Die Riesen im Inneren bekämpfen – Teil 31

Entwaffne Deinen Zweifel – Teil 1

4 Zentimeter – wie können vier winzige Zentimeter solch einen gewaltigen Unterschied ausmachen und dermaßen viel Leid verursachen?

Wie können vier Striche auf einem Metermaß eine Familie so immens peinigen, eine Ehe belasten und die große Güte Gottes in Frage stellen?

„Ihre Tochter hat Mikrozephalie“, sagte der Arzt. „Ihr Kopf müsste eigentlich einen Umfang von 35 cm haben, aber er misst nur 31 cm.“

Susan dachte im Krankenhaus einige Tage lang über diese unheilvollen Worte nach. Ab jetzt war nichts mehr sicher. Mandy könnte vielleicht doch ein normales, glückliches Leben führen. Aber die Ungewissheit war grausam, beinahe unerträglich. Marshall, Susans Ehemann, war auswärts. Wie konnte er in einer Zeit wie dieser nicht bei ihr sein, in welcher Ärzte Worte gebrauchten wie „Wachstumsverzögerung“ und „schwerwiegend“?!

Seit Wochen betete die Familie Shelley inständig, verzweifelt und unaufhörlich. Zahllose Freunde schlossen sich ihr im Gebet an. Marshall war der erfolgreiche Herausgeber einer christlichen Zeitschrift. Ihn kannten viele Leute, und er war sehr beliebt. Aber Gott schien offensichtlich keine besonderen Segnungen für christliche Herausgeber parat zu haben, denn die folgenden Wochen schienen nur die schlimmsten Befürchtungen, die alle hegten, zu bestätigen. Das dritte Kind der Shelleys würde, wie es den Anschein hatte, niemals laufen, sprechen, sitzen oder ihre Bezugspersonen erkennen können. Ihr Leben würde bestimmt sein von Krämpfen, Krankenhausaufenthalten und einem unendlich breiten Spektrum von Medikamenten.

Als Mandy drei Monate alt war, wurde Grauer Star in ihren Augen diagnostiziert. Eine korrigierende Operation war möglich. Aber würde das wirklich etwas bringen? Susan konnte sich nicht sicher sein, ob ihre Tochter jemals ihr Gesicht sehen oder ihre Stimme hören würde. Das ganze Familienleben wurde total durch die Versorgung des leidenden, nicht reagierenden Kindes dominiert. Hier handelte es sich um einen unbefristeten Ernstfall, eine Krise, die sich nicht mehr auflösen würde. Acht Stunden brauchte es allein, um Mandy zu füttern. Fahrten ins Krankenhaus mitten in der Nacht gehörten zum Alltag.

In der Zwischenzeit nahmen die Spannungen zwischen Susan und ihrem Mann Marshall zu. „Wo war Gott? ER wäre mehr als willkommen, wenn Er sich nur zeigen würde. Dann würde alles gut werden“, dachten die beiden.

Mitten in Mandys Betreuung kam die Überraschung. Susan war wieder schwanger. Hier zeigte sich endlich ein Sonnenstrahl – eine Botschaft, dass Gott ihren starken Glauben in schweren Zeiten erkannt hat. Und dieses Kind sollte ihr erster Sohn sein.

Als Susan im fünften Monat war, ging sie zum Arzt, um eine Ultraschall-Untersuchung durchführen zu lassen. Danach stellte er folgende Diagnose: „Der Fötus zeigt ein missgebildetes Herz auf. Die Aorta ist damit nicht richtig verbunden. Außerdem fehlen Teile im Kleinhirn. Das Kind würde einen Klumpfuß, einen Gaumenspalte, vielleicht eine Hasenscharte und möglicherweise sogar ein gespaltenes Rückgrat haben. Dann wäre es nicht lebensfähig.“ Der kleine Junge würde in diesem Fall eine spontane Fehlgeburt erleiden; wenn nicht, würde er nicht lange außerhalb der Gebärmutter am Leben bleiben. Der Arzt empfahl eine „Beendigung der Schwangerschaft“. Doch Susan, die Gott immer noch als Geber und Nehmer von Leben ehrt, trug das Kind aus. Die Zeit, um ihren kleinen Sohn kennen zu lernen, dachte sie, wird wahrscheinlich nur wenige Wochen betragen.

Die Familie Shelley betete nun auch noch für das Überleben und die Gesundheit dieses Kindes. Und wieder bekamen sie Unterstützung von ihren Freunden in Form von Fürbitte und in anderen Dingen. Der kleine Junge wurde schließlich geboren, nahm einen tiefen Atemzug und lief dann aber blau an. Nur zwei Minuten, nachdem er in diese Welt gekommen war, starb er. Sein Name war Toby, nach dem biblischen Tobias, was „Gott ist gut“ bedeutet. Es ging nicht darum, was die Familie fühlte, sondern darum, dass sie immer noch gläubig war.

Nur wenige Monate später folgte Mandy ihrem kleinen Bruder in die nächste Welt, und sie wurde direkt neben ihm begraben – zwei winzig kleine Särge, zwei Gräber, zwei schmerzliche Verluste.

Susan weinte bitterlich darüber, dass sie ihre beiden Kinder verloren hatte. Ihre Gebete zu Gott waren aber nun voller Zorn und Anklage. Wenn Gott nicht besser für Seine Kinder hier auf der Erde sorgen konnte, wie sollte sie da wissen, dass es ihnen von nun an besser gehen würde? Die Leute in ihrer Umgebung hatten die gewöhnlichen Antworten parat, wie z. B. dass Gott
Leid nun einmal zulässt. Aber keine davon konnte Susan trösten. Sie brauchte etwas für ihre Seele. Drei Nächte lang lag sie wach und bat Gott nur um eine einzige Sache: Die Zusicherung, dass Mandy und Toby sicher aufgehoben und gesund waren sowie dass man sich gut um sie kümmerte.

Nur eine einfache Antwort würde ihr schon ausreichen. Nur eine einzige Geste aus der Hand Dessen, Der Liebe schenkt. Dann könnte Susan ihre Kinder loslassen. Sie betete und lauschte dabei angestrengt in die Stille.

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