Wie Gott in Seinen Kindern wirkt – Teil 12

Kapitel 22
Selbsttäuschung und wie man sie vermeidet

Von allen Formen der Täuschung ist die Selbsttäuschung die tödlichste, und von allen getäuschten Personen sind es diejenigen, die einer Selbsttäuschung erlegen sind, welche den Betrug am wenigsten aufdecken können.

Das hat einen einfachen Grund. Wenn ein Mensch von einem anderen getäuscht wird, geschieht das gegen seinen Willen. Der Getäuschte muss da regelrecht gegen einen Feind kämpfen und wird zum zeitweiligen Opfer der List des Betrügers. Da der Getäuschte damit rechnen muss, dass sein Feind über ihn die Kontrolle gewinnt, ist er achtsam und wird schnell misstrauisch. Unter gewissen Umständen ist es möglich, dass jemand hin und wieder und für kurze Zeit getäuscht wird. Doch wenn das Opfer dahinterkommt, kann es aus der Falle ausbrechen und fliehen.

Mit einer Person, die einer Selbsttäuschung unterlegen ist, ist das anders. Sie ist ihr eigener Feind und betrügt sich selbst. Sie will die Lüge glauben, und sie ist in einer so schlechten psychologischen Verfassung, dass dies möglich ist. Sie widersteht der Täuschung nicht, sondern arbeitet mit ihr zusammen gegen sich selbst. Da findet kein Kampf mehr statt, weil das Opfer bereits kapituliert hat, BEVOR der Kampf begonnen hat. Die betroffene Person genießt es sogar, sich selbst etwas vorzumachen.

Es ist tatsächlich möglich, Betrug an der eigenen Seele zu begehen und diesen bis zum Jüngsten Gericht beizubehalten.

Galater Kapitel 6, Vers 3

Denn wenn jemand sich dünken lässt, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst in seinem Sinn.

Dem stimmt auch der Apostel Jakobus zu:

Jakobus Kapitel 1, Vers 26

Wenn jemand Gott zu dienen meint und dabei seine Zunge nicht im Zaume hält, vielmehr sein Herz (= sich selbst) betrügt, dessen Gottesdienst (oder: Frömmigkeit) ist nichtig.

Je weiter wir in das Heiligtum hineinkommen, umso größer wird die Gefahr der Selbsttäuschung. Der tief religiöse Mensch ist dafür anfälliger als der laxe Typ, der mit der Religion lässig umgeht. Letzterer kann zwar leicht getäuscht werden, aber er unterliegt nicht so leicht einer Selbsttäuschung.

Unter dem Druck der tiefen geistlichen Umsicht und in der Zeit, bis sein Herz vollständig vom Heiligen Geist erobert wurde, kann sich ein Mensch dazu getrieben fühlen, jeden Trick anzuwenden, um sein Gesicht und den Schein seiner alten Unabhängigkeit zu wahren. Das ist immer sehr gefährlich, und wenn man darauf beharrt, kann sich das als verhängnisvoll und katastrophal erweisen.

Das gefallene Herz ist von Natur aus götzendienerisch. Da scheint es keine Grenzen zu geben, wenn es darum geht, sein Idol zu bewahren, während man sich gleichzeitig ständig selbst einredet, dass man Jesus Christus allein vertrauen würde. Es ist ein Gewaltakt der Ablösung nötig, um jemanden von einem insgeheimen Idol zu befreien. Und da nur sehr wenige Christen in unseren Tagen verstehen, dass solch ein Akt nötig ist und nur wenige von denen, die darüber Bescheid wissen, dazu bereit sind, einen solchen vorzunehmen, ist die Folge davon, dass relativ wenige bekennende Christen jemals die schmerzvolle Erfahrung einer solchen Entsagung gemacht haben, welche die Herzen von der Abgötterei befreit.

Das Gebet ist für gewöhnlich in diesem Fall zu empfehlen, da es das Allheilmittel gegen alle Krankheiten und der Schlüssel ist, um jede Gefängnistür zu öffnen. Man kann nur schwer die Vorteile und das Vorrecht des vom Heiligen Geist inspirierten Gebets überschätzen. Doch wir müssen dabei bedenken, dass wir weise und wachsame Beter sein müssen, um nicht selbst zu einer Quelle der Selbsttäuschung zu werden.

Darüber hinaus gibt es so viele Arten des Gebets wie es Probleme gibt, und einige sind für Gott nicht annehmbar. Die Propheten des Alten Testaments beschuldigten die Angehörigen des Volkes Gottes, dass sie versuchten, ihre Bosheiten hinter ihren Gebeten zu verbergen. Jesus Christus lehnte die Gebete von Heuchlern kategorisch ab, und Jakobus erklärte, dass einige religiöse Menschen beten und deren Gebete von Gott nicht erhört werden, weil sie verkehrt beten.

Um der Selbsttäuschung zu entfliehen, muss der betende Mensch mit sich selbst und mit Gott im Reinen und Ihm gegenüber aufrichtig sein. Er kann keinen Schutz beim Kreuz suchen, während er in seiner Brusttasche das Feingold hat und unter seinem Mantel babylonische Gewänder trägt. Die Gnade Gottes wird nur einen reumütigen Sünder schützen, doch niemals die unverbesserlichen Sünder und deren Idole. DER GLAUBE wird einen Sünder gerecht machen, aber niemals einen Sünder, der noch an seinen Sünden hängt.

Kein Flehen wird Böses gut und Falsches richtig machen. Ein Mensch kann sehr darin engagiert sein, mit Gott demütige Gespräche zu führen und dennoch erfahren, dass Gott nicht darauf reagiert. Das kann daran liegen, dass ihm nicht bewusst ist, dass er das Gebet nur dazu benutzt, um seinen Ungehorsam gegenüber Ihm zu verbergen. Er kann dabei stundenlang in Sack und Asche liegen, aber dennoch kein höheres Motiv haben, als zu versuchen, Gott davon zu überzeugen, sich auf seine Seite zu begeben, damit seine eigenen Ziele gelingen. Er kann in einer Welle von Selbst-Anschuldigung vor Gott katzbuckeln, sich aber gleichzeitig weigern, seine geheimen Sünden aufzugeben, wobei seine Bitten von Gott abgelehnt werden. Das kann passieren.

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