Wie Gott in Seinen Kindern wirkt – Teil 13

Kapitel 24
Die unbekannten Heiligen

Der britische Dichter William Wordsworth schrieb einmal in einem bemerkenswerten Abschnitt, dass er glaube, dass es viel mehr Dichter auf der Welt gäbe wie vermutet: „Menschen, ausgestattet mit den höchsten Gaben, der Vision und der göttlichen Fähigkeit“, die jedoch unbekannt wären, weil sie es nicht geschafft haben, die Gabe der Dichtkunst zu kultivieren.

Dann fasst er seinen Glauben in einem Satz zusammen, der eine Wahrheit enthält, die wohl weit darüber hinausgeht, was er zu dieser Zeit im Sinn hatte:

„Die stärksten Geister sind oft jene, von denen die lärmende Welt am wenigsten hört.“

Die meisten von uns würden in nüchternen Momenten die Zuverlässigkeit dieser Beobachtung zugeben; doch die harte Tatsache ist, dass es für die durchschnittliche Person nicht die Feststellungen in nüchternen Momenten sind, welche die funktionierenden Philosophien bestimmen; vielmehr sind es die seichten, trügerischen Meinungen, die den Menschen durch die „lärmende Welt“ aufgedrängt werden. Die menschliche Gesellschaft ist generell (und ganz besonders in Amerika) dem Irrtum verfallen davon auszugehen, dass Größe und Ruhm gleichwertig seien. Die Amerikaner scheinen stillschweigend anzunehmen, dass jede Generation eine bestimmte Anzahl von hochbegabten Menschen hervorbringen und dass der demokratische Prozess diese Menschen zielsicher finden und für deren Berühmtheit sorgen würde. Wie sehr können sich Menschen doch irren!

Wir müssen uns vertraut machen mit den großen Namen unserer Zeit und ihnen sogar zuhören, um herauszufinden, wie erbärmlich mangelhaft die meisten dieser Persönlichkeiten sind. Viele scheinen zu ihrer gegenwärtigen Berühmtheit gekommen zu sein durch

  • Einfluss
  • Prostitution
  • Unverfrorenheit
  • Unverschämtheit
  • Glückliche Umstände

Wir wenden uns mit Übelkeit von ihnen ab und fragen uns in einem entmutigenden Moment, ob dies das Beste ist, was die menschliche Rasse derzeit produzieren kann. Doch wir gewinnen unsere unerschütterliche Ruhe durch die vorteilhafte Rückbesinnung auf einige schlichte und ehrliche Menschen, die wir kennen, die nicht viel gepriesen und besungen werden und die aus einem ungeheuerlichen Holz gemacht sind, das edler ist als die Angeber mit ihren gewaltigen Stimmen, welche zu viele die höchsten Ämter im Land bekleiden.

Wenn wir das Leben ständig beobachten und es als Ganzes betrachten, müssen wir uns ernsthaft darum bemühen, uns von der Macht dieser falschen Philosophie loszureißen, die Größe mit Ruhm gleichsetzt. Diese beiden Begriffe sind oft Ozeane und ganze Kontinente voneinander entfernt.

Wenn die Gemeinde von Jesus Christus ein Leib wäre, der von der Welt nicht beeinflusst würde, könnten wir dieses Problem über Bord werfen und es den säkularen Philosophen überlassen und unserem Alltag nachgehen. Aber die Wahrheit ist, dass Kirchen und Gemeinden ebenfalls an dieser üblen Ansicht leidet. Christen sind der Gewohnheit verfallen, die lautesten und notorischsten unter ihnen als die Besten und Größten anzunehmen. Sie haben zu intensiv gelernt, Popularität mit Vorzüglichkeit gleichzusetzen. Und im offenen Trotz gegen die Bergpredigt, zollen sie:

  • Nicht den Demütigen Anerkennung, sondern den Forschen
  • Nicht den Leidtragenden, sondern den Selbstbewussten
  • Nicht denen, die reinen Herzens sind, die nur auf Gott schauen, sondern den Publicity-Jägern, die Schlagzeilen machen wollen

Wenn wir die Aussage von Wordsworth interpretieren wollten, könnten wir Folgendes sagen: „Die reinsten Heiligen sind oft diejenigen, von denen die laute Kirche am wenigsten hört.“ Das wäre eine echte, tiefgehende und wundervolle Wahrheit.

Nachdem ich mehr als 30 Jahre lang die religiöse Szene beobachtet habe, bin ich zwangsläufig zu dem Schluss gekommen, dass Heiligkeit und Kirchenleiterschaft oft nicht gleichbedeutend sind. Ich habe bei vielen Gelegenheiten begnadigten Christen gepredigt, die so viel weiter in die süßen Geheimnisse Gottes eingedrungen waren als ich, so dass ich mich tatsächlich dazu unwürdig fühlte, ihnen die Schuhe zu binden. Doch sie saßen sanftmütig da und hörten zu, während ein ihnen weitaus unterlegener Geistlicher im Rampenlicht stand und Wahrheiten, mit denen sie schon seit langem vertraut waren und damit wunderschöne Erfahrungen gemacht hatten, mangelhaft erklärte. Sie mussten gewusst und gefühlt haben, wie viel Theorie und wie wenig echte Erkenntnis des Herzens in dieser Predigt vorhanden war. Aber sie sagten nichts dazu, und zweifellos schätzten sie das wenige Gute, was in dieser Botschaft enthalten war.

Wäre die Kirche ein reiner, vom Heiligen Geist erfüllter Körper, der voll und ganz von geistlicher Gedankenarbeit gelenkt würde, würden mit Sicherheit die reinsten und heiligsten Männer und Frauen am meisten geschätzt und geehrt werden. Aber leider ist das Gegenteil der Fall. Gottesfurcht wird nicht mehr geachtet, höchstens noch von sehr alten Menschen, die kurz vor dem Ableben stehen. Die heiligen Seelen werden in dem Trubel der religiösen Aktivität vergessen. Gefragt sind die Lauten, Forschen und Unterhaltsamen, die in jeder Form belohnt werden mit:

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