Geboren nach Mitternacht – Teil 3

Übersetzung des Buches „Born After Midnight – Spiritual Renewal Comes To Those Who Want It Badly Enough“ (Geboren nach Mitternacht – Geistliche Erneuerung kommt zu denen, die sie inständig wünschen“ von A. W. Tozer.

Kapitel 3 – Der Glaube ist eine Reise und nicht das Ziel

Apostelgeschichte Kapitel 2, Vers 42

Sie hielten aber beharrlich fest an der Lehre der Apostel und an der (brüderlichen) Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den (gemeinsamen) Gebeten.

Lukas sprach hier von Tausenden von Gläubigen, die das Wort angenommen und sich hatten taufen lassen, nachdem Petrus an diesem denkwürdigen Pfingstsonntag gepredigt hatte.

Die Bekehrung all dieser Menschen zu Jesus Christus war nicht das Ziel, sondern der Anfang einer Reise. Und genau darauf liegt die biblische Betonung und nicht auf eine „Erlösung aufgrund von logischer Schlussfolgerung“.

Heute wird alles an diesem anfänglichen Glaubensakt festgemacht. In einem gewissen Moment wird „Entscheidung“ für Jesus Christus getroffen, und danach läuft alles automatisch ab. Da werden dann nicht mehr viele Worte gelehrt, und man geht unbeabsichtigt von falschen Vorstellungen aus, weil man den Fehler begangen hat, bei der evangelikalen Predigt eine Bibelstelle überzubetonen. Die evangelikalen Kirchen machen sich fast alle schuldig an dieser einseitigen Ansicht im Hinblick auf das christliche Leben, und da diese Grundlagen nicht im Lot sind, nimmt der Tempel Gottes gefährlich ab und droht zu stürzen, wenn nicht schnell Korrekturen vorgenommen werden.

In ihrem Eifer Menschen zu bekehren, lassen es die evangelikalen Kirchen zu, dass ihre Zuhörer davon ausgehen, dass deren einzige Verantwortung darin bestünde, dass sie sich ein einziges Mal zum Glauben an Jesus Christus bekennen. Das ist ein sehr unklarer Weg, Gottes Gnade zu ehren und Ihn zu verherrlichen, wobei man Jesus Christus zu dem Urheber eines grotesken Systems macht, welches nicht funktioniert und das sich in der Bibel NICHT als Wahrheit findet.

In der Apostelgeschichte war DER GLAUBE für jeden Bekehrten immer erst der Anfang und nicht das Ende. Es war für sie eine Reise und kein Bett, in das man sich legt, um in aller Ruhe den Tag des Triumphs des HERRN abzuwarten. DER GLAUBE war für sie nicht eine einmalige Handlung, sondern viel mehr als das; es war für die ersten Christen eine Herzenseinstellung und eine Gesinnung. Sie fühlten sich dazu inspiriert und in der Lage, täglich ihr Kreuz auf sich zu nehmen und dem Lamm Gottes zu folgen, wo immer es auch hinging.

Die Bekehrten hielten an DEM GLAUBEN beständig fest, schreibt Lukas. Geht daraus nicht ganz klar hervor, dass sie noch etwas Anderes taten, als lediglich ein einziges Mal ein Glaubensbekenntnis abzugeben? An einem bestimmten Tag waren sie zu DEM GLAUBEN gekommen, ließen sich daraufhin taufen und wurden dadurch der Gemeinde von Jesus Christus teilhaftig.

Sehr gut, aber wie ging es dann am nächsten Tag, dem Tag darauf und die Woche darauf weiter?
Wie konnten andere Menschen wissen, dass ihre Bekehrung echt war? Wie konnten sie sich den schlimmen Herausforderungen stellen, die Entscheidungen erforderlich machten?
Wie kam es, dass sie nicht unter dem psychologischen Druck einknickten, den die Massen in ihrem religiösen Fanatismus auf sie ausübten?

Offensichtlich gab es da nur eine Methode: Sie mussten an der Lehre der Apostel und an der (brüderlichen) Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den (gemeinsamen) Gebeten festhalten.

Sie hielten nicht nur daran fest, sondern sie blieben beharrlich dabei. Diese Beharrlichkeit half ihnen, den massiven Widerstand auszuhalten. Sie ist dann notwendig, wenn man körperlich oder geistlich angegriffen wird. Die Geschichte der frühen Christen zeigt auf, dass DER GLAUBE ständig Feuerproben ausgesetzt war. Die Opposition war bittere Realität.

Hier sehen wir eine offenkundige Diskrepanz zwischen dem biblischen Christentum und dem heutigen evangelikalen Religionssystem, die sich ganz besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika zeigt. Mir wurde gesagt, dass in bestimmten anderen Ländern einige unserer Geschwister schmerzvolle Verfolgung leiden und dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen, um Menschen zu Jesus Christus zu gewinnen. Ihnen gilt meine höchste Bewunderung. Das kann ich allerdings nicht über die amerikanischen religiösen Schwächlinge in evangelikalen Kreisen sagen.

Um in Amerika Menschen zu bekehren, sehen sich die evangelikalen Prediger genötigt, die Schwierigkeiten herunterzuspielen, die DER GLAUBE mit sich bringt. Der geistliche Friede und der weltliche Erfolg, den all jene genießen, die Jesus Christus annehmen, werden in ein irreales Licht gerückt. Man muss den Zuhörern versichern, dass das Christentum jetzt eigentlich eine respektable Sache ist und dass Jesus Christus auch bei den hohen Persönlichkeiten der Politik, bei den Wohlhabenden der Geschäftswelt ist und auch gut zu den Hollywood-Swimmingpools passt. Dadurch wird sicher gestellt, dass Sünder, welche die Hölle verdienen, das Christsein insofern zu „akzeptieren“, wie ihnen Nutzen bringt. Der Eine oder Andere wird zwar hin und wieder eine Träne herausquetschen als Beweis für seine Aufrichtigkeit und sein Beugen vor dem HERRN; doch kommt man beim näheren Hinsehen zu dem Schluss, dass es unecht ist. Sie verhalten sich wie ein junges Paar, welches sich bei einem langweiligen, aber sehr reichen alten Onkel einschleimt, um später im Testament berücksichtigt zu werden.

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