sie für einen Moment herunterkommen?“
„Herunterkommen? HERUNTERKOMMEN?“, brüllte sie, wodurch sie die Aufmerksamkeit einiger Schaulustiger auf sich zog. „Ich habe keine Zeit, um herunterzukommen! Ich bin überall auf Arbeitssuche, und Gott hat mich nicht erhört.“
„Gottes Timing ist perfekt“, versuchte er zur Verteidigung des HERRN zu sagen; doch Margrets Ungeduld unterbrach ihn erneut.
„Na, es wäre ein perfektes Timing, wenn Er JETZT etwas machen würde!“
„Margret, Sie zweifeln an Gott.“
„Zweifeln? Nein, aber es ist doch offensichtlich, dass ich alles verlieren werde.“
„Vielleicht sollten Sie damit aufhören, auf das zu vertrauen, was Sie sehen. Gott wird erst dann wirken, wenn Er dazu bereit ist. Und vielleicht wartet Er gerade nur noch auf Sie.“
„Auf mich? Wie das?“, hakte sie fordernd nach.
„Schauen Sie sich doch an. Sie sind völlig verkrampft und total verärgert. War Jesus Christus so, als Er ans Kreuz ging?“
„Nein“, antwortete sie traurig.
„Was wäre, wenn Gott Sie gerade jetzt dazu aufrufen würde, Ihr Kreuz zu tragen? Wie wäre es, wenn Sie jetzt alles verlieren würden, was Sie haben, um alles zu erlangen, was Jesus Christus ausmacht? Wäre dies die Sache wert? Alles zu verlieren, um Ihn zu gewinnen?“

Margret ließ für einen Moment ihren Kopf hängen. In fünf Jahren würde sie in Rente gehen, und ihr Mann war noch ein Jahr davon entfernt. Aber im Moment wusste sie einfach nicht, was die Zukunft bringen würde.
„Ja, Er ist es wert“, sagte sie. „Ich hatte einfach nur gehofft, dass Er einspringen und uns aus dieser misslichen Lage retten würde.“
„Schauen Sie mich an!“, forderte der alte Pastor sie auf. „Schauen Sie mir direkt in die Augen!“, während er sich wünschte, dass sie die Ernsthaftigkeit seiner folgenden Worte erkennen würde. „Es ist nicht Ihre Zukunft, die Sie hält. Jesus Christus ist es, Der Ihre Zukunft in Seinen Händen hält. Können Sie Ihm vertrauen, was Ihre Zukunft anbelangt?“
„Ja.“
„Vielleicht ist Er deshalb nicht in Aktion getreten, weil Sie Ihm nicht vertraut haben. Eventuell haben Sie mehr auf Ihren Wohlstand gebaut, und jetzt ist er weg. Und nun haben Sie nichts mehr, an das Sie Sich klammern können.“

Margret verstand augenblicklich, was sie falsch gemacht hatte. Sie spürte, dass sie ihren gesamten Glauben auf die Welt gesetzt und sich dabei verkalkuliert hatte. Sie hatte gehofft, dass Gott ihr eine neue Arbeitsstelle verschaffen würde, um sie vor den misslichen Umständen zu bewahren. Aber ihr eigentliches Vertrauen hatte insgeheim ihrer Arbeitsstelle gegolten und was die Kontoauszüge aussagen und nicht Gottes errettender Hand. Doch das hatte sie bis zu diesem Augenblick nicht realisiert. Jetzt hatte der HERR sie für einen längeren Zeitraum geprüft. Und sie hatte gedacht, sie würde darauf warten, dass Gott ihr hilft.

Sie wusste wenig darüber, dass Gott ihr gerade etwas viel Größeres gab: Weisheit für das ewige Leben und eine viel engere Beziehung zu Jesus Christus.

Der Auszug aus dem Artikel endet hier. Lesen Sie den gesamten Artikel als PDF.