Sternentore – Teil 3

Dies ist eine Artikelserie von Dr. Thomas Horn und Chris Putnam über ihr neuestes Buch „On the Path of the Immortals“ (Auf dem Weg der Unsterblichen).

Quelle

Der Sonnentempel

Nachdem wir das Innere dieser urzeitlichen Kiva gefilmt und wir bestimmte Aspekte für die kommende Spezial-Fernsehsendung festgehalten hatten, kehrten wir an die Oberfläche zurück. Daraufhin fragte unser Führer, was wir noch hofften sehen zu können, wozu wir eine Sondergenehmigung bräuchten. Carl nannte ihm dann den Namen von speziellen Ruinen, von denen er gehört hatte und sprach von den besonderen Felsenzeichnungen, auf denen Riesen zu sehen waren und von anderen Bildern, die alttestamentliche Szenen zeigten, die ich gern sehen wollte.

Der Cherokee-Indianer nickte, lächelte und sagte dazu: „Ich kenne die Orte, von denen du sprichst. Eine Stätte wird ‚der Sonnentempel‘ genannt. Er befindet sich auf der anderen Seite dieser Hochebene. Wir wissen nicht, wozu er gebaut wurde, aber die Anasazis haben ihn unvollendet stehen lassen. Darüber hinaus kann ich euch sagen, wo die Felsenzeichnungen in dem Reservat zu sehen sind, nach denen ihr sucht. Aber ich kann nicht mit euch dorthin gehen.“

Bei dem Sonnentempel handelte es sich tatsächlich um die Ruine, die ich besichtigen wollte, weil es eine große, bedeutsame Stätte ist, die viel Geheimnisvolles in sich birgt, von dem niemand etwas weiß, nicht einmal die Archäologen und die Kulturhistoriker. Ein ausgewaschenes Steinbecken mit drei Einbuchtungen an der südwestlichen Ecke der Struktur verriet uns, dass es eventuell als Sonnenscheibe verwendet wurde, um die Wechsel der Jahreszeiten zu bestimmen. Zwei Kivas ganz oben auf der Struktur sowie das Fehlen von jeglichen Fenstern und Eingängen überall weisen daraufhin, dass es sich dabei nicht um eine Wohnstätte gehandelt hat, was die modernen Pueblo-Indianer dazu veranlasst hat zu glauben, dass es eine Zeremonienstätte für rituelle Zwecke gewesen sei, welche dem Sonnengott geweiht war. Die vielen herunter gefallenen Steine, die bei dem Aushub entfernt wurden, zeigen auf, dass die ursprünglichen Wände etwa 33,5-43 m
hoch gewesen sein mussten. Dabei handelte es sich um dicke Doppelkonstruktionen, deren Zwischenräume mit Schuttgestein aufgefüllt waren, um sie zu stärken und zu isolieren. Nach der ausgiebigen Besichtigung des Sonnentempels und dem Vergleich mit anderen mesoamerikanischen Kulturen und deren Gebäude war ich der Meinung (die so gut ist wie jede andere, da wir es nicht zu 100 % wissen können), dass dieser Ort wohl eine Stätte war, an der Menschen geopfert wurden, ähnlich wie bei den Azteken und Mayas.

Ich behaupte dies aus verschiedenen Gründen:

  1. Von Dr. Don Mose jr, einem Medizinmann in der dritten Generation, mit dem wir während unserer Forschungsreise stundenlang gesprochen haben (und über den wir im Verlauf dieser Artikelserie noch mehr erfahren), sagte uns, dass die ältesten Legenden der Anasazi-Indianer, die ihm von seinem Urgroßvater erzählt wurden (und die dieser wahrscheinlich von seinen Vorfahren erfahren hatte), Geschichten enthielten, in denen es hieß, dass die Anasazis Zauberei betrieben, Opfer dargebracht hätten und zu Kannibalen wurden, nachdem sie „ihren Weg verloren“ hatten und dass sie durch ein Reptilwesen in den Wahnsinn getrieben wurden, das sie in ihren Felszeichnungen mit einem Heiligenschein über dem Kopf dargestellt haben. (Wir haben Bilder von diesem Wesen auf den Felszeichnungen in der Schlucht gefilmt. Und ich glaube, sie geben Zeugnis über das gefallene Reptil [oder die Reptilien], das oder die wir von der Bibel her kennen, die ebenfalls Menschen fehlgeleitet haben.)
  2. Blutopfer waren eine religiöse Aktivität bei den meisten vorneuzeitlichen Kulturen im Verlauf ihrer Entwicklung, wozu auch die Anrufung von Göttern gehörte. Und der „Sonnengott“ war das typische Oberhaupt dieser Götzen. Dabei wurden sowohl Tiere als auch Menschen geopfert, oder man ließ während der Rituale Gemeindemitglieder zur Ader, was von ihren Priestern überwacht wurde. In der Tat glaubten die Mayas – die die Anasazis beeinflusst haben oder umgekehrt – , dass nur dann die Sonne für sie aufginge, wenn sie jeden Tag den Göttern etwas oder jemanden opferten.

Wir werden wahrscheinlich niemals mit Sicherheit wissen, für was dieser Anasazi-Sonnentempel oder die anderen Gebäude, welche dieses Volk errichtet hat, standen, weil alles stillgelegt ist. Es gibt Beweise für eine 23 Jahre lange Dürre in der Zeit von 1276-1299 n. Chr., was an den alten Baumringen nachgewiesen werden kann, und viele glauben, dass dies der Grund gewesen war, weshalb die Anasazi-Indianer von diesem Gebiet fortgezogen sind. Das große Problem bei dieser Theorie ist, dass sie nicht erklärt, weshalb sie all die wichtigen Nahrungsmittel, Salz, Kleidungsstücke und alles Übrige, was für ihr Überleben notwendig war, zurückgelassen haben. Andere Theorien lauten, dass die Bevölkerung wuchs, dass es soziale Spaltungen oder es einen Krieg zwischen den Gemeinschaften gab. Doch auch dafür existieren keinerlei Beweise, welche diese Schlussfolgerungen stützen, und die Forschungsabteilung des National Park, die Archäologen und selbst die eingeborenen Völker geben zu, dass man unmöglich sicher wissen kann, weshalb diese geheimnisvollen Felsenbewohner an einem Tag noch da waren und am nächsten Tag verschwunden. Selbst die Vermutung der Historiker, dass die modernen Pueblo-Völker der Hopi-, Zuni-, Acoma- und Lagua-Indianer Nachkommen der Anasazis sein sollen, ist eine Theorie, die im Widerspruch zu ihren eigenen Geschichten steht.

Der Auszug aus dem Artikel endet hier. Lesen Sie den gesamten Artikel als PDF.