Die Verwandlung – Teil 22

Was Angst niemals vermag

1.Johannes Kapitel 4, Vers 18

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, weil die Furcht mit Strafe zu tun hat; wer also Furcht empfindet, der ist in der Liebe noch nicht zur Vollendung gelangt.

Wer könnte die junge Mutter verurteilen? Sie war Anfang dreißig und Mutter von zwei Kindern. Ihr jüngster Sohn war bereits mit 6 Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Oft mussten ihn die Eltern in einem so kritischen Zustand ins Krankenhaus bringen, dass sie nicht sicher sein konnten, ihn je wieder nach Hause holen zu können.

Die Familie befand sich in großer Not, schien sie aber mit Leichtigkeit hinzunehmen. Der Vater und die Mutter der Kinder waren in christlichen Elternhäusern aufgewachsen und bestrebt, Gott treu zu folgen. Doch der Krankheitsstress zerstörte mit der Zeit auch die Ehe der Eltern. Nachdem ihr Mann sie verlassen hatte, trug die junge Mutter nun die alleinige Verantwortung für ihren kranken Sohn.

Vor Schmerz überwältigt, sagte sie, sie sei sich nicht mehr sicher, ob Gott überhaupt existiere, und wenn es Ihn gäbe, sei Er nicht Der, für den sie Ihn gehalten hatte. Sechs Jahre Gebet für den Sohn waren ohne Frucht geblieben. Jetzt war sie allein, desillusioniert und wütend.

Sie konnte sich niemals wirklich entspannen und am eigenen Kind erfreuen, weil sie nicht wusste, ob es am nächsten Tag noch leben würde. Sie sagte: „So kann ich nicht weiterleben. Was auch immer Gott von mir erwartet, ich kann es Ihm einfach nicht geben.“ Sie war der Ansicht, die erdrückende Not deute auf ihren Unglauben und den Verlust ihrer Gunst bei Gott hin.

Andere sind der Ansicht, ihre angenehmen Lebensumstände seien der Beweis für ihre Treue, und sie hätten sich Gottes Zuneigung verdient.

In beiden Fällen lebt man in einer Tyrannei, in der Gunst zu bleiben. Das hat seinen Preis.

Weißt Du, was eine „Gunstschwelle“ ist? Das ist die unsichtbare Linie, die uns sagt, ob wir den Erwartungen einer Person Genüge getan haben, sodass diese uns anerkennt oder nicht. Es ist unmöglich, in dieser Welt zu leben, ohne die Auswirkungen davon auf das Alltagsleben zu erkennen.

Unsere Eltern hatten eine Gunstschwelle. Wir wussten, was sie auf uns Stolz machte und was ihren Unmut oder gar Zorn hervorrief. Wie war es bei Dir? Hatten Deine Eltern angemessene Erwartungen? Dann konntest Du das Spiel mit der Gunstschwelle spielen, indem Du Dich entsprechend nett verhieltest, wenn Du etwas von ihnen haben wolltest oder etwas vor ihnen verbargst, wenn dies eine Strafe nach sich gezogen hätte. Waren die Erwartungen Deiner Eltern jedoch unvernünftig, dann bist Du vielleicht ohne jegliche Anerkennung aufgewachsen.

Die gleiche Gunstschwelle fanden wir während unserer Schulzeit vor – wenn auch in abgestufter Form. Je besser wir die Erwartungen erfüllten, desto bessere Noten bekamen wir und desto größer war die Anerkennung seitens der Lehrer und wiederum der Eltern.

Wir haben schnell herausgefunden, dass auch unsere Freunde solche Gunstschwellen haben, um Vorzüge aus ihrer Freundschaft mit uns zu ziehen. Enttäuscht man sie, können sich unsere so genannten Freunde von einem Moment zum nächsten gegen uns wenden. Auch in der Arbeitswelt findet sich diese Gunstschwelle. Wer Erwartungen erfüllt oder übertrifft, erwirbt die Gunst des Chefs und zwar mit allen damit einhergehenden Vergünstigungen.

Wir haben gelernt, in dieser Welt zu überleben, indem wir uns bei Bedarf bei irgendwelchen Menschen einschmeicheln. Es ist daher nur allzu verständlich, dass wir davon ausgehen, dass auch Gott eine Gunstschwelle hat.

Solange unsere Lebenslage erfreulich oder wenigstens erträglich ist, denken wir vielleicht weniger über Gottes Gunst nach. Wenn jedoch Ärger oder Enttäuschungen unser friedliches Dasein beeinträchtigen, fangen wir an, uns zu fragen, was Gott für uns empfindet: „Liebt Er mich? Habe ich Ihn gekränkt? Tue ich nicht genug dafür, dass Er mich liebt?“ Der Kampf mit diesen Fragen lässt uns automatisch an die Gunstschwelle denken, da wir danach Ausschau halten, wie wir wieder auf Gottes gute Seite zurückkommen können.

König David hat sehr passend ausgedrückt, wie die Gunstschwelle unsere Suche nach Gott überschattet:

Psalmen Kapitel 15, Verse 1-3a

HERR, wer darf Gast sein in Deinem Zelte, wer wohnen auf Deinem heiligen Berge? 2 Wer unsträflich wandelt und Gerechtigkeit übt und die Wahrheit redet, wie’s ihm ums Herz ist; 3 wer keine Verleumdung mit seiner Zunge umherträgt.

David fügt noch eine Liste von Eigenschaften hinzu, wodurch man sich qualifizieren kann, um vor den heiligen Gott treten zu dürfen. Andere Aufzählungen in der Bibel scheinen diese Aussage zu untermauern:

  • Die 10 Gebote
  • Der Missionsbefehl
  • Die Frucht des Heiligen Geistes

um nur einige zu nennen.

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