Die Liebe Gottes – Teil 38

KAPITEL 10 – Gottes Liebe verändert alles – Teil 1

Rick Garmon öffnete seinen Gewehrschrank und warf einen langen Blick auf die sich darin befindenden Waffen. Dann holte er das beste Gewehr heraus und begann damit, es zu polieren. Er hatte alles getan, um die Wut in seinem Inneren zu verbergen, aber die Menschen hatten sie dennoch bemerkt.

Was sie nicht wissen konnten, war, dass die Fantasie der Rache, die sich vor Monaten in seinen Verstand eingeschlichen hatte, Wurzeln geschlagen hatte und zu einem echten Vorsatz herangewachsen war. Er war dabei, sein Gewehr zu nehmen, es auf den Boden seines Autos zu legen und langsam durch das Gelände der Hochschule zu fahren. Früher oder später würde er ihn sehen – den Studenten, der seine Tochter Katie vergewaltigt hatte. Dann würde er langsam das Gewehr nehmen, zielen und für Gerechtigkeit sorgen.

Seine süße Tochter Katie war gerade mal 18 Jahre alt gewesen und hatte angefangen zu studieren. Sie konnte lange Zeit mit niemandem darüber reden. Stattdessen wechselte sie die Universität, entwickelte eine Ess-Störung und hatte mit einer schweren Depression zu kämpfen. Es war Katies Mutter – seine Frau -, die schließlich die Wahrheit aus ihr herausholte. Katie nannte ihr das Datum ihrer Vergewaltigung und den Namen des Jungen. Aber es half nichts. Katie zog sich immer mehr zurück. Es brauchte ein ganzes Jahr lang an Gebeten und Therapie, bevor das Mädchen die Kurve bekam und ihr Leben normal fortsetzte.

Aber ihr beschützender Vater bekam sie nicht. In ihm kochte immer mehr die Wut über den Punk, der seiner Tochter das Schreckliche angetan hatte. Zuerst hatte Rick nur Tagträume, in denen es um Rache ging; aber ab einem bestimmten Zeitpunkt ertappte er sich dabei, dass er diesbezüglich konkrete Pläne schmiedete.

Jetzt stand er am Gewehrschrank und war dazu bereit, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Da tauchte plötzlich sein Sohn Thomas hinter ihm auf und fragte: „Papa, willst du auf die Jagd gehen? Reinigst du dazu gerade deine Gewehre? Kann ich dir dabei helfen?“

Einen Moment stand Rick einfach nur da ohne zu antworten. Als er sich umdrehte, sah er Tränen in den Augen seines Sohnes. „Er weiß es“, dachte Rick. „Lieber Gott, ich glaube, dass mein Sohn meinen Plan kennt.“

In diesem Moment brach eine Art von Bann, und der Vater sagte: „Komm her, mein Sohn. Nimm mich in den Arm.“

Thomas lief sofort zu seinem Papa, legte die Arme um ihn und drückte ihn mit so viel Liebe und Zuneigung, wie er nur konnte. Und das war der Augenblick, in dem der Vater die Wahrheit erkannte. Er hatte gedacht, dass seine Verbitterung ihn so sehr bestimmt hätte, dass nichts mehr seinen übermächtigen Hass, der in seinem Herzen immer stärker gewachsen war, aufhalten konnte. Jetzt wusste er, dass das falsch war. Liebe war stärker. Und die Liebe seines Sohnes war es auch.

Ebenso ist es mit der Liebe unseres Retters und Erlösers. Man muss sehr viel mehr Kraft aufbringen, Zorn zurückzuhalten, als man braucht, um ihn in Aktion zu bringen. Diese Stärke ist nur in der Liebe zu finden.

Als Rick das Gewehr wieder zurück in den Schrank stellte und diesen entschlossen zumachte, hatte er auch etwas in sich selbst zugeschlossen. Er würde seine Wut nicht ausleben. Er würde nicht Richter spielen und würde kein Urteil verhängen. Stattdessen wollte er sich wie ein Diener Gottes verhalten, und das bedeutete zu vergeben. Das wäre das Schwerste, was er jemals getan hätte. Und es würde einige Monate dauern und unzählige Gebete erforderlich machen. Aber durch die Kraft von Gottes Liebe konnte Rick Garman diesem jungen Mann vergeben, der seine geliebte Tochter mit brutaler Gewalt vergewaltigt hatte.

An jenem Tag hatte Rick Garmon eine Begegnung mit der verändernden Liebe in Form der Umarmung seines Sohnes gehabt. Gottes Liebe ist mehr als nur Gerede. Sie ist real. Sie verändert komplett die Art, wie wir denken und wie wir andere Menschen sehen und wie wir jeden Tag leben. Diese Liebe erlöst uns von dem bösen Kreislauf der rachsüchtigen Vergeltung.

Ich predige jetzt schon einige Jahrzehnte das Evangelium, und mit jedem Jahr, das vergeht, bin ich umso mehr davon überzeugt, dass die Mission in meinem Leben darin besteht, Menschen dabei zu helfen, dass sie Gottes Liebe begreifen. Mein Interesse an Nebensächlichkeiten hat stark abgenommen. Mir liegt nicht viel daran, bloß Nettigkeiten von mir zu geben und Trivialitäten zu lehren. Diese Welt ist völlig verzweifelt und erwartet von uns Christen, dass wir uns an die Hauptsache halten. Von daher steht heute Gottes erstaunliche Liebe stets im Mittelpunkt meiner Botschaft. Es ist eine Botschaft, die immer neu ist und niemals veraltet, staubig oder moderig wird.

Auf vielfache Weise lasse ich mich durch Johannes inspirieren, dem letzten lebenden Apostel. Jedermann weiß, was sein Hauptthema war: Die Liebe. Er betonte die Liebe im Evangelium, und die Liebe beherrschte auch seinen ersten Apostelbrief. Es heißt, dass als er älter wurde, er den Punkt erreichte, von wo an er nichts Anderes mehr lehrte. Vielleicht hat ihn dabei gelegentlich irgendein ungeduldiges Mitglied der Gemeinde unterbrochen und gesagt: „Bruder Johannes, das hast du doch schon gepredigt. Erzähl uns etwas Neues!“

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