Die Riesen im Inneren bekämpfen – Teil 38

Stelle Dich Deinem Unvermögen! – Teil 1

Jerry war ein schwer arbeitender Mann. Er hatte genau die Arbeitsstelle, die er sich schon immer gewünscht hatte. Und er mühte sich ständig ab, den Anforderungen gerecht zu werden. Dennoch war er zufrieden mit seinem Leben. Doch dann kam der große Machtwechsel.

Beinahe über Nacht veränderte sich alles in seiner Firma. Griffin, der Direktor, hatte das Unternehmen verlassen. Jerry war darüber schockiert und von ihm maßlos enttäuscht. Er schätzte diesen Mann sehr und hatte ihm vertraut. Dieser alte Mann hatte Jerry eine Chance gegeben und ihn in das mittlere Management befördert. Aus Dankbarkeit hatte er ihm treu gedient. Er hatte sich voll und ganz auf seine Arbeit fokussiert und es vermieden, etwas Negatives über seinen Chef zu sagen.

Jetzt musste Jerry den Preis für seine Loyalität bezahlen. Er konnte sehen, wie sich das ganze Szenario vor seinen Augen entfaltete. Er wurde nicht mehr zu den Sitzungen eingeladen, die seine Abteilung betrafen. Seine Kollegen fingen an, ihn zu übergehen. Sie waren jetzt die Favoriten im Management. Informationen bekam er nur noch in knappen Worten übermittelt, rein formell. In diesen Nachrichten war dafür aber auch jeder geringste Fehler in Jerrys Abteilung bis ins Detail dokumentiert. Jemand schien da unaufhörlich belastendes Material zu sammeln.

Jerry wusste, dass man vorhatte, ihn loszuwerden. Was ihn wirklich verletzte, war die neue Erkenntnis, dass die Sicherheit seines Arbeitsplatzes größtenteils von einem einzigen Mann abhängig gewesen war, dem ausgeschiedenen Direktor. Es begann Jerry zu dämmern, dass er nicht unersetzlich war. Er hatte lange Zeit mit vielen Aspekten seiner Arbeit zu kämpfen gehabt. Wenn er sich selbst mit den gnadenlosen Augen der neuen Managementgruppe betrachtete, konnte er sehen, dass er austauschbar war.

Die neue Gruppe hoffte ganz klar darauf, dass er von selbst kündigen würde. Aber er war kein Versager. Er war für diese Arbeit eingestellt worden, und er hatte weiterhin die Absicht weiterzumachen. Er beschloss, sämtliche Intrigen zu ignorieren und konzentrierte sich voll und ganz darauf, seine Arbeit gut zu machen. Dabei strengte er sich mehr an als jemals zuvor. Vielleicht würden sie, wenn er sich bewährte, ihre Meinung ändern und ihn behalten. Jerry betete dafür inständig zu Gott.

Doch mächtige Leute ändern nur selten ihre Gesinnung, und Gott griff auch nicht ein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm schließlich gesagt wurde, dass er sich zum 31. Dezember eine neue Arbeitsstelle suchen sollte.

Jerry konnte nicht umhin, dass er ein wenig die Fassung verlor, als er das hörte. Er stürmte in das Büro des stellvertretenden Geschäftsführers, der seine Kündigung veranlasst hatte. Jerry verlangte von ihm zu erfahren, weshalb er nach all den Jahren plötzlich nicht mehr gut genug für die Firma war. Dieser griff zu einer dicken Akte und begann aus den gesammelten Notizen die Probleme in Jerrys Abteilung vorzulesen. „Und da Sie es gewagt haben, hier hereinzuplatzen, haben Sie die Sache auf die Spitze getrieben und können jetzt gleich Ihren Schreibtisch räumen“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer.

Jerry wird niemals vergessen, wie er sich gefühlt hatte, als er seine persönlichen Sachen zusammenpackte. Jeder seiner Kollegen hielt in seiner Arbeit inne und beobachtete ihn dabei. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es im Büro. Dies waren seine Freunde. Sie waren wie Familienangehörige für ihn. Er hatte auch privat Kontakt zu diesen Leuten, hatte ihnen vertraut und hatte die besten Stunden des Tages mit ihnen verbracht. Jetzt waren sie zu Gaffern geworden, wie man sie kennt, wenn irgendwo auf der Straße ein Unfall passiert und schauten zu, wie seine Karriere zu Ende ging.

Jerry kam sich vor, als hätte er totalen Schiffbruch erlitten. Er war erledigt und fühlte sich ausgebrannt. Er hatte nur noch den einen Gedanken: „Ich habe komplett versagt.“

Der schlaksige, stille Junge hatte nicht viel Glück. Er hatte mit 7 Jahren schon anfangen müssen zu arbeiten, als seine Familie obdachlos wurde. Seine Mutter starb 2 Jahre später.

Bis Mitte 20 hatte er ständig Gelegenheitsarbeiten angenommen, und dann war ihm als Verkäufer gekündigt worden. Plötzlich kam ihm die Idee, seinen eigenen Laden aufzumachen. Dazu nahm er mit 23 Jahren einen Kredit auf, mit dem er sich in ein kleines Geschäft einkaufen konnte. Aber die Pechsträhne verfolgte ihn weiter. Sein Partner starb drei Jahre später. Somit hatten sich die Schulden des jungen Mannes verdoppelt, und es sah so aus, dass es Jahre dauern würde, bis er sie zurückzahlen konnte.

Was Beziehungen anbelangte, erging es ihm nicht besser. Mit fast 30 Jahren war er immer noch Junggeselle. Nachdem er vier Jahre um eine junge Dame geworben hatte, lehnte sie seinen Heiratsantrag ab. Schon wieder hatte er versagt. Das war er ja schon gewohnt.

Zwei Mal hatte er für den Kongress kandidiert und hatte natürlich verloren. Er nahm es gelassen hin, dass seine Qualifikation nicht ausreichte. Mit 37 Jahren wurde er schließlich doch in ein Amt gewählt, aber kurz darauf wieder abgewählt. Er konnte zwei Qualifikationen, die er für den Senat benötigte, nicht aufweisen. Er verlor auch bei der Kandidatur für das Vize-Präsidentenamt. Niemand war sich mehr bewusst, ein Versager zu sein, als er. Er sagte: „Ich bin der elendste Mensch auf Erden. Ich kann nicht sagen, ob es jemals besser wird.“

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